Klimanotstand und Biodiversitätskrise spielen für den Leipziger Stadtrat offenbar keine Rolle. Alle Bekenntnisse zu einer „Kommune der Biologischen Vielfalt“ und zur „Baumstarken Stadt“ sind nur Lippenbekenntnisse, „Leipzig wächst nachhaltig“ ist Augenwischerei, denn das Gegenteil wird praktiziert: Kahlschlag. Wir können es uns nicht leisten, gesunde, alte, ökologisch wertvolle Bäume zu fällen! Damit gehen Klimaschutzfunktion und Lebensräume verloren. Leipzig hätte die Chance, mitten in der Innenstadt nicht nur einen Platz der Biologischen Vielfalt zu erhalten, sondern könnte vorbildhaft zeigen, wie eine klima- und naturverträgliche Gestaltung dieses Areals aussehen könnte, stattdessen erfolgt in Salamitaktik die Rodung sämtlicher Gehölze. Alte Bäume, Ruderalflächen und wertvolle Hecken sollen Glas und Beton weichen, Lebensraum für diverse Arten geht verloren und das in einem bereits von Naturzerstörung gekennzeichneten Umfeld in der Leipziger Innenstadt. Bald werden Grasmücken, Gelbspötter, Grünspecht, Nachtigall und Co. hier verschwunden sein. Leipzig schrumpft!
Nachdem es bereits mehrfach allen Protesten zum Trotz großflächige Rodungen gab, wurden am 27. Februar 2023 auf einem weiteren Teilabschnitt alle Bäume gefällt und alle Sträucher beseitigt, ohne Rücksicht auf mögliche Winterquartiere von Tieren im Unterwuchs. Äußerst kurzfristig hatte die Stadtverwaltung über die geplante Naturzerstörung informiert, der NABU Leipzig hatte daher für den Vormittag zu einer Protestkundgebung am Ort der Zerstörung aufgerufen. Die Demonstranten konnten mitverfolgen, wie direkt in Sichtweite des Rathauses, die Stadtnatur vernichtet wurde – Kettensägen und brechende Baumriesen sind ein Symbol für die fehlgeleitete Stadtpolitik, denn der Leuschnerplatz ist nur ein Beispiel für viele vergleichbare Bauprojekte, zunehmende Flächenversiegelung und rücksichtslose Fällung von Stadtbäumen. Ein unzeitgemäßer Zustand, der auch die Gesundheit der Menschen in der Stadt mehr und mehr gefährdet.
Entsprechend einer Medieninformation der Stadtverwaltung sollten 29 Bäume gefällt sowie ökologisch wertvolle Hecken gerodet werden. Es ist löblich, dass zuvor wenigstens die gesetzlich geforderten Untersuchungen durchführt wurden, und es ist verwunderlich, weshalb es dafür erst Druck der Bürger bedarf. Solange es aber netto trotzdem zu einem ersatzlosen Verlust von Lebensräumen und Klimaschutzfunktionen kommt, ist das Ergebnis dennoch unzeitgemäß, angesichts von Artensterben und Klimanotstand. Nach dem Artenschutzgutachten, das im Auftrag der Stadtverwaltung erstellt wurde, haben mit den Rodungen am 27. Februar 2023 unter anderen Zilpzalp und Amseln ihren Brutplatz ersatzlos verloren.
Der NABU bezweifelt, dass die versprochenen Pflanzungen wirklich als Lebensstätte funktionieren werden. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass bei allen Begrünungsmaßnahmen die zuvor nachgewiesenen Arten dennoch verschwunden sind. Ein Großteil neu gepflanzter Bäume stirbt ab. Die Böden sind seit einem Jahrzehnt anhaltend zu trocken. Der durch Wassermangel bedingte minimale Kronenzuwachs bei Jungbäumen ist seit Jahren alarmierend. Die Bäumchen wachsen zu langsam.
Die Ersatzpflanzungen sind niemals in der Lage, das zu leisten, was die alten Bäume noch können. Die meisten Bäume werden dieses Alter gar nicht mehr erreichen. Die winzigen Bäumchen werden nicht mehr den kühlenden Effekt auf unsere im Sommer überhitzte Stadt haben. Jeder Fällung alter Bäume, der heute zugestimmt wird, folgt ein zunehmendes Gesundheitsrisiko für die Menschen. Wie gelingt es dem Stadtrat die Augen zu verschließen, warum werden solche Baumfällungen und Flächenversiegelungen abgesegnet?
Um den Verlust von Lebensräumen zu vermeiden, hätte es vorgezogene Ersatzpflanzungen geben müssen – bis heute aber gibt es keine, stattdessen geht die Naturzerstörung am Wilhelm-Leuschner-Platz und an vielen anderen Orten weiter. Immer mehr Grünflächen gehen verloren, der NABU Leipzig hat bereits 350 Verlustflächen erfasst, aber schlimmer noch: Es gibt für die Verluste keinerlei ökologisch wirksamen Ersatz! Es fehlt an allen Bauprojekten der Zuwachs von Vegetation auch noch viele Jahre später. Das ist nicht nur für das Stadtklima eine Katastrophe, auch die Biodiversität geht verloren. Auf 300 Flächen in der Stadt sind die 10 häufigsten Vogelarten verschwunden, für diese Arten gibt es genau NULL neue Flächen. Klimakrise und Biodiversitätskrise finden direkt vor unserer Haustür statt, sogar direkt vor dem Neuen Rathaus, genehmigt vom Stadtrat, der damit mitverantwortlich für diese Krisen. Leipzig tut alles für den Klimanotstand!
Durch die geplante Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes gehen selten gewordene Lebensräume wie große Strauchgruppen aus heimischen Gehölzen und alte Bäume ersatzlos verloren, was man auch durch Neupflanzungen nicht kurzfristig oder gar nachträglich ausgleichen kann. Darauf hat der NABU Leipzig schon frühzeitig hingewiesen. Dennoch wurden die Pläne ohne Rücksicht auf Biodiversität und Stadtklima vorangetrieben. Dabei wurden nach Auffassung des NABU rechtliche Belange des Arten- und Biotopschutzes bei Baumfällungen nicht ausreichend berücksichtigt, weshalb der NABU Sachsen juristisch gegen die Fällungen vorgeht. Dieser Rechtsstreit dauert bereits seit 2021, für Mai 2023 ist nun ein Gerichtstermin angesetzt, in dem vor dem Verwaltungsgericht die Klage des NABU verhandelt werden wird.
Die Beauftragung eines Rechtsanwalts und Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!
Eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung würde den Schutz des Stadtklimas und der wertvollen städtischen Natur berücksichtigen und in den Vordergrund rücken. Stattdessen werden hier weitere wertvolle Flächen versiegelt und Lebensräume zerstört. Anstatt Hinweise des NABU frühzeitig zu berücksichtigen und eine zukunftsorientierte Planung voranzutreiben, wurde mit kurzfristig, fast heimlich, angesetzten Aktionen der Bestand wertvoller Gehölze auf dem Platz gerodet. Auch jetzt erfolgt die Ankündigung der Fällungen wieder Freitagnachmittag, bereits Montagmorgen heulten die Kettensägen – eine weitere fragwürdige Vorgehensweise, die offenbar rechtliche Schritte und Bürgerprotest erschweren soll. Zudem gilt ab 1. März die Gehölzschutzzeit nach dem Bundesnaturschutzgesetz, das Zeitfenster für die Arbeiten ist damit sehr ungünstig gewählt.
Nischen und Höhlen in alten Bäumen sind ökologisch äußerst wertvoll, denn in unserer ausgeräumten Natur finden Tiere die auf solche Unterschlupfmöglichkeiten angewiesen sind, immer weniger. Höhlenreiche Einzelbäume sind daher naturschutzrechtlich geschützte Lebensstätten. Bis neugepflanzte Bäume diesen ökologischen Wert erreichen, vergehen Jahrzehnte. Höhlenbewohnende Tiere verlieren hier gerade ihre Lebensstätten. Fotos: Sabrina Rötsch
Die rechtliche Grundlage aller Maßnahmen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ist höchst fragwürdig, denn bisher wurde noch gar kein Bebauungsplan beschlossen, das ist laut Stadtverwaltung im April vorgesehen. Wie können also vorher bereits derart Fakten geschaffen werden? Fällungen werden genehmigt, obwohl noch gar nicht feststeht, was wo gebaut wird. Obwohl im Gutachten vorgezogene Ersatzmaßnahmen gefordert werden, ist davon noch immer nichts realisiert worden. Bis heute gibt es keine Ersatzpflanzungen, kein Nistkasten wurde aufgehängt, stattdessen geht in Salamitaktik mehr und mehr Lebensraum verloren. Nach Auffassung des NABU ist dies ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz.
Nicht nur unersetzbare Altbäume werden auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz volständig und ohne vorgezogene Ersatzmaßnahmen beseitigt, sondern auch ökologisch wertvolle, dichte Hecken. Auch sie sind Lebensstätte zahlreicher Arten, die auf solche Sträucher angewiesen sind, zum Beispiel Strauchbrüter wie Amsel und Nachtigall. Fotos: Sabrina Rötsch
Die komplette Rodung der Altbäume kann nur als Betonpolitik bezeichnet werden, wissenschaftliche Studien zum Wert der Stadtnatur für Ökologie, Gesundheit und Klima werden offenbar ignoriert. Vor Kurzem hatte die Stadtverwaltung eine Umfrage gestartet. Auch diese hatte das Ergebnis, dass sich die Menschen eine grüne Platzgestaltung wünschen – wie ist es denn zu erklären, dass stattdessen unmittelbar nach dem Ende der Umfrage, Bäume und Hecken gerodet werden?
Gemeinsam mit den NABU Leipzig protestierten auch andere Naturschutzverbände, Anwohner und die Initiative Stadtnatur. Video: Initiative Stadtnatur
Der NABU Leipzig hat vorgeschlagen, einen alten Silberahorn auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz als Naturdenkmal zu schützen. Der Antrag wurde abgelehnt. Stattdessen wurde bekannt, dass die Beton-Pflastersteine vor dem Bowlingtreff unter Denkmalschutz stehen sollen. Symbolhafter kann man die verfehlte Stadtpolitik kaum zum Ausdruck bringen. Foto: NABU Leipzig
Durch die geplante Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes gehen wertvolle Lebensräume verloren, im Eiltempo wurden bereits viele Gehölze gerodet und Stadtnatur zerstört. Dabei wurden nach Auffassung des NABU rechtliche Belange des Arten- und Biotopschutzes bei Baumfällungen nicht ausreichend berücksichtigt, weshalb der NABU Sachsen juristisch gegen die Fällungen vorgeht. Dieser Rechtsstreit dauert bereits seit 2021, für Mai 2023 ist nun ein Gerichtstermin angesetzt, in dem vor dem Verwaltungsgericht die Klage des NABU verhandelt werden wird.
Unterdessen gab es auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz weitere Fällungen. Anwohner hatten am 25. Januar 2023 darauf hingewiesen. Nach Auskunft der Baumschutzbehörde gab es keine Genehmigungen für die Fällungen, die deshalb gestoppt wurden. Dessen ungeachtet meldeten Anwohner am 2. Februar 2023, dass wieder Sträucher und kleinere Bäume gefällt wurden. Weiterlesen
Am 20. Januar 2021 hatte die Stadtverwaltung mit einer Pressemitteilung informiert, dass Gehölze auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz beseitigt werden. Begründet wurde das mit geplanten Baugrunduntersuchungen. Nahezu gleichzeitig mit der Veröffentlichung begannen auch die Rodungen. Aufmerksamen Anwohnern ist es zu verdanken, dass rasch der NABU informiert wurde.
Der NABU Leipzig wirbt seit vielen Jahren öffentlichkeitswirksam für den Erhalt des Gehölzbestandes, auch wenn der Platz bebaut würde. Zudem verwies der NABU immer wieder darauf, dass für die Zerstörung von gesetzlich geschützten Lebensstätten, vorweggenommene Ausgleichsmaßnahmen, die die ökologische Funktion erhalten, notwendig und gesetzlich vorgeschrieben sind. Der Verweis der Stadtverwaltung auf geplante Dach- und Fassadenbegrünungen wird dieser Anforderung nicht gerecht, denn damit wäre die ökologische Funktion von großen Strauchgruppen und alten gesunden Bäumen nicht zu ersetzen, und es wäre auch kein vorweggenommener Ausgleich.
Der NABU hat schon öfter darauf hingewiesen, dass bei Baumfällungen eine naturschutzfachliche Fällbegleitung notwendig ist, um zu verhindern, dass Tiere in Baumhöhlen und in den Hecken verletzt
oder getötet werden und dass gesetzlich geschützte, wiederkehrend genutzte Lebensstätten ohne Ausgleich verloren gehen. Der NABU konnte jedoch beobachten, dass vor den Fällarbeiten Stämme und
Äste nicht untersucht wurden. Für die Zerstörung von Lebensstätten ist eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung notwendig, ebenso eine Genehmigung zur Fällung der Bäume. Der
Pressemitteilung der Stadt zufolge wurden diese Genehmigungen erteilt, unklar ist jedoch, auf welcher sachlichen Grundlage. Über Monate hinweg hatte der NABU Leipzig mehrfach Akteneinsicht
beantragt. Obwohl es nach dem Umweltinformationsgesetz ein Recht darauf gibt, wurden von den zuständigen Ämtern die erbetenen Informationen nicht an den NABU übermittelt, Antwortschreiben gab es
nie oder mit erheblicher Verspätung. Auch dagegen prüft der NABU rechtliche Schritte. Ein grundsätzliches Problem besteht darin, dass Naturschutz- und Baumschutzbehörde ebenso kommunale Ämter
sind, wie das baumfällende Stadtplanungsamt – somit kann sich die Stadtverwaltung ihr naturzerstörerisches Handeln ohne große Probleme selbst genehmigen.
Für die geplante bauliche Umgestaltung des Platzes muss der Stadtrat einen Bebauungsplan beschließen. Das ist noch nicht erfolgt, dennoch beginnt die Stadtverwaltung mit den umfangreichen
Rodungen bereits Fakten zu schaffen und die Lebensstätten unwiederbringlich zu vernichten.
In Zeiten von Artensterben und Klimawandel ist dieses Vorgehen nach Auffassung des NABU nicht nur rechtswidrig, sondern auch ignorant und unzeitgemäß. Mehrfach wurde dem NABU eine Zusammenarbeit
und eine frühzeitige Information zugesagt, diese Zusage aber nicht eingehalten. Der Appell des NABU, frühzeitig Ausweichlebensräume im Umfeld des Platzes zu schaffen, wurde ignoriert. Ganz im
Gegenteil wurden auch umliegende Brachflächen inzwischen bebaut und Parkanlagen und Grünflächen derart umgestaltet und „gepflegt“, dass sie als Ausweichlebensraum nicht in Frage kommen.
Der NABU Leipzig hat in aufwändiger ehrenamtlicher Arbeit auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz Brutvogelarten erfasst und festgestellt, dass dieses Areal ein „Platz der Biologischen Vielfalt“ ist: Hier leben mehr Arten als auf vergleichbar großen Flächen in den umliegenden Parkanlagen. Diese Vielfalt wird veralteten Bauprojekten
achtlos geopfert. Außerdem werden die Rechtslage und die engagierte Arbeit des ehrenamtlichen Naturschutzes ignoriert. So kann man mit den berechtigten Anliegen des Biotop- und Klimaschutzes
nicht umgehen! Zumindest müsste aber der gesetzliche Artenschutz beachtet werden.
17 Brutvogelarten verlieren auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ihr Zuhause.
Unter den nachgewiesenen Brutvogelarten ist auch der gesetzlich streng geschützte Grünspecht. #IchHabHierNichtsZuLachen
Unter den nachgewiesenen Brutvogelarten ist auch der gesetzlich streng geschützte Grünspecht. Wiederholte Fragen des NABU, wie das Überleben dieser Art gesichert werden soll, blieben unbeantwortet. Zudem bezweifelt der NABU grundsätzlich, dass die Naturschutzbehörde für artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen überhaupt eine gesicherte Datengrundlage hat. Der Erhaltungszustand der betroffenen Arten kann nicht korrekt eingeschätzt werden, weil es dazu keine verlässlichen Informationen gib. Die zugrunde gelegten Daten sind nach Ansicht des NABU veraltet. Zudem ignoriert die Stadtverwaltung mit ihren Bauplänen Selbstverpflichtungen der Stadt für den Schutz der Biologischen Vielfalt sowie den vom Stadtrat ausgerufenen Klimanotstand. Ein Klimanotstand erlaubt es nicht, einen grünen, lebendigen Ort mitten in der zunehmend überhitzten Innenstadt zuzubetonieren und zu bebauen. Ein gesunder Gehölzbestand wird hier geopfert, während anderswo in der Stadt die Bäume vertrocknen. Mögliche Alternativen für die geplante Nutzung werden offenbar gar nicht in Erwägung gezogen. Es gib genug versiegelte Flächen und leerstehende Gebäude in der Stadt. Eine moderne, natur- und ressourcenschonende Bebauung des Platzes wäre möglich, vorhandene Gehölzstrukturen müssten erhalten bleiben. Sie dienen als Lebensraum, Klimaanlage und könnten ein attraktives Umfeld am neuen Standort des Naturkundemuseums bilden. Notwendig ist mehr Grün in der Stadt, nicht weniger!
Am Bauzaun hat der NABU Protestplakate aufgehängt.
Der NABU fordert die Leipziger Stadtverwaltung auf, die Fällungen und Rodungen sofort zu beenden, vor der weiteren Zerstörung von Lebensstätten vorweggenommene artenschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen im räumlichen und ökologischen Zusammenhang zu realisieren, Einsicht in Akten zu geben und die Baupläne grundsätzlich im Sinne von Biotop- und Klimaschutz zu überarbeiten.
Der NABU Leipzig will den fortschreitenden Verlust der Stadtnatur nicht akzeptieren. Selbstverpflichtungen der Stadt zum Schutz der Biologischen Vielfalt und des Klimas sind offenbar reine Lippenbekenntnisse. Die Naturzerstörung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ist letzlich nur ein Besipiel von Vielen. Hektarweise sind in den letzten Jahren die grünen und wilden Ecken in der Stadt verschwunden – ein dramatischer Verlust ist das nicht nur für die Tierwelt, sondern auch für Wohnqualität und Stadtklima.
Pressemitteilung Weitere Informationen
Die Beauftragung eines Rechtsanwalts und mögliche Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!
Baumfällungen sind angesichts von Artensterben und Klimanotstand unzeitgemäß. Eine moderne Stadtentwicklung muss die bestehende Stadtnatur erhalten und neue Grünflächen schaffen. Bei allen Bauprojekten müssen Klima- und Artenschutz von Anfang an berücksichtigt und vom Bauherren eingefordert werden!
MEDIENECHO
Leipzig wächst nachhaltig? Nach den Beobachtungen des NABU Leipzig sind alle (Selbts-)verpflichtungen der Stadt Leipzig zum Schutz von Biodiversität und Klima reine Lippenbekenntnisse. Glasfassaden, Beton und Asphalt kennzeichnen Bauprojekte in der Stadt; Bäume, Sträucher und Wiesen werden dafür leichtfertig geopfert. Radio Blau sprach darüber mit dem NABU Leipzig. Jetzt anhören
Der NABU Leipzig hat frühzeitig auf die drohenden artenschutzrechtlichen Probleme bei einer geplanten Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes hingewiesen. Viele Initiativen blieben unbeantwortet, Zusagen zur Zusammenarbeit wurden nicht eingehalten, es ist nicht erkennbar, dass der gesetzlich vorgeschriebene Artenschutz gewährleistet wird. Der NABU Leipzig hat in ehrenamtlicher Arbeit eine Reihe von Schreiben verschickt, die aber keinen erkennbaren Eingang in die Planungen fanden. Die nachfolgende Auswahl gibt eine Übersicht über die jahrelangen Bemühungen.
23.02.2016 |
Positionspapier Zukunft des Wilhelm-Leuschner-Platzes |
24.03.2016 | E-Mail an die Architekten |
5.12.2016 |
Brief an den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien und Baumanagement |
5.12.2016 |
Nachfrage beim Stadtplanungsamt |
31.01.2019 |
Positionspapier Lebensraum Wilhelm-Leuschner-Platz in Gefahr |
25.06.2020 |
Anfrage zu Artenschutzmaßnahmen für den streng geschützten Grünspecht |
6.07.2020 |
Appell an den Stadtrat |
Offener Brief an Oberbürgermeister, Stadtverwaltung und Stadtrat |
Defizite beim Schutz häufiger Vogelarten
|
Offener Brief an das Institut für Länderkunde | |
Offener Brief der Anwohner |
Wöchentlich fanden Mahnwachen vor dem Bahnhof Wilhelm-Leuschner-Platz statt. Fotos: Jörg Schwulst
Vom 25. bis 29. Januar fand täglich 12 bis 14 Uhr eine Mahnwache vor dem Neuen Rathaus statt. Motto: »Leipzig schrumpft – massiver Grünflächenschwund – auch der Wilhelm-Leuschner-Platz als Platz der Biologischen Vielfalt ist in Gefahr!« Gemeinsam mit Leipziger For-Future-Gruppen demonstrierte der NABU Leipzig für Biotop- und Klimaschutz.
Am Montag fand eine erste Mahnwache für Biotop- und Klimaschutz statt – mit Abstand und Mund-Nasen-Maske. Mit Schneebällen hinterließen die Teilnehmer eine Botschaft auf den Pflastersteinen. Auch an den kommenden Tagen fand jeweils von 12 bis 14 Uhr eine Demo vor dem Neuen Rathaus statt. Fotos: NABU Leipzig
Baumschutz ist Klimaschutz, Grünflächen statt Beton! – Auch am Dienstag versammelten sich Natur- und Klimaschützer vor dem Neuen Rathaus, um gegen die unzeitgemäße klima- und naturschädliche Stadtplanung zu demonstrieren. Fotos: NABU Leipzig
Verlesung des Offenen Briefes der Anwohner bei der Mahnwache am 11. März 2021. Video: NAJU Leipzig
Es wäre so einfach auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zu bauen und die Grünfläche aus Bäumen, Hecken, Wiese und Rohböden nicht nur zu erhalten, sondern auch zu entwickeln. Dazu braucht es etwas Phantasie – wie auf diesem Bild von Juan Avellanosa. Es zeigt eine naturverträgliche Variante für den zukünftigen Wilhelm-Leuschner-Platz. In dieser Version sind neben dem Naturkundemuseum im bereits vorhandenen ehemaligen Bowlingzentrum nur das Baufeld 1 und 2 eingerückt und kleiner bebaut. Die Gebäude sind organisch geformt und vollständig mit Dach- und Fassadenbegrünung ausgestattet. Der Rest des Platzes erfährt eine Aufwertung durch Entsiegelung und Bepflanzung mit verschiedenen Gehölzen sowie Blüh- und Langgraswiesen. Gleichzeitig erhält der westliche Teil des Platzes einen Bereich mit großer Aufenthaltsqualität, auf welchem Konzerte oder andere kulturelle Aktionen möglich werden.
Am 24. März 2021 soll für den Wilhelm-Leuschner-Platz ein überarbeiteter Entwurf des Bebauungsplans im Stadtrat beschlossen werden. Aus diesem Anlass hat der NABU Leipzig erneut eine Stellungnahme verfasst und an die Ratsfraktionen geschickt, denn bedauerlicherweise entspricht der überarbeitete Entwurf noch immer nicht den Anforderungen an Arten-, Biotop- und Klimaschutz. Das große Innenstadtareal Wilhelm-Leuschner-Platz bietet die Chance, auf innovative Weise zu zeigen, wie eine moderne Stadtentwicklung mit dem Schutz von Biodiversität und Klima in Einklang gebracht werden kann. Der NABU hofft, dass der Stadtrat diese Chance nutzt. Weiterlesen
Pressemitteilung Stellungnahme
Der Stadtrat hat die Entscheidung über die Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes bereits mehrfach verschoben, nun ist das Thema am 21. April 2021 wieder auf der Tagesordnung. Der NABU hofft, dass die Stadträte die Möglichkeit nutzen, die Pläne zu verbessern, sodass Klima- und Artenschutz berücksichtigt werden. Bis zum erneuten Abstimmungstermin gehen deshalb auch die Mahnwachen vor dem Bahnhof Wilhelm-Leuschner-Platz weiter – immer donnerstags 16 bis 17 Uhr. Leipziger Natur- und Klimaschutzgruppen appellieren hier Woche für Woche an die Verantwortlichen, ihren Bekenntnissen zu Klimaschutz und Biodiversität auch Taten folgen zu lassen.
Ansprache des NABU Leipzig bei der Mahnwache am 1. April 2021. Video: NAJU Leipzig
Am 21. April 2021 stand der Wilhelm-Leuschner-Platz ein weiteres Mal auf der Tagesordnung des Stadtrates. Zuvor hatte der NABU Leipzig gemeinsam mit anderen Natur- und Klimaschutzgruppen wöchentlich demonstriert, erneut wurden Stellungnahmen verfasst und auch die Arbeit des beauftragten Rechtsanwalts ging weiter. Der NABU hoffte, dass der Stadtrat die Baupläne für das Areal gründlich überdenkt. Tatsächlich haben die Stadträte eine Vielzahl von Änderungsanträgen beschlossen, die in die richtige Richtung gehen. Die Verbesserungen beinhalten beispielsweise:
Vielleicht hofft der Wendehals auf eine Wende in der Stadtplanung. Am 22. April 2021 konnte dieser Vogel auf dem „Platz der Biologischen Vielfalt“ beobachtet werden – es ist eine weitere gesetzlich geschützte Art, die belegt, welche ökologische Bedeutung dieses Areal hat. Foto: Karsten Peterlein
Die Beschlüsse zeigen, dass ein städtebauliches Umdenken möglich ist, das sollte der Stadtrat nun auf andere Bauvorhaben übertragen und zeigen, dass man zeitgemäße und zukunftsorientierte Planungen beschließen kann. Klimakrise und Artensterben machen auch vor anderen Projekten der Stadtentwicklung nicht halt, deshalb sollten die Überlegungen zum Wilhelm-Leuschner-Platz bei weiteren Projekten als Vorbild dienen. Der NABU Leipzig wird darauf achten, dass die Initiativen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch tatsächlich umgesetzt werden.
Der gesetzliche Biotop- und Artenschutz muss beachtet werden, ohne dass dafür Mahnwachen und Protestschreiben nötig sind. Der NABU Leipzig ist alarmiert, weil auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz
Gehölze ohne nachvollziehbare Begründung, teils ohne ausreichende Genehmigung und ohne ökologische Fällbegleitung gerodet wurden und ist besorgt, dass das jederzeit wieder passieren kann.
Obwohl der Stadtrat ökologische Verbesserungen beschlossen hat, sind leider noch zahlreiche Grundsatzprobleme nicht ausgeräumt – eine Wende in der Stadtplanung ist trotz allgegenwärtiger Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz nicht erkennbar. Unter dem Deckmantel der Verkehrssicherung werden weitere Gehölze auf dem Areal gefällt, erneut ist nicht erkennbar, dass es dafür artenschutzfachliche Untersuchungen gab. Zudem passieren solche Aktionen weiterhin „bei Nacht und Nebel“. Geschockte Anwohner melden sich immer wieder beim NABU, wenn sie neuen Naturfrevel auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz beobachten. Obwohl Anwohner und Naturschutzverbände ihre Standpunkte mehrfach verdeutlicht haben, werden sie über den Fortgang der Maßnahmen nicht informiert und ihre Einwände bleiben unberücksichtigt. Es ist leider auch nicht vorgesehen, dass Naturschutzverbände bei der weiteren Umsetzung der Baupläne einbezogen werden. Dies passierte allein über den regulären Weg im Rahmen des sogenannten B-Plan-Verfahrens.
Im Zuge der Öffentlichen Auslegung zum Bebauungsplan hat der NABU die Möglichkeit einer Stellungnahme genutzt. Obwohl der NABU im Vorfeld wiederholt auf die Probleme aufmerksam gemacht hat, sind die artenschutzfachlichen Belange nicht in ausreichender Form berücksichtigt worden. Deshalb lehnt der NABU den Bebauungsplan ab. Stellungnahme
Gegen die Fällung der Bäume auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz hatte der NABU Widerspruch eingelegt. Er wurde von der Stadtverwaltung zurückgewiesen, wogegen der NABU beim Verwaltungsgericht Leipzig Klage eingereicht hat. Es gibt Belege dafür, dass bei den Entscheidungen der Stadtverwaltung Biotop- und Artenschutz nicht im gesetzlich geforderten Maße berücksichtigt wurden. Zudem ist der Wilhelm-Leuschner-Platz nur ein Beispiel für zahllose andere Projekte in der Stadt, wo das Naturschutzrecht genauso ignoriert wird. Das muss endlich abgestellt werden! Der NABU Leipzig hofft, dass dies auch mithilfe des Gerichts gelingen kann. Die Kosten für den Rechtsweg sind jedoch erheblich, weshalb der NABU Leipzig dringend um Spenden bittet:
Die Beauftragung eines Rechtsanwalts und mögliche Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!
Obwohl eigentlich zum Jahresende alles besinnlich und friedlich sein sollte, bricht oftmals Stress aus – unverschuldet traf es jetzt auch den NABU. Der Naturschutzbund hatte im Januar 2021 die Beseitigung ökologisch wertvoller Bäume und Sträucher auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz gestoppt. Seitdem gibt es eine juristische Auseinandersetzung darüber, ob die Fällgenehmigung zurecht erteilt wurde oder nicht. Doch bevor dazu das Verfahren am Verwaltungsgericht überhaupt beginnen konnte, wollte die Stadtverwaltung nun vollendete Tatsachen schaffen: Anfang Dezember ordnete sie den „sofortigen Vollzug“ der Fällgenehmigung an. Obwohl noch immer keine Baugenehmigung vorliegt, sollte der Antragsteller die Möglichkeit bekommen die vom NABU gestoppten Rodungen zu vollenden. Umgehend hat der NABU-Landesverband Sachsen daraufhin beim Verwaltungsgericht einen Eilantrag gestellt, um die Naturvernichtung zu stoppen. Zugleich will der NABU damit erreichen, dass das Gericht über den Fall überhaupt noch entscheiden kann. Als Reaktion auf dieses schnelle und konsequente Handeln des NABU hat die Stadtverwaltung ihre Anordnung auf sofortigen Vollzug „ausgesetzt“. Das Gericht hat daraufhin auf eine Eilverfügung verzichtet, denn der zugesicherte Aufschub ist verbindlich. Die Natur hat damit eine weitere Gnadenfrist bekommen, doch die Zerstörung ist nach wie vor beabsichtigt. Der NABU kritisiert das fragwürdige Vorgehen der Stadtverwaltung, die offenbar unter allen Umständen die Rodungen vorantreiben will. Am 23. Dezember 2021 gab es eine kurze, spontane und coronakonforme Protestaktion des NABU auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Weiterlesen
Die Beauftragung eines Rechtsanwalts und mögliche Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!
Mit Beschluss vom 2.02.2022 hat das
Verwaltungsgericht Leipzig einen Eilantrag des NABU Sachsen gegen die auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geplanten Baumfällarbeiten weitgehend abgelehnt.
Dies betrifft jedoch nicht das eigentliche Klageverfahren gegen die Fällgenehmigung, sondern nur den Eilantrag des NABU Sachsen vom 22.12.2021.
In dem noch ausstehenden Hauptverfahren geht es dem NABU vor allem um eine grundsätzliche Klärung der fragwürdigen Genehmigungsverfahren, die den Biotop- und Artenschutz nicht ausreichend oder
gar nicht berücksichtigen. Denn der Wilhelm-Leuschner-Platz ist nur ein Beispiel von vielen vergleichbaren Genehmigungsverfahren, für die eine solche Klärung wünschenswert wäre. Diese Aspekte
wurden und konnten im Eilverfahren leider nicht ausreichend berücksichtigt werden. Zudem prüft der NABU Sachsen, ob er gegen die Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts beim
Oberverwaltungsgericht Beschwerde einlegt. Pressemitteilung
Die Beauftragung eines Rechtsanwalts und mögliche Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!
Jenseits der rechtlichen Fragen findet es der NABU allerdings sehr bedauerlich, mit welchem Nachdruck in der Stadt Leipzig die Fällung von Bäumen, die Rodung von Hecken und die Versiegelung von Freiflächen vorangetrieben wird. Diese Flächen verlieren damit nicht nur (ohne den gesetzlich erforderlichen Ausgleich!) ihre Funktion als Lebensräume, sondern auch ihre Rolle für den Klimaschutz und für die Gesundheit der Menschen. Dies widerspricht der Notwendigkeit, auf Klimakrise und Artensterben mit einer zeitgemäßen Stadtplanung zu reagieren. Hier passiert leider genau das Gegenteil! Weiterlesen
Nachdem der Eilantrag des NABU Sachsen weitgehend erfolglos war, gingen am 11. Februar 2022 die Baumfällungen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz weiter. Der NABU Leipzig war vor Ort, um zu protestieren und um die Arbeiten zu dokumentieren.
»Für eine baumstarke Stadt« | »Leipzig – Kommune der biologischen Vielfalt« | |
»Leipzig wächst nachhaltig.« | ||
»Stadtgrün wertschätzen – für eine klimaresiliente und naturnahe Grünflächenentwicklung« | »Leipzig – Kommune der Lippenbekenntnisse« |
Fotos: NABU Leipzig
Auch an vielen anderen Stellen in der Stadt kreischen dieser Tage die Kettensägen, das ist alljährlich im Februar ein trauriges Phänomen, denn im März beginnt die gesetzliche Gehölzschutzzeit, die allerdings erfahrungsgemäß auch nicht garantiert, dass dann keine Bäume mehr gefällt werden. In Leipzig werden immer mehr Lebensräume vernichtet, der Klimanotstand wird ignoriert. Verzweifelte Menschen rufen um Hilfe, bitten den NABU Leipzig um Unterstützung. Leider überfordert die Vielzahl der Zerstörungen die ehrenamtlichen Möglichkeiten des Naturschutzvereins. Der NABU Leipzig meldet einige Fälle den Behörden, NABU-Mitglieder sind in ihrer Freizeit soviel wie möglich vor Ort, um Daten zu sammeln, doch die Stadtverwaltung setzt leider ihre Betonpolitik fort. Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist ein prominentes Beispiel für diese unzeitgemäße und rücksichtslose Stadtplanung. Noch besteht die Hoffnung, dass die Naturzerstörung ein Umdenken auslöst, auch juristisch wird der NABU weiterhin versuchen, dafür zu streiten. Die Bäume und Sträucher aber sind weg, die Lebensräume sind vernichtet, die Tiere vertrieben. Leipzig ist einmal mehr die Stadt der toten Tiere und auf dem Weg zur baumfreien Stadt.
Um gegen die Rodungen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zu protestieren, auf den Verlust der Stadtnatur an vielen Stellen in Leipzig aufmerksam zu machen und um eine natur- und klimaschutzverträgliche Stadtplanung einzufordern, versammelten sich am 17. Februar 2022 Mitglieder von NABU und NAJU, Anwohner und andere Naturfreunde zur Mahnwache. Symbolträchtig fand sie vor der Glas- und Betonfassade des Bahnhofs Wilhelm-Leuschner-Platz statt. Die Baupläne sehen vor, auch den Rest des Platzes auf ähnliche Art zu gestalten. Bäume, Sträucher, Versickerungsflächen, Lebensräume für Mensch und Natur werden dafür achtlos und ohne den gesetzlich geforderten Ersatz geopfert.
Über den Verlauf der Kundgebung informiert auch die Leipziger Zeitung. mehr
Redebeiträge bei der Mahnwache des NABU Leipzig am 17. Februar 2022. Video: LZ
Eine weitere Mahnwache fand am 24. Februar an gleicher Stelle statt:
Angesichts der Rodungsarbeiten auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz haben sich Anwohner und die Bürgerinitiative Leipziger Stadtnatur an die Öffentlichkeit gewandt. Sie bitten darum, ihr Bürgerbegehren zu unterstützen. Unterschriftenlisten liegen an vielen Stellen in Leipzig aus, beispielsweise in Geschäften und Cafés. Zudem sind die Unterschriftenlisten online abrufbar, man kann sie ausdrucken und selbst Unterschriften sammeln. Ziel sind mindestens 25.000 Unterschriften; 5.000 sind bereits gesammelt. Mit dem Bürgerbegehren soll die massive Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes und die Rodung der Gehölze aufgehalten werden. Dieser Platz mitten in Leipzig steht auch stellvertretend für viele andere Baumbestände in der Stadt, die für eine nicht mehr zeitgemäße Stadtentwicklung überplant und gerodet werden. Es geht – auch angesichts des Klimawandels – um die Frage, wie die Menschen in Leipzig künftig leben wollen. Weitere Informationen
DIE NATURSCHUTZMACHER – MACHEN SIE MIT!
Der NABU ist ein gemeinnütziger Verein naturbegeisterter Menschen. Nur durch Mitglieder, Spender und aktive Mitstreiter existiert der NABU. Gemeinsam können wir aktiv werden für Mensch und Natur.
Machen Sie mit – unterstützen Sie den NABU Leipzig, werden Sie Naturschutzmacher!
WEITERE INFORMATIONEN
Während Leipzig für die Menschen wächst, schrumpft die Stadt für die Tier- und Pflanzenwelt. Lebensräume gehen tagtäglich verloren, oftmals ohne jeden Ausgleich, obwohl er gesetzlich vorgeschrieben ist. Damit verliert Leipzig auch mehr und mehr Lebensqualität. Außerdem haben die Ökosysteme wichtige Funktionen, zum Beispiel für das Stadtklima. mehr
Tagtäglich werden in Leipzig bei Bau- oder Gehölzpflegearbeiten Tiere getötet, Nistplätze schwinden, Orte für die Nahrungssuche gehen verloren. In vielen Fällen handelt es sich um Verstöße gegen das Naturschutzrecht, was jedoch oft folgenlos bleibt. Bürger verstehen nicht, warum die Behörden nicht einschreiten. Auch Arbeiten im Auftrag der Stadt selbst sind keineswegs vorbildlich. mehr
Bei Gebäudesanierungen werden Nistplätze zerstört, der gesetzliche Artenschutz wird aus Unkenntnis oder vorsätzlich missachtet. Das führt zum Verlust von Nistplätzen, in manchen Fällen auch zum Tod von Tieren. Auf Leipziger Baustellen! Der NABU fordert Einhaltung der Artenschutzgesetze! mehr