Was macht die Rotbauchunke im Winter?

Wie Amphibien die kalte Jahreszeit überstehen

Viele stehende Gewässer einer natürlichen Auenlandschaft sind im Winter trocken. Entsprechend werden auch die Papitzer Lehmlachen bei Leipzig ab dem Spätsommer nicht mehr mit Wasser versorgt. Zudem liegt Schnee und es ist bitterkalt. Was aber geschieht mit den Tieren?

 

Schnee statt Wasser: Winter an den Papitzer Lachen. Foto: René Sievert
Schnee statt Wasser: Winter an den Papitzer Lachen. Foto: René Sievert

Amphibien sind typische Auenbewohner, die an die wechselnden Wasserstände in dieser Landschaft angepasst sind. Kleingewässer nutzen sie als Kinderstube. Doch wenn diese im Spätsommer austrocknen, verlassen sie diesen Lebensraum und überwintern an Land. Auch auentypische Fische, wie der Schlammpeitzger, haben im Laufe der Evolution Strategien entwickelt, mit dem dynamischen Wasserspiegel umzugehen. Viele verbringen nur einen bestimmten Teil ihres Lebens in Altwassern oder leben ganz in den Flüssen. Hochwasser erlauben es den Tieren, zu wandern. Andere können sich im Schlamm eingraben oder gar kurze Strecken über feuchte Wiesen kriechen.

 

Kröte im Erdloch. Foto: Etzenrichter/pixelio.de
Kröte im Erdloch. Foto: Etzenrichter/pixelio.de

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperatur sinkt, suchen sich die Amphibien ein Winterquartier. Meist sind das frostfreie Verstecke an Land. Dazu gehören Erdlöcher, Wurzelspalten, Verstecke unter Holz- und Laubhaufen aber auch Lücken in altem Mauerwerk. Außerdem können Keller, Schächte, Höhlen oder Straßentunnel als Winterquartier dienen, in Leipzig sind es gelegentlich auch Gleisschotterbetten der Straßenbahn.

 

Es gibt auch einige Arten, bei denen alle oder zumindest einige Tiere direkt im Wasser überwintern, z.B. Wasserfrösche. Die Rotbauchunke überwintert schon mal in Mäusegängen oder Rottehaufen. Die Erdkröte findet man auch unter Fallholz und in lockerem Boden (z.B. Maulswurfshügel). Krautreiche Ufer und Waldränder sind weitere Möglichkeiten.

 

Im Winter wird der Stoffwechsel der Tiere verlangsamt, sie machen Winterruhe. Es kann aber vorkommen, dass sie bei milden Temperaturen ihr Versteck wechseln oder nach Nahrung suchen. Manchmal sind zum Beispiel Grasfrösche sogar bei Schnee draußen anzutreffen. Das kann solchen Tieren einen Vorsprung im Frühjahr verschaffen, kann bei starkem Frost aber auch tödlich enden.

 

Männlicher, zur Laichzeit himmelblau gefärbter Moorfrosch und Laich im flachen Wasser. Foto: Karsten Peterlein
Männlicher, zur Laichzeit himmelblau gefärbter Moorfrosch und Laich im flachen Wasser. Foto: Karsten Peterlein

Die Zeit der Winterruhe beginnt spätestens, wenn die ersten Nachtfröste auftreten, also etwa Ende Oktober, und endet mit dem einsetzenden Tauwetter, also ab Anfang Februar. Zu den ersten aktiven Amphibien gehört der Springfrosch, der schon ab Mitte Februar bei geeignetem Wetter die Laichgewässer aufsucht, kurz darauf sind die großen Wanderungen von Grasfröschen und Erdkröten zu beobachten, auch der Moorfrosch gehört zu den früh laichenden Arten. Künstlich bewässerte Lebensräume, wie die Papitzer Lachen, drehen jetzt den „Wasserhahn“ auf. Erst später im Jahr sind hingegen die Rotbauchunken in Paarungsstimmung. Sie laichen im Zeitraum April bis Juli. Auch die Grünfrösche laichen oft erst im April, bei geeignetem Wetter aber auch manchmal schon früher. Sie sind flexibel, da sie sich ohnehin das ganze Jahr über am Gewässer aufhalten.

 

Ein naturnaher Garten bietet Amphibien Lebensraum im Sommer und auch so manches Winterquartier. Foto: NABU/Claus Hektor
Ein naturnaher Garten bietet Amphibien Lebensraum im Sommer und auch so manches Winterquartier. Foto: NABU/Claus Hektor

Um den Amphibien zu helfen, ist in erster Linie der Schutz der Laichgewässer wichtig, aber man darf auch die Sommerlebensräume an Land nicht vergessen und eben auch nicht die Winterquartiere. Der Schutz von Feuchtgebieten, Kleingewässern und Auen sowie eine naturverträgliche Land- und Forstwirtschaft sind dafür die wichtigsten Grundlagen. Mit geeigneten Winterquartieren kann man aber auch im eigenen Garten den Tieren ganz praktisch helfen. Eine naturnahe Gartengestaltung, Mauerritzen, Stein-, Laub- und Holzhaufen kann man anlegen. Sie sollten mindestens eine Tiefe von 80 Zentimetern haben, um frostfreie Bereiche zu schaffen. Auf den Einsatz von Pflanzenschutz- und Insektengiften im Garten sollte man verzichten. Nur so können die Amphibien Nahrung finden: Schnecken, Regenwürmer, Raupen, Spinnen, Insekten usw.