Vogelchor singt trotz Corona

Stunde der Gartenvögel vom 8. bis 10. Mai 2020

Jedes Jahr im Mai lädt der NABU zur großen Vogelzählung ein. Menschen in ganz Deutschland sind dann aufgerufen, eine Stunde lang Vögel in der unmittelbaren Umgebung zu beobachten und die Ergebnisse dem NABU zu melden. So werden wertvolle Informationen für den Vogelschutz gesammelt.

 

In diesem Jahr wird vom 8. bis 10. Mai gezählt, die Ergebnisse kann man noch bis zum 18. Mai an den NABU melden.

 

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In diesem Jahr leider keine Exkursionen

Der NABU-Regionalverband Leipzig bietet alljährlich am Aktionswochenende Exkursionen zur Stunde der Gartenvögel an, die für Kinder und Erwachsene geeignet sind. Leider müssen aufgrund der Corona-Epidemie in diesem Jahr diese Veranstaltungen ausfallen. Dennoch kann sich jeder selbst an der Aktion beteiligen, die sich auch in Corona-Zeiten bestens zum Mitmachen eignet:  Man sucht sich einen geeigneten Platz in der unmittelbaren Umgebung; das können zum Beispiel Balkon, Zimmerfenster, Garten oder Park sein. Dort beobachtet man die Vögel am 8., 9. oder 10. Mai eine Stunde lang. Von jeder Vogelart wird dann die höchste Anzahl notiert, die im Laufe dieser Stunde gleichzeitig beobachtet wurde. Die Ergebnisse meldet man dann dem NABU. Dabei lernt man etwas über die Vogelwelt, hilft beim Vogelschutz und kann auch Preise gewinnen. 

 

Falls vorhanden, kann man ein Fernglas und ein Vogelbuch benutzen, zudem gibt der NABU auf verschiedene Art Bestimmungshilfen.

 

 

Der NABU Leipzig kann die geplanten Exkursionen zwar nicht anbieten, wird aber dennoch am Aktionswochen­ende aktuell berichten.

 

So funktioniert die Teilnahme:

 

Sorge um Blaumeisen

Am ersten Tag der Vogelzählung deutet sich eine Rekordbeteiligung an, möglicherweise auch verursacht durch die Corona-Krise in Ermangelung anderer Freizeitaktivitäten. Zugleich aber haben die zeitweiligen Beschränkungen auf das eigene Wohnumfeld auch dazu geführt, dass viele Menschen die Natur vor der Haustür überhaupt wieder entdeckt haben. Vielen wurde bewusst, wie schützenswert sie ist. Auch die Vogelwelt war vielerorts besser zu beobachten, beispielsweise sorgte geringerer Zivilisationslärm dafür, dass die Gesänge viel besser zu hören waren.

 

Die Blaumeise steht bei der „Stunde der Gartenvögel“ unter besonderer Beobachtung.  Foto: NABU/Frank Hecker
Die Blaumeise steht bei der „Stunde der Gartenvögel“ unter besonderer Beobachtung. Foto: NABU/Frank Hecker

Während die Menschen unter der Corona-Infektionswelle zu leiden haben, hat sich in der Vogelwelt ebenfalls eine neue Infektionskrankheit ausgebreitet – eine bakterielle Lungenentzündung, von der vorwiegend Blaumeisen betroffen sind. Tausende tote Blaumeisen wurden seit Anfang März gemeldet, allerdings vorwiegend in Rheinhessen und den angrenzenden Regionen bis nach Thüringen, Leipzig war bisher nicht betroffen. Der NABU hofft, dass die Stunde der Gartenvögel auch Auskunft zur Bestandsentwicklung bei den Blaumeisen liefert.

 

Die Ergebnisse am ersten Tag der Zählung sind noch nicht besonders aussagefähig, dennoch zeichnet sich tatsächlich ein Negativtrend bei den Blaumeisen ab. Deutschlandweit gibt es ein leichtes Minus, in Leipzig und Umgebung sogar ein deutliches Minus von rund 30 Prozent. Man muss hier aber noch die weiteren Beobachtungs­meldungen des Wochenendes abwarten.

 

Freitagabend hatten sich deutschlandweit bereits rund 9.000 Vogelfreunde an der Stunde der Gartenvögel beteiligt, mehr als 200.000 Vögel wurden gemeldet, am häufigsten der Haussperlig, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Blaumeise und Star. Diese Arten liegen auch in Leipzig und Umgebung auf den vorderen Plätzen. Leipzig zeigt sich allerdings abweichend davon wieder als Stadt der Mauersegler, diese Art erreicht hier am Freitagabend bei den Beobachtungsmeldungen Platz 2. Obwohl Haussperling und Mauersegler regelmäßig die vorderen Plätze bei den Beobachtungszahlen belegen, ist dennoch der mehrjährige Trend negativ. Sie sind auch nur scheinbar die häufigsten Stadtvögel, weil sie sich in Schwärmen leichter beobachten lassen als viele andere Vogelarten. Solche Besonderheiten müssen bei der Interpretation der Zahlen berücksichtigt werden.

 

Vogelzählung auf dem Sportplatz

Foto: NABU/Sebastian Hennigs
Foto: NABU/Sebastian Hennigs

Auch am Samstag ist die Teilnehmerzahl bei der Stunde der Gartenvögel rekordverdächtig. Im Vorjahr gab es Samstagabend mehr als 10.000 Teilnehmer, in diesem Jahr sind es zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 20.000. Sie haben mehr als 700.000 Vögel gezählt. Am häufigsten beobachtet wurden Haus­sperling, Amsel, Kohlmeise, Star und Feld­sperling. Während es bei der Teilnehmerzahl aufwärts geht, gibt es bei vielen Vogelarten allerdings einen Negativtrend, beispielsweise bei Kohlmeise, Blau­meise und Star. Beim Grünfink setzt sich der Abwärts­trend der Vorjahre weiter fort, als Grund gilt das durch Trichomonas-Infektionen ausgelöste Grünfinkensterben.

 

Der Haussperling (hier Männchen und Weibchen) belegt bei der Stunde der Gartenvögel erneut den 1. Platz, weil er besonders häufig beobachtet und gemeldet wird. Foto: Beatrice Jeschke
Der Haussperling (hier Männchen und Weibchen) belegt bei der Stunde der Gartenvögel erneut den 1. Platz, weil er besonders häufig beobachtet und gemeldet wird. Foto: Beatrice Jeschke

Auch in Leipzig und Umgebung sind Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star, Feldsperling und Blaumeise die Arten, die am häufigsten gemeldet wurden. So wie am Freitag liegt allerdings in der Stadt Leipzig der Mauersegler auf Platz 2, während er im deutschen Durchschnitt nur auf Platz 9 landet. Im Landkreis Nordsachsen liegt zudem die Mehlschwalbe knapp vor der Blaumeise. Mauersegler und Mehlschwalbe werden in diesem Jahr häufiger beobachtet als im Vorjahr, über mehrere Jahre betrachtet gibt es aber Bestandsverluste.

 

Samstagabend sind aber alle Zahlen noch Momentaufnahmen, bis zum 18. Mai kann man Zählergebnisse an den NABU melden.


Der NABU Leipzig wollte ursprünglich am Samstagvormittag zu einer Exkursion einladen, um gemeinsam an der Vogelzählung teilzunehmen. Aufgrund der Corona-Vorsorge konnte diese Exkursion allerdings nicht stattfinden. Dennoch wurden am geplanten Veranstaltungsort die Vögel gezählt. Eine Stunde lang wurde die Vogelwelt auf dem Sportplatz in der Sasstraße beobachtet. Er liegt zwischen zwei Bahnlinien und ist von dichten Sträuchern und Hecken umgeben.

Die Raupen in den Sträuchern sind als Spatzenfutter gut geeignet. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Coronabedingt waren die Sportplätze geschlossen, da sie nun wieder zugänglich sind, waren einige bolzende Kinder und Jugendliche vor Ort. Die ansässige Haussperlingskolonie störte das nicht. Die Spatzen flogen über das Feld, nahmen Platz auf den Ballschutzzäunen und suchten auf den wahrscheinlich auch coronabedingt naturnah gewachsenen Wiesen nach Nahrung. Am Zaun waren zahlreiche Gespinste zu finden, in denen sich winzige Räupchen tummelten – hervorragendes Aufzuchtfutter für die Spatzeneltern. Die betroffenen Bäume und Sträucher erholen sich und werden bald wieder neu austreiben.

Mönchsgrasmücken (Männchen (links) und Weibchen) sowie die Amsel (rechts) kamen auf die Zählliste. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Nachdem es auf dem Platz etwas stiller wurde, konnte man zaghaft die Nachtigall hören, später auch im Vollgesang. Sie findet hier große Strauchgruppen, die sie zum Brüten braucht. Auch die Mönchsgrasmücke ließ ihren Gesang hören.

 

Insgesamt wurden bei dem Rundgang 9 Vogelarten beobachtet und 32 Vögel gezählt.

 

Gesang der Nachtigall aus einer dichten Strauchgruppe. Der NABU Leipzig setzt sich dafür ein, dass überall in der Stadt solche Lebensräume erhalten bleiben. Aus falsch verstandenem Ordnungssinn oder aufgrund von Bauprojekten werden sie aber vielerorts beseitigt, sodass Nachtigall und Co. ihre Nistmöglichkeiten verlieren. Leipzig schrumpft! Video: Beatrice Jeschke

 

Vogelchor im Park

Die Stunde der Gartenvögel hat einen neuen Teilnehmerrekord: Im 16. Jahr der Mitmachaktion wurde die Gesamtteilnehmerzahl des Vorjahres schon am Sonntagabend um 18 Uhr übertroffen.  Und weitere Meldungen gehen noch ein – Meldeschluss ist der 18. Mai. Deshalb sind auch alle Zahlen am Sonntagabend erst Momentaufnahmen und müssen noch weiter ausgewertet werden.

 

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

Sonntagabend hatten sich bundesweit mehr als 100.000 Menschen an der Vogelzählung beteiligt und mehr als 2 Millionen Vogelbeobachtungen gemeldet. Dabei haben sich die Trends der Vortage bestätigt: Am häufigsten beobachtet wurden Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling. Bestätigt hat sich auch der Rückgang bei den Blaumeisenbeobachtungen; sie landet Sonntagabend auf Platz 6.

 

Auch in Leipzig und Umgebung hat sich bei den Trends verglichen mit Freitag und Sonnabend wenig geändert. In Leipzig liegt anders als im deutschen Durchschnitt der Mauersegler auf Platz 2, im Kreis Nordsachsen landet die Mehlschwalbe auf Platz 6 noch vor der Blaumeise, während sie im deutschen Durchschnitt nur Platz 10 erreicht. Im ländlich geprägten Leipziger Umland liegt zudem der Feldsperling auf Platz 3, während er in der Großstadt nur den 10. Rang belegt. Auch in Leipzig ist bei den Blaumeisen verglichen mit dem Vorjahr ein Negativtrend zu beobachten, Ringeltaube und Rabenkrähe wurden hier häufiger gemeldet als die Blaumeise – sie lagen Sonntagabend auf Platz 6 und 7, die Blaumeise auf Platz 8.

 


Der NABU Leipzig wollte ursprünglich am Sonntag zur Exkursion in den Clara-Zetkin-Park einladen, auch diese Veranstaltung musste angesichts der Corona-Epidemie ausfallen, die Vögel wurden dennoch am ursprünglich geplanten Veranstaltungsort eine Stunde gezählt: 117 Vögel aus 25 Arten wurden beobachtet.

 

Gleich zum Beginn des Rundgangs kam die Nachtigall auf die Liste, die immer wieder aus dichten Sträuchern heraus ihren wohltönenden Gesang hören ließ. Als nächstes war ein eher zarter Gesang zu vernehmen, von einem Rotkehlchen. Im ganzen Park waren Stare zu beobachten, die in Baumhöhlen nisten und auf den Rasenflächen emsig nach Nahrung suchen. Dort sind sie oft zusammen mit anderen schwarzen Vögeln zu beobachten: Auch Amseln und Rabenkrähen nutzen die Flächen für die Nahrungssuche, ebenso wie Ringeltauben. Auf andere Nahrung spekulieren die zahlreich vertretenen Haussperlinge, sie umlagern Sitzbänke und hoffen auf Picknickkrümel, sind aber auch in Sträuchern und auf Wiesen auf Nahrungssuche. Aus vielen Sträuchern erklang zudem der Gesang der Mönchsgrasmücke.

 


Eine andersartige Vogelwelt hatte sich am Teich versammelt. Hier konnte man mehr als 30 Stockenten zählen, darunter auch eine Familie mit 7 Jungtieren. Neben den heimischen Stockenten waren buntgefärbte Mandarinenten zu sehen und auch eine Lachmöwe. Über der Wasseroberfläche jagten Rauchschwalben.

 

Stock- und Mandarinenten gehören zur Vogelwelt am Parkteich. Fotos: René Sievert

 

An einer Gruppe alter Eichen im Park war der Gesang des Gartenrotschwanzes zu hören, das buntgefärbte Männchen konnte man auch sehen. Schwerer zu entdecken war an den Baumstämmen der gut getarnte Gartenbaumläufer. An einer Baumhöhle konnte zudem ein Kleiber bei der Fütterung der Jungen beobachtet werden. Der Gelbspötter war trotz seiner gelben Färbung nicht zu entdecken, sein Gesang war aber ausdauernd zu hören. In der Nähe der Rennbahn war auch der Gesang eines anderen gelben Vogels zu hören, der Goldammer.

 



Zu entdecken waren bei dem Rundgang nicht nur Vögel, sondern beispielsweise auch eine Biberratte, eine Spitzmaus, ein Eichhörnchen, Hummeln und ein Aurorafalter.

 

Stunde der Gartenvögel im Clara-Zetkin-Park. Der NABU Leipzig setzt sich hier für die Förderung der Biodiversität und eine naturnahe Parkpflege ein. Foto: René Sievert
Stunde der Gartenvögel im Clara-Zetkin-Park. Der NABU Leipzig setzt sich hier für die Förderung der Biodiversität und eine naturnahe Parkpflege ein. Foto: René Sievert

Auch Amsel, Ringeltaube, Buntspecht und Lachmöwe kamen bei der Stunde der Gartenvögel auf die Zählliste. Fotos: René Sievert