Amseln einen Korb geben

Erfolgreiche Brut an einem ungewöhnlichen Nistplatz

In der Corona-Pandemie hat sich vieles für die Menschen verändert. Alltägliche Wege zur Schule oder zum Arbeitsplatz fallen plötzlich weg. Wenn das Fahrrad dann zu lange stehen bleibt, wird es unter Umständen von der Natur erobert. Es kommt vor, dass Amseln sich im Fahrradkorb ein Nest bauen.

 

Die Amsel zählt noch zu den häufigsten Vogelarten. Sie brütet eigentlich in dichten Sträuchern oder Hecken. Weil durch falsch verstandene Gehözpflege oder durch Bauarbeiten solche Nistplätze mehr und mehr verloren gehen, bekommt die Amsel zunehmend Probleme. Klimawandel und Insektensterben verursachen Nahrungsmangel. In den vergangenen Dürresommern hatten die Amseln Schwierigkeiten, im harten, trockenen Boden Regenwürmer zu finden. Auch neuartige Infektionskrankheiten wie das Usutuvirus dezimieren die Amselbestände.

 

Amseln, die ihren Lebensraum verlieren, irren herum und werden häufig Verkehrsopfer. Langfristig gehen die Bestände zurück, weil es immer weniger geeignete Amsellebensräume gibt. In ihrer Not weichen die Tiere teilweise auch auf schlecht geeignete Nistplätze aus. Sie bauen ihre Nester dann in Mauernischen oder in lichte Zierhecken. Dort werden sie oftmals Opfer von Beutegreifern oder Nesträubern. Einige Amseln entscheiden sich für „mobile“ Nistplätze, bauen ihr Nest zum Beispiel auf einem geparkten LKW oder in Baukränen.

 

Gelegentlich nisten Amseln auch in einem Fahrradkorb. Von den Besitzern ist dann Geduld gefordert, denn die Amseln brüten rund zwei Wochen und weitere zwei Wochen benötigen die Jungen, bis sie flügge sind. Oft sind solche Bruten nicht erfolgreich, weil es zu viele Störungen und zu wenig Deckung gibt. Doch in diesem Fall hat es funktioniert. Die Jungen wurden von den fürsorglichen Eltern großgezogen und sind am Ende ausgeflogen:

 

Ungewöhnliche „Nisthilfe“: Amseln brüten in einem Fahrradkorb. Video: O. Ritthaler

WEITERE INFORMATIONEN


Foto: Konrad Girke
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Strauchdiebe! – Wohin soll die Amsel?

 

Als eine der bekanntesten „Allerweltsarten“ wird die Amsel zunehmend zum Sorgenvogel. Durch schrumpfende Lebensräume werden Amseln in Leipzig seltener. Durch Heckenrodung und Versiegelung gehen Brutgebüsche und Nahrungsflächen verloren. Für unsere Region neuartige Viren, wie das Usutu- oder West-Nil-Virus, werden durch Stechmücken auf Amseln übertragen und lassen die Bestände weiter schrumpfen. Jetzt sind Schutzmaßnahmen gefragt, um eine Bestandserholung zu fördern. mehr



Foto: René Sievert
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Defizite beim Schutz häufiger Vogelarten

 

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Leipzig schrumpft

 

Während Leipzig für die Menschen wächst, schrumpft die Stadt für die Tier- und Pflanzenwelt. Lebensräume gehen tagtäglich verloren, oftmals ohne jeden Ausgleich, obwohl er gesetzlich vorgeschrieben ist. Damit verliert Leipzig auch mehr und mehr Lebensqualität. Außerdem haben die Ökosysteme wichtige Funktionen, zum Beispiel für das Stadtklima. mehr



Tiermord in der Stadt

 

Tagtäglich werden in Leipzig bei Bau- oder Gehölzpflegearbeiten Tiere getötet, Nistplätze schwinden, Orte für die Nahrungssuche gehen verloren. In vielen Fällen handelt es sich um Verstöße gegen das Naturschutz­recht, was jedoch oft folgenlos bleibt. Bürger verstehen nicht, warum die Behörden nicht einschreiten. Auch Arbeiten im Auftrag der Stadt selbst sind keineswegs vorbildlich. mehr