Insektensterben – Was können wir tun?

NABU-Gesprächsabend über Strategien zum Artenschutz

Insekten sind ein wichtiger Bestandteil der Ökosysteme und Grundlage für zahlreiche Nahrungsketten in der Natur. In letzter Zeit haben Berichte über einen drastischen Schwund der Insekten Besorgnis ausgelöst. Denn ein Schwund der Insekten zieht ein Artensterben auch bei anderen Organismen nach sich.

Nicht nur die Zahl der Insektenarten, sondern auch die der Individuen befindet sich in einem dramatischen Sinkflug. Die Folgen können eine ökologische Katastrophe sein, die nicht zuletzt massive wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion mit sich bringen würde. Gegenmaßnahmen sind dringend erforderlich.

 

Welche praktischen Maßnahmen können umgesetzt werden, was kann jeder einzelne tun und was weiß man über die Ursachen des Artenschwunds? Darüber wollte der NABU informieren und mit Bürgern sowie mit Fachleuten ins Gespräch kommen. Die NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz hatte am 14. März 2018 zum Gesprächsabend eingeladen.

 

Lebensraum schaffen und erhalten

Die Veranstaltung sollte in der Naturschutzstation in Plaußig stattfinden. Mit Hilfe von Inventar der Feuerwehr wurde dort im Vorfeld die Zahl der Sitzplätze auf 50 erhöht, doch das reichte nicht. Kurzerhand wurde umgeplant und alle sind in die Kirche umgezogen, die wohlweißlich schon vorgeheizt war. Die etwa 70 Gäste nahmen den Umzug mit Humor und erlebten im Gotteshaus drei interessante Einzelvorträge. Dietmar Klaus, Biologe vom NABU-Naturschutzinstitut Leipzig (NSI), stellte erschreckende Zahlen und Fakten zum Artenschwund vor, die wissenschaftlich belegt sind. Ursachen für den Artenschwund sind in vielen Fällen untersucht und bekannt, meistens kommen verschiedene Faktoren zusammen, die sich sehr unterschiedlich auf Flora und Fauna auswirken.
Genau das stellte Martin Drechsler vom UFZ (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) in seinem Vortrag dar. Mit seinen Computermodellen geht er der Frage nach, wie für eine bestimmte Fläche das bestmögliche Ökosystem aussehen würde. Ziel ist es dabei, Strategien zu entwickeln, um Lebensräume zu erhalten oder neu schaffen.
Eingeladen hatte der NABU unter der Überschrift „Artensterben – Was können wir tun?“. Es ging also auch um ganz praktische Handlungsmöglichkeiten für jeden einzelnen. Als Anregungen lieferte Ralf Mäkert vom NSI reich bebilderte Rezepte. Er stellte verschiedene Lebensräume vor und ging darauf ein, wie man Biotope schaffen und erhalten kann.

 

Diskussion mit Fachleuten

Nach den Vorträgen wurde ein Podium gebildet. Darin nahmen die Vortragenden Dietmar Klaus und Ralf Mäkert vom NSI, Martin Drechsler vom UFZ Leipzig, Dr. Martin Wiemers vom UFZ Halle und Felix Körner, Mitarbeiter im Bereich Arbeitssicherheit, Ergonomie, Umweltschutz im BMW Group Werk Leipzig, platz. Die Moderation übernahmen Dr. Michael Richter und Steffen Wagner vom Vorstand der NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz.

Sehr interessante Fragen wurden beantwortet. Es entwickelte sich eine rege Diskussion mit einem einhelligen Ergebnis: Jeder Einzelne muss mehr tun, und die kommunale und „die große" Politik muss

"Ist der Artenrückgang ein allgemeines Phänomen oder länderspezifisch?"

 

"Wie viele Jahre muss eine Blühwiese bestehen, um eine stabile Insektenpopulation zu entwickeln?"

 

"Sind die rückläufigen Wildbienen und Hummeln auch von der Varoa-Milbe betroffen?"

 

"Sind Blühstreifen an Feldrainen oder Blühwiesen an angrenzenden Feldern, die mit Herbiziden und Insektiziden gespritzt werden, sinnvoll?"


mit in die Pflicht genommen werden. Nach dem "Münsteraner Appell zum Insektenschutz und Erhalt der Biodiversität" sollten wir einen "Leipziger Appell" in regionaler Form erarbeiten.

 

Aufgrund des großen Publikuminteresses wurde die Veranstaltung aus der Plaußiger Naturschutzstation in die Kirche verlegt. Fotos: Karsten Peterlein

 

Fazit der Veranstaltung

Die Ernsthaftigkeit des Problems ist nicht genügend bekannt, und es besteht großes Interesse an Daten und Fakten. Aus der Veranstaltung heraus wurde spontan Soforthilfe und Mitarbeit im NABU und bei weiteren Aktionen angeboten, wofür der NABU sich herzlich bedankt.

 

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