Die Stunde der Gartenvögel 2017

Die deutschlandweite Vogelzählung zum Mitmachen

Jedes Jahr im Mai lädt der NABU zur großen Vogelzählung ein. Menschen in ganz Deutschland sind dann aufgerufen, eine Stunde lang Vögel in der unmittelbaren Umgebung zu beobachten und die Ergebnisse dem NABU zu melden. So werden wertvolle Informationen für den Vogelschutz gesammelt.


2017 wurde vom 12. bis 14. Mai gezählt, die Ergebnisse kann man noch bis zum 22. Mai an den NABU melden. Der NABU-Regionalverband Leipzig hatte am Aktionswochenende auch wieder Exkursionen zur Stunde der Gartenvögel angeboten, die für Kinder und Erwachsene geeignet waren. So fand am Samstag, 13. Mai 2017, bereits um 8 Uhr morgens eine Exkursion durch den Volksgarten Schönefeld statt, später gab es eine abendliche Vogelexkursion an der Auwaldstation Lützschena. Am Sonntag trafen sich um 10 Uhr Vogelfreunde zu einem Rundgang auf dem Leipziger Südfriedhof.

 

Allein bei diesen NABU-Veranstaltungen zählten rund 50 Vogelfreunde 183 Vögel aus 37 Vogelarten. Insgesamt wurden aus Leipzig und Umgebung bis Sonntagabend mehr als 5.000 Vogelbeobachtungen
gemeldet. Deutschlandweit hatten sich zu diesem Zeitpunkt rund 125.000 Vogelfreunde an der NABU-Aktion beteiligt, sie zählten rund 670.000 Vögel.


Auf Platz 1 lag Sonntagabend deutschlandweit der Haussperling, der schon seit Jahren immer wieder Spitzenreiter bei der Stunde der Gartenvögel ist. Er ist auch in der Region Leipzig der Vogel, der am häufigsten beobachtet wurde.

 

In Deutschland folgen auf den weiteren Plätzen Amsel, Kohlmeise, Star und Blaumeise. In der Region Leipzig gehören sie ebenfalls zu den häufigsten Vogelarten, hier sieht die Rangfolge aber etwas anders aus: Dem Haussperling auf Platz 1 folgen Mauersegler, Star, Amsel, Kohlmeise, Feldsperling und Blaumeise. Im Stadtgebeit von Leipzig landet der Mauersegler sogar auf Platz 1, im Umland liegt zudem die Mehlschwalbe ungewöhnlich weit vorn, nämlich auf Platz 6.

 

Plus bei Mauerseglern, Minus bei Meisen

Leipzig war auch in den Vorjahren eine Stadt der Mauersegler, deutschlandweit war jedoch ein Negativtrend zu erkennen. Dieser setzt sich in diesem Jahr offenbar nicht fort, beim Mauersegler ergibt sich deutschlandweit ein deutliches Plus, wobei man betonen muss, dass es sich noch nicht um die endgültigen Zahlen handelt, die nach Abschluss der Auswertungen erst in einigen Wochen vorliegen werden. Die Gründe für die mutmaßliche Erholung sind unklar, denn der Mauersegler leidet unter Nistplatz- und Nahrungsmangel. Das gilt auch für die Schwalben, doch auch deren Bestand hat sich nach den vorläufigen Zahlen erhohlt.

 

Ein deutliches Minus ist hingegen deutschlandweit bei den Meisenarten zu beklagen. Dieser Trend hatte sich bereits bei der Stunde der Wintervögel im Januar abgezeichnet. Auch in der Stadt Leipzig ist der Verlust feststellbar, gleichzeitig aber ein Plus im Umland. Ein Grund könnte der Lebensraumverlust in der Stadt sein, der u.a. durch den Bauboom verursacht wird. Das macht sich auch bei der Amsel bemerkbar - der Bestand hat sich in der Stadt um ein Viertel verringert.

 

Frühmorgens im Volksgarten

Erst später kam das Volk in den Volksgarten, morgens war der Park fast menschenleer, die Vögel jedoch waren munter - 18 Vogelarten konnten hier beobachtet werden. Foto: René Sievert
Erst später kam das Volk in den Volksgarten, morgens war der Park fast menschenleer, die Vögel jedoch waren munter - 18 Vogelarten konnten hier beobachtet werden. Foto: René Sievert

Die erste NABU-Exkursion zur Stunde der Gartenvögel in Leipzig fand in diesem Jahr recht früh am Morgen im Volksgarten Schönefeld statt. Nur drei Vogelfreunde hatten sich so früh aufgemacht. Sie konnten 18 Vogelarten beobachten und dabei 38 Vögel zählen.

 

Zur Morgenstunde und bei feuchtwarmem Wetter war der Vogelgesang noch sehr gut zu hören. So konnte man zum Beispiel Grünfink, Buchfink, Amsel, Zilpzalp und Star belauschen. Auch ein Grünspecht war an seinem lachenden Ruf gut zu erkennen, ebenso ein Buntspecht, der in der Ferne trommelte. Besonders eindrucksvoll war jedoch der Gesang einer Nachtigall, die im Gebüsch unmittelbar am Weg sehr gut zu hören war.

 

Während man sie nur hören, aber nicht sehen konnte, waren zwei Ringeltauben sehr gut zu beobachten, die längere Zeit einen heftigen Revierkampf am Parkboden austrugen.

 

Eindrucksvoll waren auch die verschiedenen Nistplätze, die man entdecken konnte. Stare bewohnen im Volksgarten verschiedene Baumhöhlen und Nistkästen, in anderen flogen Blau- und Kohlmeisen ein und aus.

 

Nur drei Vogelfreunde hatten zur frühen Morgenstunde den Weg in den Park gefunden. Fotos: René Sievert

 

Leider mussten die Vogelfreunde feststellen, dass jemand Nistkasten Nr. 15 brutal zerstört hat. Der stabile Holzkasten war in mehrere Bruchstücke zerfallen - man muss annehmen, dass er mit einer Eisenstange oder ähmlichem mutwillig zertrümmert wurde. Man kann nur hoffen, dass zu diesem Zeitpunkt keine Jungvögel in der Nisthilfe waren.

 

Diese Vogelwohnung fiel der Zerstörungswut eines Gewalttäters zum Opfer: Nistkasten Nr. 15 wurde zertrümmert. Fotos: René Sievert

 

Abendliche Artenvielfalt

Das Projekt "Lebendige Luppe" hatte am 13. Mai wieder zum Tag der Artenvielfalt eingeladen. Naturfreunde konnten die Vielfalt der Arten und Lebensräume in der Leipziger und Schkeuditzer Auenlandschaft entdecken. Von morgens bis abends konnte man zusammen mit verschiedenen Experten aus der Region Flora und Fauna erkunden. Über den gesamten Tag gab es Exkursionen in unterschiedliche Gebiete der Auenlandschaft. Dazu zählte auch eine abendliche Vogelexkursion mit dem NABU Leipzig. 

 

Der Rundgang führte zunächst vorbei am Schloss Lützschena und an die Weiße Elster, dann durch den Schlosspark und durch die offene Auenlandschaft an der Neuen Luppe. Auch dieser Rundgang durch die Kulturlandschaft rund um die Auwaldstation Leipzig wurde genutzt, um für die Stunde der Gartenvögel zu werben. Außerdem wurden die Beobachtungen ebenfalls für die NABU-Aktion gemeldet: Die rund 20 Teilnehmer der Exkursion konnten 26 Vogelarten beobachten und zählten 95 Vögel.

 

Auch Schellenten landeten auf der Meldeliste für die Stunde der Gartenvögel. Foto: NABU/Ingo Ludwichowski
Auch Schellenten landeten auf der Meldeliste für die Stunde der Gartenvögel. Foto: NABU/Ingo Ludwichowski

Angesichts der besonderen Exkursionsstrecke gehörten dazu auch Exemplare, die natürlich keine typischen Gartenvögel sind, wie Schellente oder Sturmmöwe.

Bei dem Rundgang wurden nicht nur die Vogelarten vorgestellt, sondern auch die unterschiedlichen Lebensräume und ihre Besonderheiten, außerdem gab es Informationen zur Auenökologie und zu Naturschutzprojekten des NABU in der Leipziger Auenlandschaft.

 

Lebendiger Friedhof

Friedhöfe sind Lebensräume in der Stadt, weshalb der NABU Leipzig sich mit dem Projekt "Lebendige Friedhöfe" für den Artenschutz auf diesen Flächen engagiert. Besonders beeindruckend ist der Südfriedhof, auf dem auch viele Vögel zuhause sind. Deshalb führte zur Stunde der Gartenvögel eine NABU-Exkursion auch wieder über diesen Friedhof. Rund 20 Vogelfreunde waren der Einladung des NABU Leipzig gefolgt. Sie beobachteten bei dem Rundgang 50 Vögel aus 21 Vogelarten. Zu jeder Vogelart gab es Erläuterungen zu Erkennungsmerkmalen und zur Lebensweise. Viele der Vögel waren nur am Gesang zu erkennen, ließen sich aber nicht blicken. Der charakteristische Gesang von Buchfinken, Zilpzalp oder Mönchsgrasmücke begegnete den Exkursionsteilnehmern dabei immer wieder. Aber auch Ringeltaube, Rabenkrähe, Girlitz und Rotkehlchen konnte man belauschen. Buchfink, Rotkehlchen, Grünspecht und Ringeltaube setzten sich fotoreif in Pose und ließen sich betrachten; Singdrossel und Amsel waren nebeneinander auf Nahrungssuche, so dass man die Unterschiede beider Arten gut sehen konnte; Blau- und Kohlmeise sangen gleichzeitig, so dass der Unterschied der Gesänge deutlich wurde. Auch ein Gartenrotschwanz ließ sich ausgiebig beobachten. Deshalb bedankt sich der NABU auch herzlich bei den hilfsbereiten Vögeln.

 

Bei der Exkursion gab es nicht nur viele Informationen zur Vogelwelt, sondern auch zur Geschichte des Südfriedofs und zu seiner Bedeutung als Lebensraum. Auch die NABU-Vogeluhr wurde vorgestellt. Fotos: Karsten Peterlein

 

Die Vogelwelt auf dem Südfriedhof. Fotos: Karsten Peterlein