Mehr Schwalben in Not als je zuvor

Abgeschlagene Nester und schlechtes Wetter

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, besagt ein bekanntes Sprichwort. Doch bei manchen Mitbürgern scheint die Devise zu gelten: Keine Schwalbe im Sommer. Sie schlagen die Schwalbennester vorsätzlich ab, obwohl das nach dem Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig verboten ist. Häufig sitzen sogar Jungvögel in den Nestern, die dann wie Müll entsorgt werden. Einige dieser Straftaten sind durch aufmerksame Bürger bekannt geworden und wurden zur Anzeige gebracht. Die überlebenden hilflosen Jungvögel werden in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig betreut und sobald sie selbstständig sind, ausgewildert. Zu den Pfleglingen der Station gehören in zunehmender Zahl auch junge, lebendig eingemauerte, Mauersegler. Bei Gebäudesanierungen während der Brutzeit wurden ihre Quartiere mit Fugenmörtel und Dämmplatten verschlossen oder konnten von den Altvögeln nicht mehr beflogen werden, da Baugerüste und Baunetze den Anflug versperrten.

 

Der NABU fordert Bauherren und Gebäudebesitzer auf, das Tierschutzgesetz und die gesetzlichen Artenschutzvorschriften zu beachten. Alle Bürger werden um verstärkte Aufmerksamkeit gebeten.

 

So war der Schwalbensommer nicht geplant

Angesichts des Baubooms in der Stadt wurde die Wildvogelhilfe Leipzig in diesem Sommer bereits zu zahlreichen Rettungseinsätzen gerufen. Mit Werkzeug und Endoskopkamera steigen die Helfer, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten arbeiten, auf Baugerüste und holen unter Dachziegeln oder Blechverkleidungen Jungvögel heraus, die tagelang unterversorgt waren.

Junge Schwalben aus mutwillig abgeschlagenen Nestern.
Junge Schwalben aus mutwillig abgeschlagenen Nestern.
Schwalben-Pfleglinge in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig. Fotos: Karsten Peterlein
Schwalben-Pfleglinge in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig. Fotos: Karsten Peterlein

Solche Einsätze wären nicht nötig, wenn bei geplanten Sanierungs- und Abrissvorhaben frühzeitig Naturschutzverbände und Behörden einbezogen würden. Um auf Möglichkeiten zum Schwalbenschutz hinzuweisen, startete der NABU Sachsen bereits im Sommer 2016 mit Unterstützung der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt das Projekt „Schwalben willkommen“. Zu den Zielen gehört auch, Wege zur Konfliktlösung, beispielsweise bei anstehenden Haussanierungen oder bei Verschmutzungen durch Schwalbenkot, aufzuzeigen, Tipps und Hilfe bei der Anbringung von Kunstnestern und Kotbrettchen sowie der Anlage von Lehmpfützen zu geben. Es gilt, die Akzeptanz für diese Untermieter zu steigern und Menschen für den Schwalbenschutz zu begeistern.

 

Mehl- und Rauschschwalben in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig. Fotos: Karsten Peterlein

 

Rekordzahl hilfsbedürftiger Schwalben

Da die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig immer bekannter wird, melden sich Vogelfreunde aus der ganzen Republik. Die Arbeit wird rein ehrenamtlich organisiert, das Futter wird durch Spenden finanziert. Deshalb kann die Wildvogelhilfe Leipzig nicht unbegrenzt Vögel aufnehmen. Wenn die Kapazitäten erschöpft sind, ist hin und wieder ein Aufnahmestopp nötig; einigen Vögeln und Vogelfreunden kann dann leider nicht geholfen werden. Das zeigt aber auch, wie sehr der Mensch inzwischen die Vogelwelt in Bedrängnis gebracht hat – immer wieder werden Tiere zum Pflegefall. Der Schutz ihrer natürlichen Lebensräume ist deshalb auch das Hauptanliegen des NABU.

 

Angesichts der zahlreichen Dramen, ist es umso erfreulicher, wenn Pflegetiere gesund wieder in die Freiheit entlassen werden können – so zum Beispiel am 18. August 2017 15 Mehlschwalben am Rittergut Plaußig und 4 Rauchschwalben am Pferdehof Abtnaundorf.

 

Freilassung von Rauchschwalben am Pferdehof Abtnaundorf. Fotos: NABU Leipzig

 

Freilassung von Mehlschwalben am Rittergut Plaußig. Fotos: NABU Leipzig

 

Die Mehlschwalben waren durch abgestürzte und teils auch mutwillig abgeschlagene Nester in Not geraten; die jungen Rauchschwalben wurden gleich beim ersten Flug Opfer des Straßenverkehrs. In der Wildvogelhilfe Leipzig wurden sie anfangs stündlich gefüttert und später musste sie in der Voliere das Jagen von Insekten lernen.  


MEDIENBERICHTE ÜBER SCHWALBEN IN NOT


Zu viel Dreck – die Schwalben müssen weg

Menschen fühlen sich gestört und werden zum Vogelmörder

Kot an der Fensterscheibe oder Gezwitscher wenn Menschen noch schlafen wollen – der Mensch hat verlernt im Einklang mit der Natur zu leben, das ist traurig und hat leider oft dramatische Folgen für die Tierwelt. So werden immer wieder Nester illegal zerstört. Das Stören und Töten von Vögeln sowie die Beschädigung der Nester ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz!

 

Opfer solcher Straftaten landen in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig. So kamen zum Beispiel acht Mehlschwalben aus Oschatz. Sie waren traumatisiert von der Zerstörung der Brutkolonie und vom Verlust ihrer Eltern. Zwei Jungvögel überlebten den Absturz ihrer Nester leider nicht, sie verstarben später. Die sechs anderen wurden gesund gepflegt.

 

Dieser Fall kommt zur Strafanzeige da sich ein Anwohner zur Zeugenaussage zur Verfügung stellt. Das Komitee gegen den Vogelmord hat sich ebenfalls in den Fall eingeschaltet.

 

Abgeschlagene Schwalbennester in Knauthain. Fotos: NABU Leipzig

 

Häufig bleibt der Vogelmord aber unbemerkt. Nur ein Beispiel von vielen: In Leipzig-Knauthain haben Anwohner mindestens 9 Schwalbennester illegal entfernt, auf den Fotos sieht man nur noch die Spuren der Straftat. Die Brutkolonie wurde durch diesen verbotenen Eingriff nachhaltig gestört.


Neue Mehlschwalben-Nester

Schutzbemühungen um Brutkolonie in Seehausen

Mit Gitterdraht sollte der Nestbau verhindert werden, um Gebäudeverschmutzung mit Kot zu vermeiden. Für dieses Problem gibt es bessere Lösungen - der NABU Leipzig berät gerne.
Mit Gitterdraht sollte der Nestbau verhindert werden, um Gebäudeverschmutzung mit Kot zu vermeiden. Für dieses Problem gibt es bessere Lösungen - der NABU Leipzig berät gerne.
Erfolgreiche Schwalbenbrut in einer künstlichen Nisthilfe des NABU. Verschmutzungen durch Vogelkot sind bei dieser Bauweise nicht zu erwarten. Fotos: NABU Leipzig
Erfolgreiche Schwalbenbrut in einer künstlichen Nisthilfe des NABU. Verschmutzungen durch Vogelkot sind bei dieser Bauweise nicht zu erwarten. Fotos: NABU Leipzig

In den letzten Jahren wurden immer wieder Nester der Mehlschwalben in Seehausen abgeschlagen. Vergrämungsmaßnahmen verhinderten den Nestbau. Anwohner fühlten sich vom Kot an Scheiben und auf dem Fensterbrett gestört. Andere Naturfreunde vermissen die Schwalben und beklagen den Rückgang.

Bei Sanierungsarbeiten spricht der NABU Gebäudeeigentümer an und berät, wie Konflikte zwischen Anwohnern und den Schwalben als Nachbarn minimiert werden können.

 

Kunstnester aus Holzbeton werden gut angenommen. Diese bringt man in reichlich Abstand zu den Fenstern an, dann fällt der Kot auch nicht an die Fensterscheibe oder auf das Fensterbrett. Da der Einflug der Nester nach vorn zeigt, fällt der Kot zum Boden, kann dort sogar als wertvoller Blumendünger aufgesammelt werden. Ein Kotbrett ist in dem Fall nicht unbedingt nötig. Die Montagebretter der Kunstnester können in Fassadenfarbe gestrichen werden und sind damit auch optisch unproblematisch für die Gebäudefassade.

 

Sechs neue Doppelnester (12 Nistplätze) hat der NABU Leipzig im Juli 2017 angebaut; im Vorjahr waren es bereits acht Doppelnester (16 Nistplätze). Neun dieser Nester wurden in diesem Jahr schon zur Brut genutzt. Nun stehen 28 künstliche Nistplätze in Seehausen zur Verfügung.

 

Wer Standorte kennt, wo der NABU solche Nisthilfen anbringen darf, meldet sich am besten per E-Mail beim Arbeitskreis Vogelschutz des NABU Leipzig.

 

Anbau von künstlichen Schwalbennestern im Wohngebiet "An der alten Mühle". Fotos: NABU Leipzig

 

Erfolgreiche Schwalbenbrut in den NABU-Nisthilfen

Nachdem im Juli 2017 erfolgreich sechs Doppelnester für Mehlschwalben an den Häusern in Leipzig-Seehausen angebaut wurden, konnte der NABU Leipzig jetzt ein Jahr später bei Kontrollen sehr erfreut feststellen, dass vier der Doppelnester besetzt sind, zwei davon doppelt. Der NABU freut sich, dass die Schwalben diese Ersatzmaßnahme angenommen haben und dass die Konflikte mit Mietern dadurch verringert werden konnten.  

Fotos: Beatrice Jeschke


Leipzig schrumpft!

 

In der wachsenden Stadt verschwinden die Lebensräume. Der NABU bittet um Rücksicht auf die Stadtnatur. Sie ist nicht nur Teil einer gesunden Umwelt, sondern gehört auch zur Lebensqualität der Menschen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Flächen ist nötig.



Wohnungsnot durch Bauboom

 

Bei Gebäudesanierungen werden Nistplätze zerstört

NABU fordert Einhaltung der Artenschutzgesetze

 

 



Tipps zum Artenschutz beim Gebäudeneubau

 

Wie man mit geringem Aufwand Vogelnistplätze und Fledermausquartiere in Gebäudeneubauten integrieren kann, zeigt die kleine Broschüre. Sie basiert auf einer Bachelorarbeit an der HTWK.