Artenreiche Wiesen im Johannapark

NABU Leipzig engagiert sich für Biodiversität

In Leipzig geht durch Bauprojekte mehr und mehr Lebensraum verloren, umso wichtiger ist es, verbleibende Flächen naturnah zu gestalten, die Biodiversität zu fördern und neue Lebensräume zu schaffen. Dafür geeignet sind beispielsweise Kleingartenanlagen, Firmengelände, Friedhöfe, aber auch die Parkanlagen in Leipzig. Leider befinden diese sich meist in einem naturfernen Zustand und können daher nur wenigen Arten als Lebensraum dienen. Schuld sind die starke Nutzung durch die Menschen, aber auch eine Parkpflege, die sich nicht an der Förderung der Biodiversität orientiert. Der NABU Leipzig macht sich seit Langem für eine ökologisch-funktionale Gestaltung von Grünflächen in der Stadt stark – ein weiterer Erfolg auf diesem Weg sind nun biodiversitäts­fördernde Maßnahmen im Johannapark. Stadtverwaltung, Stadtreinigung und Naturschutzverbände arbeiten dafür mit dem Institut für Landschaftsökologie zusammen, wobei der NABU seine Vorschläge und Erfahrungen einbringen konnte. Auf NABU-Initiative konnten schon mehrere Grünflächen ökologisch aufgewertet werden, nun gibt es auch im Johannapark einen neuen Lebensraum – hier sollen sich Langgraswiesen entwickeln.

 

Im Johannapark sollen sich blütenreiche Langgraswiesen entwickeln. Dafür wurden auf einer Fläche heimische Pflanzen ausgesät (rechts), auf einer anderen sollen sie durch Mahdgutübertragung angesiedelt werden. Fotos: Stadtreinigung Leipzig

 

Artenreiche Wiesen

Als eine erste Maßnahme gab es am 20. September 2021 eine sogenannte Mahdgutübertragung. Dafür wurde samentragendes Mahdgut von einer artenreichen Spenderfläche auf die zu entwickelnde Wiese aufgebracht, sodass sich die Pflanzen auf der neuen Fläche selbst aussäen. Auf einer zweiten Fläche wurden heimische Wildpflanzenarten von der Stadtreinigung ausgesät. Die Langgraswiesen sollen Insekten und anderen Tieren als Lebensraum dienen und durch ihre Blütenvielfalt reichhaltige Nahrung bieten. Um die ökologisch wertvollen Flächen zu schützen, wurden sie durch Zäune gekennzeichnet.

 

Die neu entstehenden Langgraswiesen sind Teil der Kampagne „Unser Park – Vielfalt erleben“ der Stadt Leipzig. Es werden verschiedene Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt im Johannapark erprobt. Neben der Entwicklung artenreicher Wiesen sollen zum Beispiel auch Strauchflächen nachgepflanzt oder neu angelegt werden. Die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden BUND, NABU und Ökolöwe.

 

Zäune kennzeichnen die künftigen Wiesenflächen und schützen sie bis zur ersten Mahd. Foto: Stadtreinigung Leipzig
Zäune kennzeichnen die künftigen Wiesenflächen und schützen sie bis zur ersten Mahd. Foto: Stadtreinigung Leipzig

Der NABU Leipzig begrüßt die Maßnahmen, die im Johannapark umgesetzt werden, kritisiert aber, dass es sich hier nur um eine „Erprobung“ auf vergleichsweise kleiner Fläche handelt. Um Artensterben und Klimakrise entgegen zu wirken, muss eine naturnahe Parkgestaltung und Pflege großflächig und schnell umgesetzt werden. Die zahlreichen Vorschläge des NABU für eine ökologische Aufwertung von Parks werden leider viel zu zögerlich oder gar nicht umgesetzt. Die Förderung der Artenvielfalt in unseren Parkanlagen muss endlich gezielt gefördert werden und kann nicht weiter hinter Anliegen von Sicherheit, Denkmalschutz oder Freizeitinteressen zurückstehen!

 

 

Heimische Gehölze

Im Herbst bekommt der Blutrote Hartriegel rote Blätter. Seine vitaminreichen Früchte können zahlreichen Vogelarten als Nahrung dienen. Foto: René Sievert
Im Herbst bekommt der Blutrote Hartriegel rote Blätter. Seine vitaminreichen Früchte können zahlreichen Vogelarten als Nahrung dienen. Foto: René Sievert

Im nächsten Schritt wird es um die Aufwertung der Gehölzflächen im Johannapark gehen, denn diese sind meist stark überaltert, sodass Neupflanzungen erforderlich sind. Dafür müssen heimische Gehöze verwendet werden, fordert der NABU Leipzig, denn von solchen Sträuchern profitieren auch heimische Tierarten, die teilweise spezialisiert und auf bestimmte Nahrungspflanzen angewiesen sind. Zierpflanzen in den Parkanlagen sind dafür nicht geeignet, sie dienen allenfalls wenigen unspezialisierten Tierarten und an sonsten ausschließlich den ästhetischen Vorstellungen einiger Menschen. So stammt der Weißen Hartriegel (Cornus alba) aus Nordamerika, seine Früchte schmecken nur zwei Vogelarten. Demgegenüber ist der Blutrote Hartriegel (Cornus sanguinea) heimisch, seine Früchte werden von 24 Vogelarten als Nahrung genutzt.

 

Und auch die Pflege der Parkanlagen sollte endlich zeitgemäß und naturverträglich erfolgen. Nicht jedes Wildkraut muss überall herausgehackt werden, denn heimische Insektenarten sind auf solche Pflanzen angewiesen, allein der nektarreiche Löwenzahn dient mehr als 80 in Leipzig nachgewiesenen Wildbienenarten als Nahrungsquelle.

 

Nach Auffassung des NABU Leipzig dürfen die Anliegen des Denkmalschutzes nicht weiter Vorrang haben vor den ökologischen Notwendigkeiten angesichts von Klima- und Artenkrise. Die bisherigen Bemühungen zeigen, dass Kompromisse möglich sind und die Biodiversität gefördert werden kann. Deshalb wird sich der NABU Leipzig weiterhin für solche Maßnahmen in den Leipziger Parks einsetzen. Dazu gehören zum Beispiel Strauchpflanzungen mit heimischen Gehölzen, naturnahe Teichsanierungen, das Belassen von Totholz und Laub unter Sträuchern und Hecken sowie die aktive Schaffung von Lebensräumen für Tiere.

FÜR BIODIVERSITÄT IM PARK


WEITERE INFORMATIONEN


Foto: Beatrice Jeschke
Foto: Beatrice Jeschke

„mein Biotop“

 

Die Mitmachaktion „mein Biotop“ soll dem Verlust natürlicher Lebensräume etwas entgegensetzen, jeder kann einen praktischen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität leisten. Mit dem Projekt soll gezeigt werden, wie bereits mit einfachen Mitteln wichtige Biotope entstehen können. Jeder kann mitmachen und so können sich an vielen Stellen in Leipzig Lebensräume und Biotoptrittsteine entwickeln. mehr



Foto: Karsten Peterlein
Foto: Karsten Peterlein

Gehölze für Klima und Artenvielfalt

 

Bäume und Sträucher haben eine große Bedeutung für die Stadtnatur. Die Gehölze sind wichtig für das Klima, das Wohlbefinden der Menschen, und sie bieten Tieren Unterschlupf und Nahrung. Leider werden Sträu­cher oft als „Gestrüpp“ verkannt und radikal beseitigt, Bäume werden achtlos gefällt. Damit geht ihre wertvolle ökologische Funktion verloren – zum Nachteil für Mensch und Natur. Der NABU setzt sich daher für ihren Erhalt ein sowie für eine naturverträgliche Gehölzpflege. mehr



Insekten

 

Der Schutz der Insekten ist ein wichtiges Anliegen des NABU. Entscheidend dabei ist der Erhalt geeigneter Lebensräume – und dabei kann jeder helfen. Blühende Wiesen statt kurzgemähter Rasen, wilde Ecken statt aufgeräumte Gärten, Verzicht auf Insektengifte – es gibt viele Möglichkeiten, wie jeder einen kleinen Beitrag zum Lebensraum- und Insektenschutz leisten kann. mehr



Leipzig schrumpft

 

Während Leipzig für die Menschen wächst, schrumpft die Stadt für die Tier- und Pflanzenwelt. Lebensräume gehen tagtäglich verloren, oftmals ohne jeden Ausgleich, obwohl er gesetzlich vorgeschrieben ist. Damit verliert Leipzig auch mehr und mehr Lebensqualität. Außerdem haben die Ökosysteme wichtige Funktionen, zum Beispiel für das Stadtklima. mehr