Frühblüher im Leipziger Auwald

Frühling im Leipziger Auwald. Fotos: René Sievert

 

Der Leipziger Auwald hat zu jeder Jahreszeit seine Besonderheiten, doch besonders beeindruckend ist er im Frühling. Wenn die Bäume noch keine Laubblätter haben, erreicht das helle Sonnenlicht den Waldboden und sorgt dort für sprießende Pflanzen. Der Pflanzenexperte Jens Franke hat sie am 7. April 2019 bei einem botanischen Spaziergang durch den Auwald vorgestellt.

 

Fast 30 Naturfreunde kamen zur NABU-Exkursion mit Jens Franke.
Fast 30 Naturfreunde kamen zur NABU-Exkursion mit Jens Franke.

Die Tour startete bei herrlichem Frühlingswetter am Wildpark und führte von dort aus rund zwei Stunden durch den Auwald. Fast 30 Naturfreunde waren der Einladung des NABU gefolgt und lernten vor allem die Frühblüher am Waldboden kennen. Einige Teilnehmer waren auch bei Exkursionen im Vorjahr schon dabei und bekamen somit einen „Auffrisch­ungskurs“, und zu entdecken gibt es immer wieder Neues.

 

Jens Franke stellte verschiedene Frühblüher vor, darunter typische Auwaldpflanzen, aber auch Arten des Waldrandes und offener Stellen. An vielen Stationen konnte man sich längere Zeit aufhalten und gleich eine ganze Vielzahl Pflanzenarten finden, die bunt nebeneinander den Auwaldboden bedecken. Aufgrund der Wetterentwicklung waren einige typische Frühblüher bereits verblüht, andere noch nicht zu sehen. Bei vielen Pflanzen gingt Jens Franke auch auf mögliche Verwendungen ein, zum Beispiel in der Volksmedizin oder als essbares Wildkraut. Manche folgten auch gleich den Erläuterungen und kosteten das eine oder andere Blättchen.

 

Der Hohle Lerchensporn ist eine typische Pflanze im Leipziger Auwald. Sie ist auffällig durch ihre violetten Blütenstände, es gibt aber auch weißblühende Exemplare. An einigen Pflanzen sind auch bereits die Fruchtstände zu finden.

 

Scharbockskraut.
Scharbockskraut.

Das Scharbockskraut hat leuchtend gelbe Blüten und rundliche Blätter. Es gehört zu den Hahnenfußgewächsen und ist aufgrund des Gehalts an Protoanemonin giftig. Gleichzeitig enthält die Pflanze aber auch viel Vitamin C und war früher eine wichtige Vitaminquelle im Frühling und ist in kleinen Dosen durchaus genießbar. Hingegen ist der Gefleckte Aronstab, der in unmittelbarer Nachbarschaft wächst, wesentlich giftiger. Vorsicht ist geboten, denn seine jungen Blätter kann man mit dem Scharbockskraut oder auch mit dem sehr beliebten Bärlauch verwechseln. Allerdings nur, wenn man unaufmerksam ist, denn eigentlich kann man die typische Auwaldpflanze an den Blättern sehr gut erkennen. Sie sind oftmals einheitlich grün, oft aber auch gefleckt, was der Pflanze den Namen einbrachte. Später ist sie noch eindeutiger an der ungewöhnlichen Blüte oder an den Früchten zu erkennen. Die Beeren sind zwar wohlschmeckend, aber sehr giftig, was vor allem für Kinder gefährlich sein kann. 

 

Gelb wie das Scharbockskraut blüht auch der Gelbstern, ein Liliengewächs. Die meisten Exemplare waren zum Zeitpunkt der Exkursion aber bereits verblüht. Ebenfalls gelbe Blüten hat das Gelbe Windröschen, das bei der Exkursion ebenso gefunden wurde wie das bekannte Buschwindröschen, das ihm sehr ähnlich sieht, aber weiße Blüten hat.

 

Weiß blühen auch Schneeglöckchen, allerdings früher im Jahr. Zum Zeitpunkt er Exkursion konnte Jens Franke hingegen den Fruchtstand zeigen. Außerdem erzählte er, dass die Samen durch Ameisen verbreitet werden. Außerhalb des Auwaldes konnte man die Sternmiere finden, die strahlend weiße Blüten hat.

 

Schneeglöckchen.
Schneeglöckchen.
Sternmiere.
Sternmiere.

Eine besonders ungewöhnliche Pflanze ist die Schuppenwurz, ein Schmarotzer an den Wurzeln anderer Pflanzen, weshalb sie selbst keine grünen Blätter hat. 

 

Weite Teile des Auwaldbodens sind zu dieser Jahreszeit vom Bärlauch bedeckt. Diese Pflanze ist in der Küche sehr beliebt und wird von vielen Menschen gerne geerntet. Jens Franke verwies darauf, dass man das in Schutzgebieten nicht darf, und ansonsten sollte man nur ein Blatt je Pflanze Pflücken, was diese dann leicht verkraften können. Zudem sollte man die jungen Blätter bevorzugen, sobald der Bärlauch nämlich blüht, verlieren sie zunehmend ihren Wohlgeschmack. Auch die Blütenknospen kann man ernten. Bärlauch enthält Folsäure und Vitamin C, zudem hilft er dem Körper bei der Aufnahme von Eisen, ist also insgesamt eine sehr gesunde Pflanze. Allerdings ist ihre Ausbreitung kein gutes Zeichen für den Zustand des Auenökosystems, denn der Bärlauch wächst so großflächig im Leipziger Auwald nur, weil die Flüsse eingedeicht und der Auwald somit von den natürlichen Hochwassern abgeschnitten wurde. Im intakten Auwald wäre der Bärlauch nicht so großflächig zu finden, wie das heute der Fall ist.

 

Giersch.
Giersch.
Bingelkraut.
Bingelkraut.

Ebenfalls „verlockend und sehr gut essbar“ ist laut Jens Franke der Giersch, ein Doldenblütengewächs. Man kann ihn gut an seinen stets dreifach gelappten Blättern erkennen, die man ernten sollte, wenn sie sich just entfalten. Im Auwald kann man den Giersch mit dem Bingelkraut verwechseln, erläuterte Jens Franke. Das wäre unangenehm, denn Bingelkraut hat eine abführende Wirkung. Für Menschen ist es kaum giftig, für Weidetiere aber gefährlich.

 

Violette Blüten haben die Hainveilchen, die man bei genauem Hinsehen ebenfalls an vielen Stellen entdecken kann. „Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein, nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein“, zitierte Jens Franke eine Volksweise, als er das Pflänzchen vorstellte. 

  

Gundermann.
Gundermann.
Gefleckte Taubnessel.
Gefleckte Taubnessel.
Purpurrote Taubnessel.
Purpurrote Taubnessel.

Entdecken konnte man auch Gundermann, ebenfalls eine essbare Pflanze. Jens Franke empfiehlt sie zum Beispiel zu Kartoffelgerichten. Mit seinen blau-violetten Blüten gehört der Gundermann ebenso zu den Lippenblütengewächsen wie die Taubnesseln, die ebenfalls bei der Pflanzenexkursion vorgestellt wurden. So ist die Gefleckte Taubnessel mit ihren violetten, gefleckten Blüten eine typische Pflanze im Auwald; außerhalb des Auwaldes kann man hingegen die recht ähnlich aussehende Purpurrote Taubnessel finden. Bei der Gefleckten Taubnessel ist die Kronenröhre der Lippenblüte nach oben gebogen, bei der Purpurroten Taubnessel ist sie gerade.

 

Neben Taubnesseln konnte man auch die allseits bekannte Brennnessel finden, ebenfalls eine gut nutzbare Wildpflanze. Bekannt ist zum Beispiel Brennnessel-Tee, die jungen Blätter kann man auch als Salat verwenden. Ein Geheimtipp sind laut Jens Franke die Samen, die man später im Jahr nach der Blütezeit naschen kann.

 

Heilpflanzenexkursion

Am 25. August 2019 findet eine weitere Exkursion mit Jens Franke statt. Dann stellt er Heilpflanzen auf der NABU-Streuobstwiese Knauthain vor. Treffpunkt ist um 15 Uhr an der Streuobstwiese (Ritter-Pflugk-Straße 26).