Der Erhalt der Biologischen Vielfalt ist ein gemeinsames Anliegen von Bienenhaltung und Naturschutz. Um hierbei aus Sicht des Naturschutzes einen Beitrag zur Diskussion zu leisten, veröffentlicht der NABU Leipzig zum Weltbienentag 2025, am 20. Mai, ein Positionspapier zur Einordnung der Honigbienenkonkurrenz als Gefährdungsfaktor für wilde Bestäuber, mit Daten und Analysen, die sich konkret auf die Situation in Leipzig beziehen. Pressemitteilung
Immer am dritten Mittwoch im Monat lädt der NABU Leipzig 17 bis 19 Uhr zum offenen Naturschutzabend ins Naturkundemuseum (Lortzingstraße 3) ein. Am 21. Mai 2025 wird auch er sich dem Schutz der Wildbienen widmen und der Frage „Gefährden Honigbienen Wildbienen?“ Sabrina Rötsch, Hautflüglerexpertin des NABU Leipzig, gibt Einblick in die Situation von Wildbienen, stellt Untersuchungen zur Konkurrenz durch Honigbienen vor sowie Empfehlungen für ein Miteinander von Imkerschaft und Naturschutz. Alle Naturfreunde sind herzlich willkommen, die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.
Seit einigen Jahren sorgt das Insektensterben für Schlagzeilen, denn diese Tiergruppe ist essenziell für das Funktionieren von Ökosystemen. Insekten dienen beispielsweise vielen anderen Tieren als Nahrung, einige Arten sind als natürliche „Schädlingsbekämpfer“ unterwegs und Insekten sind unverzichtbar als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen. Deshalb ist es besorgniserregend, dass die Anzahl der Insekten immer weiter abnimmt und auch, dass die Artenvielfalt bei den Insekten zurückgeht, denn viele Arten stehen vor dem Aussterben, sind bedroht oder regional schon verschwunden. Als Gründe gelten unter anderem Klimawandel, Umweltverschmutzung und die veränderte Landnutzung. So gehen natürliche Lebensräume für die Insekten weiter zurück und sogar in verbleibenden Naturschutzgebieten sinken Artenvielfalt und Insektenanzahl.
Monotone Flächen mit wenig Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft, versiegelte Flächen, Lichtverschmutzung und vor allem auch der starke Einsatz von Pestiziden führen zu immer weniger naturnahen
Flächen, die den Insekten als Lebensraum zur Verfügung stehen. In Zeiten des weitweiten Artensterbens ist der Erhalt der Lebensräume für gefährdete Arten von besonderer Bedeutung. Dazu zählen
Schutzgebiete, aber mittlerweile auch Städte, als letzte Rückzugsräume für die Tierwelt.
Initiativen gegen das Insektensterben sind daher dringen nötig und finden hier und da erfreulicherweise statt – beispielsweise die naturnahe Gestaltung von Gärten und Parkanlagen sowie die
Schaffung von Blühflächen und eine insektenfreundliche Mahd von Wiesen. Vom Insektenschutz profitieren dann stets auch andere Tier- und Pflanzenarten, weil die Sechsbeiner im Ökosystem eine
Schlüsselrolle haben. Da einige Insektenarten stark spezialisiert sind auf bestimmte Nistmöglichkeiten oder Nahrungsquellen, ist der Schutz dieser Arten einerseits eine besondere Herausforderung,
andererseits aber auch besonders wertvoll für den Erhalt der Biologischen Vielfalt.
Als Botschafter für den Schutz von Insekten dienen oft die Bienen. Sie genießen große Sympathien. Tatsächlich sind gerade die Wildbienen besonders bedroht und zugleich kann ihr Schutz ein wichtiger Beitrag sein für den Naturschutz insgesamt. In der Öffentlichkeit stehen aber oft leider nicht die Wildbienenarten im Fokus, sondern die Honigbiene. Viele Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität orientieren sich an den Bedürfnissen der Honigbiene und die Zahl der Honigbienenvölker ist weltweit in den letzten 30 Jahren um fast 50 Prozent gestiegen, denn im Imkern sehen viele Menschen einen Beitrag gegen das Insektensterben. In der öffentlichen Wahrnehmung findet oft keine Differenzierung statt zwischen den vom Menschen als Nutztier gehaltenen Honigbienen und den bedrohten Wildbienenarten. Das ist in vielen Fällen für die Wildbienen sogar eine zusätzliche Bedrohung, denn es kann sich lokal eine Konkurrenz entwickeln zwischen den Honigbienen und den wilden Bestäubern. Die vom Menschen gepflegten Honigbienen, die nicht angewiesen sind auf bestimmte Nahrungspflanzen, nehmen den bedrohten Insektenarten die Nahrung weg. Die wilden Bestäuber werden zudem gefährdet durch übertragbare Krankheiten.
Nötig ist deshalb ein zeitgemäßer Umgang mit dem Thema Insektenschutz. Die Schaffung von Lebensräumen muss ökologisch wirksam erfolgen, nicht orientiert an den Bedürfnissen der Honigbienen.
Imkerei muss nachhaltig erfolgen mit Rücksicht auf die heimischen Insektenarten. Um hierbei aus Sicht des Naturschutzes einen Beitrag zur Diskussion zu leisten, veröffentlicht der NABU Leipzig
zum Weltbienentag 2025, am 20. Mai, ein Positionspapier zur Einordnung der Honigbienenkonkurrenz als Gefährdungsfaktor für wilde
Bestäuber, mit Daten und Analysen, die sich konkret auf die Situation in Leipzig beziehen.
Der NABU Leipzig möchte bestehende Kooperationen mit der Imkerschaft ausbauen und für die Anliegen das Artenschutzes weiter sensibilisieren. In vielen Fällen gibt es gemeinsame Interessen für
eine nachhaltige Entwicklung sowohl der Honigbienenhaltung als auch des Wildbienenschutzes. Umweltbildung ist beispielsweise ein solches gemeinsames Anliegen, um die ökologischen Zusammenhänge in
der heimischen Natur zu erklären. Biologische Vielfalt ist auch die Grundlage für nachhaltige Haltung von Honigbienen. Die Honigbiene soll deshalb nicht zum Sündenbock gemacht werden, sondern sie
soll weiterhin Botschafter für den Naturschutz sein und für den Schutz ihrer wildlebenden Verwandtschaft. Pressemitteilung
1. keine Honigbienen in und um Naturschutzgebiete
In Naturschutzgebieten und im Umkreis von 3 Kilometern sollten grundsätzlich keine Honigbienenvölker aufgestellt werden. Bereits vorhandene Honigbienenvölker sollten umgesiedelt werden.
2. blühende Landschaften im Biotopverbund der Stadt Leipzig
Um die bestehende Konkurrenzsituation zu entschärfen, muss in der Umgebung von Naturschutzgebieten und von bekannten Wildbienenvorkommen eine verbesserte Nahrungsgrundlage geschaffen werden,
sodass Honigbienen den Hauptteil ihrer Nahrung auch nach dem Verblühen der Massentrachten außerhalb von Naturschutzgebieten finden. Im Rahmen der Biotopverbundplanung im Stadtgebiet können
Flächen für Aufwertungen und Pflegeanpassungen festgelegt und entwickelt werden.
3. Wanderimkerei regulieren
Vor Erteilung einer Genehmigung zum zeitweisen Aufstellen von Honigbienen sollte die Naturschutzbehörde einbezogen werden. Diese kann die Anzahl der Bienenvölker und die Dauer regulieren und die
Standorte auf bekannte Wildbienenvorkommen im Umfeld prüfen. Honigbienenvölker der Wanderimkerei müssen unmittelbar mit Ende der Blütezeit der Massentracht wieder entfernt werden.
4. Aufklärung zum Stadtimkern und Regulierung auf öffentlichen Flächen
5. bienenfreundliche Agrarlandschaften
Immer am dritten Mittwoch im Monat lädt der NABU Leipzig 17 bis 19 Uhr zum offenen Naturschutzabend ins Naturkundemuseum (Lortzingstraße 3) ein. Am 21. Mai 2025 wird auch er sich dem Schutz der Wildbienen widmen und der Frage „Gefährden Honigbienen Wildbienen?“ Sabrina Rötsch, Hautflüglerexpertin des NABU Leipzig, gibt Einblick in die Situation von Wildbienen, stellt Untersuchungen zur Konkurrenz durch Honigbienen vor sowie Empfehlungen für ein Miteinander von Imkerschaft und Naturschutz. Alle Naturfreunde sind herzlich willkommen, die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.
WEITERE INFORMATIONEN
Der Schutz der Insekten ist ein wichtiges Anliegen des NABU. Entscheidend dabei ist der Erhalt geeigneter Lebensräume – und dabei kann jeder helfen. Blühende Wiesen statt kurzgemähter Rasen, wilde Ecken statt aufgeräumte Gärten, Verzicht auf Insektengifte – es gibt viele Möglichkeiten, wie jeder einen kleinen Beitrag zum Lebensraum- und Insektenschutz leisten kann. mehr
Mehr als 500 Wildbienenarten gibt es in Deutschland, aber ihre Lebensräume werden mehr und mehr vernichtet, womit sich der Mensch selbst schadet, denn die fleißigen Bienen sind für die Bestäubung unverzichtbar. Der NABU Leipzig hat bei einem Vortragsabend im Naturkundemuseum darüber informieren, welche Bienenarten bei uns leben und wie man sie schützen und fördern kann. mehr
Bei Konfliktsituationen mit Wespen, Fragen zur insektenfreundlichen Freiraumgestaltung, zu rechtlichen Grundlagen oder Interesse an Patenschaften melden Sie sich beim NABU Leipzig! Der NABU Leipzig hat ein Beratungs- und Umsiedlungsangebot für Hautflüglerarten (Wespen, Hornissen, Wildbienen, Hummeln). Eine Umsiedlung ist möglich, sollte aber immer das letzte Mittel der Wahl sein. Auch eine Umsiedlung von Hummeln oder von Solitärbienen ist möglich. mehr
Die Mitmachaktion „mein Biotop“ soll dem Verlust natürlicher Lebensräume etwas entgegensetzen, jeder kann einen praktischen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität leisten. Mit dem Projekt soll gezeigt werden, wie bereits mit einfachen Mitteln wichtige Biotope entstehen können. Jeder kann mitmachen und so können sich an vielen Stellen in Leipzig Lebensräume und Biotoptrittsteine entwickeln. mehr
Mit der Webseite www.Wildbienen-Leipzig.de wird ein leicht verständlicher Zugang zum Thema bereitgestellt. Die spielerisch zu entdeckende Internetseite mit anschaulichen Bildern soll ökologische Zusammenhänge zwischen Wildbienen und Nahrungspflanzen aufzeigen. Denn die Nahrungspflanzen der Bienen sind auch Voraussetzung für das Überleben zahlreicher weiterer Arten wie Schmetterlinge, Käfer, Wespen oder Fliegen. mehr
Seit einigen Jahren ist auch die Große Blaue Holzbiene in Deutschland heimisch. Sie ist damit die größte heimische Wildbienenart, oft wird sie mit einer Hummel verwechselt. Gut zu erkennen ist sie jedoch an den blauschimmernden Flügeln, der Körper ist metallisch-schwarz glänzend. Ihre Niströhren legt sie in abgestorbenen, sonnenbeschienenen Baumstämmen an, die noch nicht zu morsch sind, manchmal auch in Zaunpfählen oder Holzbalken. mehr
2023 wurde vom NABU Leipzig die Insektenfauna an den Papitzer Lachen erfasst. Dabei gab es eine sehr positive Überraschung, denn eine Wildbienenart, die in Sachsen als ausgestorben galt, konnte hier wiederentdeckt werden: die Zahntrost-Sägehornbiene. Der Nachweis zeigt, wie wichtig die praktische Naturschutzarbeit und der Erhalt intakter Ökosysteme ist. An den Papitzer Lachen ist der NABU seit vielen Jahren in der Biotoppflege aktiv. mehr