Faszinierende Welt der Fledermäuse

Fledermäuse fliegen von uns Menschen oft unbemerkt durch die Nacht, allgegenwärtig sind die kleinen Säuger jedoch in Mythen, Literatur oder Filmen. Sie werden hier oft mit Dunkelheit und Zwielicht in Verbindung gebracht, sind aber faszinierende Wesen, welche die Welt auf eine andere Weise wahrnehmen: Fledermäuse „sehen mit den Ohren“. Während ihres Fluges stoßen sie ständig Rufe aus, von denen die meisten so hoch sind, dass Menschen sie nicht hören können. Diese Ultraschallrufe werden von allen Strukturen und Hindernissen im Umkreis der Tiere reflektiert und werden blitzschnell zu einem Bild der Umgebung verarbeitet. Je nach Einsatzzweck und Fledermausart unterscheiden sie sich. So gibt es beispielsweise verschiedene Suchrufe in einer hindernisarmen und in einer hindernisreichen Umgebung. Es gibt Soziallaute – beispielsweise auch für Menschen hörbare Abwehrlaute bei Stress oder Störung – bis hin zu regelrechten Gesängen der männlichen Fledermäuse aus ihren Quartieren zum Anlocken von Weibchen. Fledermäuse sind soziale und intelligente Tiere, die auf einen möglichst unzerschnittenen Verbund von Jagdflächen und verschiedenen Quartieren angewiesen sind, welchen sie bestens kennen und diese Traditionen an die Jungtiere weitergeben, die neben Fliegen, Echoortung und Nahrungserwerb auch die zur jeweiligen Zeit aufgesuchten Quartiere von den Müttern gezeigt bekommen müssen. Zum Wechsel zwischen den Jagdgebieten und verschiedenen Quartieren werden gern Leitstrukturen wie Baumreihen, Hecken und Flussläufe genutzt. Manche Fledermausarten unternehmen aber sogar ähnlich Zugvögeln weite Wanderungen in ihre Winterquartiere.

 

Leipziger Artenvielfalt

Flughunde (Megachiroptera) und Fledermäuse (Microchiroptera) bilden die rund 1.100 Arten umfassende Säugetierordnung der Fledertiere (Chiroptera). Sie leben in fast allen Regionen der Erde, erreichen jedoch in den Tropen und Subtropen die größte Artenzahl. In Mitteleuropa kommen rund 30 Fledermausarten vor. Davon wurden bisher 25 in Deutschland und etwa 20 in Sachsen nachgewiesen. lm Leipziger Raum wurden Vorkommen der Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), der Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), des Großen Abendseglers (Nyctalus noctula), der Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), der Zwergflerdermaus (Pipstrellus pipistrellus), der Mückenfledermaus (Pipstrellus pygmaeus) und des Braunen Langohres (Plecotus auritus) nachgewiesen. Trotz zunehmender Verbauung, Rückgang von Brachflächen und übertriebener Pflege von Grünflächen hat Leipzig mit seinen zahlreichen Stadtparks und dem Rosental sowie den vielen Kleingartenanlagen noch einen relativ hohen Grünflächenanteil. Das ermöglicht den Fledermäusen ein Leben auch im urbanen Bereich.

 

Entgegen der gängigen Vorstellung hängen die kleinen Nachtschwärmer nicht nur in Burgruinen, dunklen Höhlen und alten Friedhöfen, sondern bewohnen als heimliche Untermieter Plattenbauten oder Einfamilienhäuser. Dabei brauchen sie nicht viel Platz – meist reichen kleine Öffnungen im Mauerwerk, Rollladenkästen, Dehnungsfugen oder Spalten in Fassaden als Wohnraum.

Foto: NABU/Dietmar Nill
Foto: NABU/Dietmar Nill

Die Wasserfledermaus ist in ihren Lebensraumansprüchen sehr anpassungsfähig. Die Mehrzahl der Tiere jagt über Gewässern oder in Gewässernähe, einzelne Tiere können auch in Wäldern, Parks oder auf Streuobstwiesen beobachtet werden. Die Quartiere liegen entweder in gewässerbegleitenden Gehölzstreifen, in Auwäldern oder in Siedlungen. Die Wasserfledermaus bevorzugt für ihre Wochenstuben vor allem Baumhöhlen und Fledermauskästen, nutzt jedoch auch Gewölbespalten. lhre Winterquartiere findet sie in Felshöhlen, Stollen, Kellern und Brücken. Wasserfledermäuse jagen in schnellem und wendigem Flug direkt über der Wasseroberflache (5 bis 40 cm Höhe). Der Bestand dieser Art hat sich seit den 1950er Jahren erholt, sieht sich jedoch mit aktuellen und neuen Gefahren konfrontiert.

 

Foto: NABU/Eckhard Grimmberger
Foto: NABU/Eckhard Grimmberger

Die Rauhhautfledermaus ist in Sachsen mäßig häufig, zur Zugzeit häufen sich die Nachweise ziehender bzw. rastender aber auch hier den Winter verbringender Rauhhautfledermäuse. Diese Art bevorzugt wald- und gewässerreiche Landschaften in den Niederungen sowie Parklandschaften. Als Quartiere nutzt diese Art hauptsächlich Rindenspalten und Baumhöhlen, aber auch Fledermaus- und Vogelkästen. Wochenstuben wurden in Holzverkleidungen von Scheunen, Häusern und Holzkirchen nachgewiesen. Als Winterquartier werden meist Baumhöhlen, Holzstapel (hier ist besondere Vorsicht geboten) oder Spalten an Gebäuden genutzt, ebenso Felswände. Während der Jagd fliegen die Tiere sehr schnell entlang von geradlinigen Strukturen in unterschiedlichen Höhen (3 bis 20 Meter), über Gewässern jedoch tiefer.

 

Foto: NABU/Eckhard Grimmberger
Foto: NABU/Eckhard Grimmberger

Der Große Abendsegler ist eine in Leipzig vorkommende Art, zu deren bevorzugten Habitaten Auwälder, Buchen- und Eichenwälder und auch Lebensräume in Großstädten zählen. Sommerquartiere sind oft Baumhöhlen, Baumspalten, aber auch Fledermaus- und Vogelkästen, wenn sie in baumreichen Gebieten aufgehängt wurden. Zur Überwinterung werden vor allem Baumquartiere, außerdem spaltenreiche Felswände und oberirdische Teile von Gebäuden aufgesucht. Die Jagdflüge dieser Art können eine Geschwindigkeit von 50 km/h erreichen. Dabei wird meist in Höhen von 20 bis 40 Metern gejagt. Auf Wiesen, über Gewässern und an Straßenlampen kann der Jagdflug auch wenige Meter über dem Boden erfolgen. Einige Schutzmaßnahmen haben zur leichten Erholung der Populationen des Großen Abendseglers in den letzten Jahren geführt. Doch auch diese Art ist zunehmend bedroht.

 

Foto: NABU/Eckhard Grimmberger
Foto: NABU/Eckhard Grimmberger

Die Breitflügelfledermaus zählt neben dem Großen Abendsegler zu den größten in Leipzig lebenden Fledermausarten. Hauptsächlich ist diese Art in Obstgärten, Parkanlagen, an Waldrändern und in Siedlungsbereichen anzutreffen. Ihre Quartiere bezieht die Breitflügelfledermaus fast ausschließlich in oder an Gebäuden, selten in Fledermauskästen. Jagdflüge dieser Art erfolgen in langen gleichmäßigen Bahnen, aus denen beim Orten der Beute ausgebrochen wird. Auch ein Absammeln der Beute direkt vom Boden und von den Blättern der Bäume wurde beobachtet. Die Breitflügelfledermaus zählt in Sachsen zu den häufigeren Fledermausarten.

 

Foto: NABU/Eckhard Grimmberger
Foto: NABU/Eckhard Grimmberger

Das Braune Langohr ist eine typische Waldfledermausart. Dabei liegen die Hauptjagdgebiete in Nadelmischwäldern, Fichtenforsten und Buchenwäldern, aber auch an isolierten Bäumen in Gärten und Parks. An Bäumen werden sowohl Spalten hinter abstehender Rinde als auch Spechthöhlen besiedelt. In Dachräumen findet man diese Tiere zwischen Ziegeln, in Zapflöchern oder hinter Verkleidungen. Nist- und Fiedermauskästen werden von dieser Art gern angenommen. Die Nahrung wird während des relativ langsamen, schmetterlingsartigem Fluges sowohl in der Luft gefangen als auch direkt von der Vegetation abgesammelt.

 

Schützt die nächtlichen Jäger!

Neben dem Verkehrstod ist der Quartierverlust die Hauptursache des Bestandsrückganges der heimischen Fledermausarten. Die intensive Forstwirtschaft wie auch Verkehrssicherungsmaßnahmen bringen es mit sich, dass immer wieder höhlenreiche Altbäume gefällt und damit die Schlaf- und Ruhestätten baumbewohnender Fledermausarten zerstört werden. Gebäudebewohnende Arten verlieren ihre Hangplätze durch Verschließen der Ein- und Ausflugwege bei der Sanierung von Gebäuden oder Brücken. Die hoch fliegenden und ziehenden Fledermausarten wie zum Beispiel die Rauhhautfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler gehören zu den häufigsten Opfern von Windkraftanlagen. Aus den genannten Gründen sind der Quartierschutz sowie die Neuschaffung von Quartieren– zum Beispiel durch Fledermauskästen oder Neuanpflanzung von Bäumen – wichtige Schutzmaßnahmen für unsere heimischen Fledermausarten. Das Anlegen von insektenfreundlichen Wiesen und naturnahen Gärten gehört ebenso dazu und ist eine effektive Art der Natur und damit auch den Fledermäusen zu helfen. Aber auch die Öffentlichkeitsarbeit, das heißt die Vermittlung von Wissen über die äußerst interessanten Säuger und ihr verborgenes Leben, kann zum besseren Verständnis und damit Schutz wesentlich beitragen. Bei Sanierungs- und Baumfällungsarbeiten ist eine sachkundige Begleitung unbedingt notwendig, damit die Aufenthaltsorte der Tiere nicht verloren gehen beziehungsweise Ersatzquartiere geschaffen werden.


Eine strukturreiche Landschaft mit Streuobstwiesen, Hecken, alten Bäumen und Alleen, Feldgehölzen, Bächen, Tümpeln und Gräben bietet sowohl Fledermäusen als auch vielen anderen Lebewesen Raum und Nahrung.

 

  • Streuobstwiesen, Hecken, Alleen, Gräben und Tümpel erhalten
  • Alte Bäume stehen lassen
  • Alte Gebäude erhalten und mit Umsicht bzw. unter fachlicher Begleitung sanieren
  • Höhlen, Keller und auch Bunker stehen lassen
  • Auf Holzschutzmittel verzichten
  • Kein Insektenvernichtungsgift benutzen
  • Bei Um- und Neubauten Vorsicht walten lassen
  • Katzen nicht freilaufen lassen

 

Platz für Untermieter

Fledermäuse sind, vor allem was das Klima angeht, sehr anspruchsvolle Mieter. Wer ihnen Obdach bieten möchte, sollte ein paar Regeln beachten:

  1. Unterm Dach: Verschlossene und unbenutzte Dachböden bieten sich als Quartier an, wenn sie taubensicher vergitterte Einfluglöcher haben
  2. In der Wand: Hinter Wandverkleidungen können mithilfe von speziellen Brettern und Steinen Fledermaushöhlen entstehen.
  3. Im Keller: Sehr gut geeignet sind auch alte Eiskeller, deren Öffnungen mit Gittern verschlossen werden.
  4. Im Garten: Oder man hängt einfach im Garten oder Park Fledermauskästen auf, wobei man sie nur in Gruppen von mindestens vier unterschiedlich ausgerichteten Kästen anbringt. Das Holz sollte unbehandelt und aufgerauht sein, damit die Füße Halt finden. Die Kästen in drei bis fünf Metern Höhe festmachen. Alte Bäume mit Spechthöhlen am besten stehen lassen, dort wohnen die Fledermäuse gerne.
  5. Fledermausgarten: Ein Beet voller nachtblühender Pflanzen (Nachtkerze, weiße und rote Lichtnelke, Nachtviole, Stechapfel, Wegwarte, zweiblättrige Waldhyazinthe, Echtes Seifenkraut, Waldgeißblatt, Türkenbundlilie, Wildrose, Schmetterlingsflieder) lockt Insekten an, auf die sich die Fledermäuse stürzen können.

Situation der Fledermäuse in Leipzig und Umgebung

Breitflügelfledermaus am Hangplatz. Foto: NABU/Dietmar Nill
Breitflügelfledermaus am Hangplatz. Foto: NABU/Dietmar Nill

Eine in Leipzig relativ oft gefundene Art ist die Breitflügelfleder­maus. Sie ist ein ausgesprochener Kulturfolger und bewohnt fast ausschließlich Gebäude. Einzelfunde dieser Art wurden in allen Stadtbezirken registriert. Wochenstuben der Breitflügelfledermaus sind einst auch aus vielen Dörfern im Kreis Delitzsch bekannt gewesen. Nach vielen Kirchensanierungen, im vergangenen Jahrzehnt und darüber hinaus ist dies jedoch leider nicht mehr so.


Eine weitere Art, die sich im Stadtgebiet fortpflanzt, ist die Wasserfledermaus. Von ihr war eine Wochenstube bekannt, die sich im übertunnelten Elstermühlgraben unter der Jahnallee befand.
Das Große Mausohr bildete bis 1961 eine Wochenstube unter dem Dach der Thomaskirche, ist seitdem aber verschwunden. Nur im Umland von Leipzig gibt es noch kleinere Wochenstuben dieser Art.
Zwergfledermäuse sind flächig im Stadtgebiet vertreten.

 

Das Braune Langohr ist vereinzelt in Fledermauskästen im Auwald anzutreffen. Es ist anzunehmen, dass hier auch kleine Wochenstuben existieren. In Fledermauskästen, die u.a. im Auwald an verschiedenen Orten hängen, konnten auch Rauhhautfledermäuse sowie Großer und Kleiner Abendsegler nachgewiesen werden. Alljährlich gibt es Funde der Zweifarbfledermaus, insbesondere im Innenstadtbereich. 

 

Helfen Sie beim Fledermausschutz!

Entdeckte Fledermaus-Totfunde sowie Hinweise auf Fledermausquartiere (Sommer wie Winter) melden Sie bitte dem NABU Leipzig: Kontakt

 

WEITERE INFORMATIONEN


Fledermaushilfe – Beratung und Tierrettung

(ehrenamtlich tätig)

Telefon: 01573 21 77 984

Bei Fragen zu Fledermäusen, Fledermausquartieren oder beim Fund hilfsbedürftiger Fledermäuse berät der NABU Leipzig gerne. Verletzte oder geschwächte Tiere können gepflegt und wieder ausgewildert werden.