Vögel und Eisheilige

Stunde der Gartenvögel 2019

Vom 10. bis zum 12. Mai fand wieder die „Stunde der Gartenvögel“ statt. Menschen in ganz Deutschland waren aufgerufen, eine Stunde lang Vögel in der unmittelbaren Umgebung zu beobachten und die Ergebnisse dem NABU zu melden. So werden wertvolle Informationen für den Vogelschutz gesammelt. Der NABU-Regionalverband Leipzig hat am Aktionswochenende Exkursionen für Kinder und Erwachsene angeboten, so am 11. Mai in der Kleingartenanlage „Südvorstadt“ und am 12. Mai im Palmengarten.

 

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Gartenvögel in der Gartenanlage

Der Haussperling benötigt nicht nur Nistplätze in Gebäuden, sondern in der Nähe auch geeignete Flächen zur Nahrungssuche. Beides wird in Leipzig leider immer seltener. Foto: Karsten Peterlein
Der Haussperling benötigt nicht nur Nistplätze in Gebäuden, sondern in der Nähe auch geeignete Flächen zur Nahrungssuche. Beides wird in Leipzig leider immer seltener. Foto: Karsten Peterlein

Bereits am Freitag hatten deutschlandweit 5.100 Vogelfreunde ihre Beobachtungen an den NABU gemeldet, so viele waren es am ersten Tag der Aktion noch nie. Auch Samstag wurde mit 11.500 ein neuer Teilnehmerrekord festgestellt. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt mehr als 400.000 Vögel gemeldet. Besonders auffällig sind dabei die Zahlen zum Rotkehlchen, das wesentlich häufiger gesichtet wurde als im Vorjahr. Deutschlandweit gab es am Samstagabend bei den Rotkehlchenmeldungen ein Plus von 43 Prozent, in Sachsen von 57 Prozent. 

 

Deutschlandweit gehörten Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Star zu den am häufigsten gemeldeten Vogelarten, auch im Umland von Leipzig wurden sie am häufigsten beobachtet. Im Stadtgebiet von Leipzig landet der Feldsperling hingegen nur auf dem 9. Rang, dafür schafft es der Mauersegler auf Platz 6.

 

Auffällig ist auch, dass der Gartenrotschwanz häufiger beobachtet wurde als im Vorjahr, der Hausrotschwanz hingegen seltener. Das trifft offenbar auf ganz Deutschland zu, zeigt sich aber an den Zahlen aus Leipzig besonders deutlich.

 

Samstagabend sind jedoch alle Zahlen noch als vorläufig zu betrachten und erlauben zunächst keine verlässlichen Analysen. Noch bis zum 20. Mai kann man die Beobachtungsergebnisse an den NABU melden, erst danach ist eine Auswertung möglich.

  

NABU-Exkursion in der Kleingartenanlage "Südvorstadt". Zu jeder Vogelart gab es interessante Informationen. Fotos: Karsten Peterlein

 

Schwalben und Segler

Der NABU Leipzig hatte am Samstagmorgen zur Exkursion eingeladen, um die Gartenvögel gemeinsam zu beobachten und zu zählen. 7 Vogelfreunde versammelten sich dazu in der Kleingartenanlage "Südvorstadt". Noch während der Begrüßung kamen die ersten Vögel auf die Liste, bei denen es sich aber gar nicht um typische Gartenbewohner handelt: Rotmilan und Turmfalke, die niedrig über die Anlage hinwegflogen. Später kamen weitere untypische Vögel hinzu: Stockenten, Lachmöwen und ein Kormoran. Ein Grund dafür sind sicherlich Pleiße und Elsterflutbett direkt neben der Gartenanlage.

 

Haussperlinge spezialisieren sich zunehmend auf den Buchsbaumzünsler als Nahrung. Auch sonst bieten naturnahe Gärten Haussperlingen in den sonst so strukturarmen Siedlungen noch Orte um Insekten für die Jungenaufzucht zu finden.

In der Kleingartenanlage konnten auch Grünfinken beobachtet werden - erfreulich, denn diese Vogelart leidet unter dem "Finkensterben", eine besonders für Grünfinken tödliche Infektionskrankheit. Fotos: Karsten Peterlein


 

Doch auch die typischen Gartenvögel ließen sich nicht lange bitten. Besonders schön konnte eine singende Amsel beobachtet werden, ebenso eine singende Kohlmeise, die aber nicht stillsaß, sondern singend auf Insektenjagd war. Andere Vögel konnte man nur hören, aber nicht entdecken, zum Beispiel die wohltönende Mönchsgrasmücke.

 

Sehr schön anzusehen war ein Schwarm Stieglitze. Die bunten, geselligen Vögel konnten gleich mehrfach beobachtet werden. Zahlreich und emsig unterwegs waren auch Stare, die unmittelbar neben der Gartenanlage eine Brutkolonie haben und die Jungen dort fleißig mit Futter versorgen. Mehrere Ringeltauben und eine Rabenkrähe kamen ebenfalls auf die Liste.

 

Eindrucksvoll waren auch die Flugkünstler, die über der Gartenanlage auf Insektenjagd waren: Nebeneinander konnte man Mauersegler, Mehlschwalben und Rauchschwalben beobachten und erkennen, was diese drei Vogelarten unterscheidet, die gelegentlich verwechselt werden. 

 

Mauersegler. Foto: NABU/Fotonatur
Mauersegler. Foto: NABU/Fotonatur
Mehlschwalbe. Foto: Axel Aßmann/naturgucker.de
Mehlschwalbe. Foto: Axel Aßmann/naturgucker.de
Rauchschwalbe. Foto: Axel Aßmann/naturgucker.de
Rauchschwalbe. Foto: Axel Aßmann/naturgucker.de

Auch zu allen anderen Vogelarten gab es interessante Informationen für die Exkursionsteilnehmer, die gebeten wurden, auch selbst noch eine Vogelzählung zu machen und die Ergebnisse an den NABU zu melden. Der einsetzende Regen  hat bei der Vogelexkursion kaum gestört. Am Ende fanden sich 20 Vogelarten auf der Liste, insgesamt wurden 62 Vögel beobachtet.

 

Mandarinenten im Palmengarten

Vogelbeobachtung bei der NABU-Exkursion im Palmengarten. Foto: René Sievert
Vogelbeobachtung bei der NABU-Exkursion im Palmengarten. Foto: René Sievert

Am Samstag standen bei der Exkursion des NABU Leipzig tatsächlich die Gartenvögel im Mittelpunkt, am Sonntag waren es hingegen die Vögel im Park: 9 Uhr versammelten sich insgesamt 15 Vogelfreunde, darunter 2 Kinder, um gemeinsam die Vögel im Palmengarten zu zählen. Das Wetter war deutlich freundlicher als am Vortag, insgesamt konnte die kleine Gruppe 49 Vögel aus 22 Arten zählen.

 

Sehr schön ließen sich vor allem Stare beobachten, und man konnte sie bei der Nahrungssuche auch mit den ebenfalls am Boden sitzenden Amseln vergleichen. Später konnten die Vogelfreunde auch noch eine Singdrossel beobachten, die sich am Boden ebenfalls amselähnlich bewegte. Schön zu hören war mehrfach eine Mönchsgrasmücke, aber auch die Buchfinken sangen - die Teilnehmer versuchten sich insbesondere diese beiden Gesänge gut zu merken. Auch ein Zilpzalp war zu hören, die Nachtigall jedoch nur vor der eigentlichen Zählstunde. Weil sie dann leider schwieg, kam sie nicht mit auf die Liste. Ebenso erging es einem Gartenbaumläufer und einer Sturmmöwe, die erst auf der Bildfläche erschienen, als die Stunde bereits vorbei war.

  

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert
Foto: Ludo Van den Bogaert
Foto: Ludo Van den Bogaert

Besonders interessante Beobachtungen gelangen am Teich im Palmengarten, wo man beispielsweise zwei Mandarinenten entdecken konnte.  

 

Als besonders ertragreich erwies sich der Teich im Palmengarten. Hier konnte man einen Teichrohrsänger belauschen und eine Teichralle beobachten. Am Ufer dösten zwei bunte Mandarinenten, und ein Kormoran saß auf einem Stein im Teich, bis er dann einen Tauchgang startete. Über dem Gewässer war kurz ein Schwarzmilan zu sehen, attackiert von zwei Krähen flog auch ein Mäusebussard über die Szenerie. Insgesamt konnten 16 Stockenten beobachtet werden, darunter Männchen und Weibchen sowie einige possierliche Küken und auch einige untypisch gefärbte Enten, die man auf Stadtgewässern leider zu oft sehen kann. Die "falsche" Färbung ensteht durch eingekreuzte Zuchtenten, diese genetische Vermischung gefährdet den Arterhalt der wildlebenden Stockenten.

 

Eine "Stockente" mit untypischer Gefiederfärbung. Sie entsteht, weil sich gelegentlich Stockenten mit Zuchtenten paaren. Die Population wilder Stockenten wird dadurch gefährdet.
Eine "Stockente" mit untypischer Gefiederfärbung. Sie entsteht, weil sich gelegentlich Stockenten mit Zuchtenten paaren. Die Population wilder Stockenten wird dadurch gefährdet.
Possierliche Entenküken konnte man am Schilfrand beobachten. Ihre Mutter hatte währenddesen Auseinandersetzungen mit zwei Erpeln, von denen sie bedrängt wurde. Fotos: Ludo Van den Bogaert
Possierliche Entenküken konnte man am Schilfrand beobachten. Ihre Mutter hatte währenddesen Auseinandersetzungen mit zwei Erpeln, von denen sie bedrängt wurde. Fotos: Ludo Van den Bogaert

 

Die Teilnehmer brachten teilweise schon Vorkenntnisse mit, sodass man prima fachsimpeln konnte. Zudem informierte der NABU Leipzig über seine Arbeit im Vogelschutz und für eine naturnahe Parkgestaltung.

 

Amsel (links) und Star (rechts) konnte man bei der Exkursion gut miteinander vergleichen. Fotos: Ludo Van den Bogaert  

 

Leipzigs Mauersegler

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

Sonntagabend hatten deutschlandweit mehr als 44.000 Vogelfreunde fast eine Million Vögel gemeldet. Dabei lagen Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star, Feldsperling und Blaumeise auf den vorderen Plätzen, wurden also besonders häufig beobachtet. In Leipzig und Umgebung landen ebenfalls diese Vogelarten auf den vorderen Plätzen, aber zum Teil in einer anderen Reihenfolge. So ist deutschlandweit die Amsel auf Platz 2 gelandet, in Leipzig und Umgebung liegt sie weiter hinten, stattdessen lag am Sonntagabend der Star auf Platz 2. Im Umland ist zudem der Feldsperling auf dem dritten Platz, der es deutschlandweit nur auf Rang 5 schafft. Leipzig bleibt auch Stadt der Mauersegler, der hier Platz 7 belegt, während er es deutschlandweit nur auf Platz 14 schafft. Für den NABU Leipzig ist das Ansporn, sich weiter für diese Vogelart zu engagieren. 

 

Verglichen mit dem Vorjahr sind die Beobachtungszahlen beim Mauersegler wie auch bei den Schwalben deutlich zurückgegangen. Das ist ein Grund zur Sorge, man kann aber nicht allein diese Zahlen für eine verlässliche Aussage heranziehen. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass aufgrund der jahreszeitlichen Entwicklung und angesichts der kühlen Witterung diese Insektenjäger im Siedlungsbereich einfach nicht gut beobachtet werden konnten. Die Vogelexperten des NABU Leipzig beobachten Schwalben und Mauersegler ohnehin besonders intensiv, sodass sich im Verlauf des Jahres zeigen wird, ob es mit den Beständen tatsächlich so drastisch bergab geht.

 

Sonntagabend sind zudem alle Zahlen erst vorläufig, da man noch bis zum 20. Mai seine Beobachtungen der Stunde der Gartenvögel an den NABU melden kann, und erst danach ist eine Endauswertung möglich. 

  

Gemeinsame Vogelbeobachtung bei der Stunde der Gartenvögel. Fotos: Ludo Van den Bogaert  

 

15 Jahre Citizen Science

Die Stunde der Gartenvögel ist eine wissenschaftliche Mitmachaktion für jeden. In diesem Jahr fand sie zum 15. Mal statt. Das erlaubt den NABU-Experten Aussagen zur mehrjährigen Bestandsentwicklung von Vogelarten im Siedlungsraum. Weitere Informationen 

 

Insgesamt konnten aus den Angaben der „Stunde der Gartenvögel“ für 64 Vogelarten Bestandstrends für den Siedlungsraum berechnet werden. 22 Arten mit zunehmenden Werten stehen 15 Arten mit abnehmenden gegenüber. Mauersegler, Mehlschwalbe und Hausrotschwanz sind die größten Sorgenkinder unter den Siedlungsvögeln.

 

Auch die 2016 eingeführten Zusatzfragen zum Beobachtungsort geben interessante Aufschlüsse, zum Beispiel zum Haussperling. Selbst dieser typische Stadtvogel zieht den Stadtrand den Innenstädten vor. Er ist im Osten häufiger als im Westen, nimmt hier jedoch ab, im Westen dagegen zu. 

 

So funktioniert die Teilnahme:


Vogelzählung zum Mitmachen

Jedes Jahr im Mai lädt der NABU zur großen Vogelzählung ein. Menschen in ganz Deutschland sind dann aufgerufen, eine Stunde lang Vögel in der unmittelbaren Umgebung zu beobachten und die Ergebnisse dem NABU zu melden. So werden wertvolle Informationen für den Vogelschutz gesammelt.

 

In diesem Jahr wird vom 10. bis 12. Mai gezählt, die Ergebnisse kann man noch bis zum 20. Mai an den NABU melden.

 

Weitere Informationen     Zählhilfe     Beobachtungen melden     Pressemitteilung

 

Der NABU-Regionalverband Leipzig bietet am Aktionswochenende auch wieder Exkursionen zur Stunde der Gartenvögel an, die für Kinder und Erwachsene geeignet sind:

 

Samstag, 11. Mai 2019, 9 Uhr

Stunde der Gartenvögel in der Kleingartenanlage „Südvorstadt“

Treffpunkt: Haltestelle „Rennbahn“ (Linie 60, 74)

 

Sonntag, 12. Mai 2019, 9 Uhr

Stunde der Gartenvögel im Palmengarten

Treffpunkt: Spielplatz Palmengarten

 

Falls vorhanden, bitte Fernglas und Vogelbuch mitbringen. 

Foto: NABU/Minden Pictures/Arco Images/Marcel van Kammen/NiS
Foto: NABU/Minden Pictures/Arco Images/Marcel van Kammen/NiS