Die Luppeaue ist ein ökologisch wertvolles Mosaik von Gehölzen, Wiesen und Gewässern. Viele gefährdete Arten finden hier noch einen Lebensraum. Biotoppflegearbeiten, wie Wiesenmahd oder Gehölzentnahme, sind unverzichtbar, um die Lebensräume zu erhalten. Foto: Sabrina Rötsch
Seit vielen Jahren betreut der NABU Leipzig das ökologisch wertvolle Gebiet der Papitzer Lachen. Hier konnte der NABU Flächen erwerben und kümmert sich um den Erhalt der Lebensräume, unter anderem auch mit jährlichen Arbeitseinsätzen zur Wiesenmahd oder zur Gehölzentnahme. 2023 waren NABU-Experten außerdem im Gebiet unterwegs, um die Artenvielfalt zu erfassen. Spinnen-, Pflanzen- und Insektenarten wurden untersucht, insgesamt wurden dabei 148 verschiedenen Tierarten festgestellt. Mitarbeiterinnen der NABU-Naturschutzstation „Stadt und Aue Leipzig“ gelang dabei auch ein ganz besonderer Fund: Der Nachweis der Zahntrost-Sägehornbiene (Melitta tricincta). Diese Wildbienenart galt in Sachsen als ausgestorben und in der Luppeaue wurde sie noch nie nachgewiesen.
Der Fund der Zahntrost-Sägehornbiene ist ein weiterer Beleg für die Wirkung der Naturschutz-Maßnahmen in dem Gebiet. Die Naturschutzmacher des NABU sind hier seit Jahrzehnten für Biotoppflege und Erhalt der Kleingewässer im Einsatz, aber auch die Erfassung der Artenvielfalt ist mit viel Arbeit verbunden. Deshalb ist es den NABU-Mitgliedern zu verdanken, dass die Zahntrost-Sägehornbiene hier überhaupt einen Lebensraum hat und dass sie hier auch nachgewiesen werden konnte.
Anlässlich des außergewöhnlichen Fundes besuchten am 8. März 2024 der Sächsische Umweltminister Wolfram Günther und der Schkeuditzer Oberbürgermeister Rayk Bergner die Papitzer Lehmlachen und
machten sich vor Ort ein Bild von den Erfolgen der jahrzehntelangen Naturschutzarbeit des NABU.
Umweltminister Wolfram Günther lobte das Engagement des NABU. Er zeigte Verständnis für die Forderungen des NABU zur Wiederherstellung von Naturgebieten und konsequentem Schutz der
Auenökosysteme. Wegen der zahlreichen involvierten Akteure handle es sich aber um eine mühsame Aufgabe, bei der alle zusammenarbeiten müssten.
Auch Schkeuditz‘ Oberbürgermeister Rayk Bergner betonte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit, wünschte sich aber auch mehr Kompromissbereitschaft. Er betonte den Wert der Schkeuditzer Auenlandschaft als Lebensraum und Erholungsgebiet.
Zu den Gästen zählte auch Professor Josef Settele, vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Er ist Experte für die Ökologie von Insekten in Kulturlandschaften und kennt die Probleme im Artenschutz.
Gemeinsam führten Dr. Maria Vlaic, Vorsitzende des NABU Sachsen, und René Sievert, Vorsitzender des NABU Leipzig, die Gäste ins Gebiet und erklärten seine Bedeutung für den Naturschutz. Feuchtgebiete wie die Papitzer Lachen sind nicht nur Hot-Spots der Artenvielfalt, sondern gleich in mehrfacher Hinsicht Klimaretter: Die Einlagerung von CO2 im Boden kommt dem Klimaschutz zugute, bei Starkregen dienen die Flächen als Pufferzone gegen Hochwasser und als Wasserspeicher für Trockenzeiten. Eine konsequente Auenrevitalisierung ist daher ein unverzichtbarer Beitrag zum Schutz von Klima und Biodiversität.
2023 wurden die Insekten an den Papitzer Lachen erfasst. Beatrice Jeschke (links) und Sabrina Rötsch (rechts), Mitarbeiterinnen der NABU-Naturschutzstation „Stadt und Aue Leipzig“, haben die Zahntrost-Sägehornbiene wiederentdeckt. Fotos: NABU Leipzig
Wie ein Großteil der heimischen Wildbienen nistet Melitta tricincta im Boden, sie ist auf entsprechende Bodenstellen angewiesen. Außerdem benötigt sie in der Nähe ihre Futterpflanze –
sie ist streng spezialisiert auf Zahntrost, eine halbparasitische Pflanzengattung, die in Verbindung mit anderen Pflanzen am Saum von Wiesen wächst und deren Nektar und Pollen Melitta
tricincta für die Versorgung ihrer Larven benötigt. Daher ist der Erhalt und die naturschutzgerechte Pflege von (Feucht-)Wiesen und extensivem Offenland für sie überlebenswichtig.
Roter Zahntrost (Odontites vulgaris) ist Nahrungspflanze der Zahntrost-Sägehornbiene. Foto: Sabrina Rötsch
Die Papitzer Lachen sind ein Naturjuwel, das durch das Engagement ehrenamtlicher Naturschützer gerettet wurde und seither ehrenamtlich betreut wird. Hier wurden Ersatzlebensräume für viele
bedrohte Arten geschaffen, die in der naturfernen Auenlandschaft sonst kaum noch existieren. Das Gebiet ist Teil der Elster-Luppe-Aue. Hier wurde
bis in die 1970er Jahre Lehm für die Produktion von Ziegeln abgebaut. Einige der Gruben blieben nach Aufgabe des Abbaus unverfüllt und entwickelten sich zu wertvollen Lebensräumen teils geschützter Arten. Das Mosaik aus Gewässern, Wiesen und Auwaldbeständen macht es heute naturschutzfachlich besonders wertvoll.
Über die Biodiversität an den Papitzer Lachen informiert eine Broschüre des NABU Leipzig, in der die Ergebnisse der Arterfassung im Jahr 2023 vorgestellt werden. Die Broschüre ist als Druckexemplar erhältlich in der NABU-Naturschutzstation oder als Download: