Die Rotbauchunke (Bombina bombina)

Leipziger Auwaldtier des Jahres 2000

Foto: NABU/Ingo Ludwichowski
Foto: NABU/Ingo Ludwichowski

Beeindruckende tiefe Ung-Ung-Laute dringen an unser Ohr. Ganz deutlich vernehmen wir ihre Rufe, einzeln oder vielfach anhaltend im Chor, am Tag und in der Nacht, die verkünden, hier bin ich, das ist mein Revier oder die Weibchen zur Paarungszeit anlocken sollen.
Paarungsrufe, Abwehrrufe, Imponierschwimmen, Aufspringen und Untertauchen von Rivalen – ein interessantes Verhalten im Reich der kleinen Unken. Merkwürdig sehen die Unken aus, wenn sie die Luft aus ihrem Kehlsack in die Lunge drücken – ihr ganzer Körper ist ein einziger Resonanzraum. Dabei entstehen Vibrationen, die sich als sichtbare Wellen um die rufenden Tiere herum ausbreiten und den Besitzanspruch anmelden. Ihrer leuchtend gelb-orangeroten Fleckenzeichnung auf der Bauchseite verdankt diese ca. vier bis fünf Zentimeter große Unke ihren Namen. Fressfeinden zeigt sie ihre Unterseite in einer besonders starren Haltung.
Unken fressen bevorzugt in großen Mengen Mückenlarven sowie zum Beispiel Fliegen, Libellen, Schnacken, Käfer und Spinnentiere.
Bemerkenswerterweise ist ihr Vorkommen in Deutschland bis auf das östliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein vorwiegend nur noch auf die östlichen Bundesländer beschränkt, wobei man auch hier große Bestandsverluste verzeichnen muss. In warmen, sonnenbeschienenen, flachen Gewässern, mit möglichst schlammigem Grund und dichtem Pflanzenbestand fühlt sie sich besonders wohl.
Das Leben hinter dem Deich, in vom Fluss hineingedrücktem Wasser (sogenannte „Qualmgewässer“) gefällt ihr besonders. In Sachsen, speziell im Leipziger Raum, in der Elster-Luppe-Aue, liegen die Papitzer Lachen. Dort gab es noch bis in die sechziger Jahre ein großes Unken-Vorkommen. Zur Jahrhundertwende waren hier gar die individuen-reichsten Bestände ganz Deutschlands!

Grundwasserabsenkungen durch Bergbau, Flussregulierungen und die damit verbundenen Störungen von natürlichen Überschwemmungen in den Flussauen, Rücknahme der Natur durch Bebauungen und großräumige Versiegelungen, Einflüsse der Landwirtschaft durch hohen Dung- und Pestizideinsatz, der besonders den Larven zu schaffen macht, sind Ursache für den zurückgehenden Bestand im Reich der Amphibien, vor allem aber bei der Rotbauchunke. Der bedenkliche Zustand der Auen und nicht mehr vorhandene Tümpel und Weiher müssten Konsequenzen haben. Denn sobald die Gewässeranzahl in einem Gebiet eine gewisse Marke unterschreitet, reagiert die Rotbauchunke besonders sensibel. Wiedervernässungsprojekte, Neuanlagen von Kleingewässern und ein Artenschutzprogramm Rotbauchunke sollen nun den dramatischen Rückgang stoppen. Inwieweit dies gelingen wird, werden die Studien in den nächsten Jahren belegen. Den Menschen wird es aber nicht möglich sein, das komplizierte natürliche Gefüge im Zusammenleben und Abhängigkeiten der vielen verschiedenen Arten untereinander, einfach wieder zu „reparieren“. Er kann sich aber um Schadensbegrenzung bemühen.
Wenn die Rotbauchunken den Winter ca. 20 Meter vom Gewässer entfernt in Erdlöchern, unter Steinen, in Mäuse- (z.B. der Scher- oder der Wühlmäuse) oder Maulwurfsuntergängen gut überstanden haben, wandern sie bei entsprechenden Temperaturen ab April, in Ausnahmefällen sogar schon im Februar/März, zu ihren Laichgewässern. Dieser Wanderweg ist maximal 500 Meter weit. Der Laich wird in den Randzonen der Gewässer abgelegt. Bis zum Austrocknen der Gewässer bzw. bis zum Sommerende wichtig sind durchgehende, gleichmäßige Wasserstände.
Man fand heraus, dass sich verschiedene Entwicklungsstadien von Larven und unterschiedliche Größen von heranwachsenden Unken innerhalb eines Jahres in dem gleichen Gewässer befanden. Es ist noch nicht geklärt, ob sich die Unken mehrmals im Jahr paaren oder zu verschiedenen Zeiten. Vermutlich handelt es sich um eine Anpassung, um eine „Vorsichtsmaßnahme“ der Natur, um angesichts der Abhängigkeit ihres Lebens von Flachgewässern den Bestand der Unken zu sichern. Behalten wir ihn in Erinnerung, den Ruf der Unken, und bemühen wir uns nachhaltig, ihn wieder verstärkt ertönen zu lassen.

Text: M. Kunze, Stadt Leipzig, Amt für Umweltschutz