StadtNaturErleben 2016: Schutzgebiete in der Stadt

Aktionswochenende mit Vortrag, Exkursion, Demonstration und Müllsammlung

Vom 16. bis zum 18. September 2016 hatte der NABU-Regionalverband Leipzig wieder zum "StadtNaturErleben" eingedalden. In diesem Jahr ging es bei dem Veranstaltungswochenende um das Thema "Schutzgebiete in der Stadt".

 

Zum Auftakt gab es am Freitag einen Vortragsabend in der Volkshochschule. Kirsten Craß vom NABU Leipzig stellte verschiedene Arten von Schutzgebieten vor. Das sind unter anderem Naturschutzgebiete, Naturdenkmäler, Geschützte Biotope oder Landschaftsschutzgebiete. Eine wichtige Rolle spielen außerdem die europäischen Schutzgebiete - das FFH-Gebiet Leipziger Auenökosystem und das Europäische Vogelschutzgebiet "Leipziger Auwald".

 

Es kamen nur wenige, dafür aber fachkundige Zuhörer, so dass sich ein interessanter Dialog über den Naturschutz in der Stadt entwickelte.

 

Referentin Kirsten Craß beim Vortrag in der Volkshochschule (links) und ein potenzielles künftiges Naturdenkmal, das sie eigenhändig aufgezogen hat: eine junge Stieleiche (rechts). Fotos: René Sievert

 

NABU-Aktion zum Küstenreinigungstag

Um der Natur in der Stadt ganz praktisch zu helfen, folgte am Sonnabend eine Müllsammelaktion, mit der sich der NABU Leipzig am Internationalen Küstenreinigungstag beteiligte. Gesammelt wurde am Elsterbecken im Richard-Wagner-Hain und im Palmengarten. Innerhalb von zwei Stunden sammelten die 14 Helfer am Ufer rund 100 Kilogramm Müll. Am Ende waren 15 Müllsäcke gefüllt, hinzu kam noch ein altes Fahrrad, das bei der Aktion aus dem Wasser gezogen wurde. Unzählige Kronkorken, Hinterlassenschaften von Anglern, zahllose Glas- und Plastikflaschen, Getränkedosen, Zigarettenkippen und Tüten kamen am Ende auf den Müllhaufen. Des Weiteren wurden zum Beispiel eine alte Lederjacke, Kinderschuhe, eine Laptoptasche, ein langes Rohr, eine Kunststoffmatte, Flaschen und Kanister mit undefinierbaren Flüssigkeiten sowie ein verlassener Gummiball aufgesammelt. Besonders unerfreulich für die Müllsammler waren diverse Hundehaufen, denen man ausweichen musste sowie Tüten mit Hundekot, die aus unerfindlichen Gründen herumlagen und aufgesammelt werden mussten.

 

Der NABU Leipzig bedankt sich bei der Stadtreinigung, die den gesammelten Müll abholt und ordnungsgemäß entsorgt.

 

Am Ende war allen klar, dass in kurzer Zeit schon viel Unrat aus der Natur geholt wurde, dass es aber nur ein kleiner Beitrag war, denn weit mehr Müll liegt leider noch herum. Der NABU appelliert einmal mehr an alle Mitmenschen, Müll schon beim Einkauf zu vermeiden und alle Abfälle ordnungsgemäß zu entsorgen. Müllsammelbehälter stehen dafür ausreichend zur Verfügung. Wo sie fehlen, kann man seinen Müll selbst mitnehmen; es gibt keine Rechtfertigung, ihn einfach in die Landschaft zu werfen, wo er eine Gefahr für die Tierwelt und eine enorme Umweltbelastung wird. Am Ende gelangt ein Großteil dieser Abfälle über die Flüsse ins Meer und wird dort zu einem wachsenden Problem.

 

Zum Abschluss der Müllsammelaktion gab es für die Teilnehmer noch belegte Brötchen und Äpfel. Der NABU bedankt sich bei allen für die fleißige und erfolgreiche Arbeit und bei Hannes Berger für die Organisation des Arbeitseinsatzes.

 

Teamwork zur Bergung eines Gummiballs.

Müll gesammelt wurde auf Einladung des NABU Leipzig am Elsterbecken an beiden Ufern zwischen Jahnallee (rechts) und Palmengartenwehr (links). Fotos: René Sievert

 

Flagge zeigen gegen TTIP und CETA

Am Aktionswochenende zum StadtNaturErleben fand zudem in Leipzig eine der großen dezentralen Demonstrationen gegen die Freihandelsabkommen CETA und TTIP statt. Der NABU Leipzig hatte alle Naturfreunde aufgerufen, sich auch daran zu beteiligen.

 

Bundesweit waren bei den insgesamt sieben Demonstrationen rund 320.000 Menschen, in Leipzig waren es etwa 15.000. Obwohl es in Strömen regnete, zogen die Demonstranten lautstark einmal über den Ring rund um die Innenstadt und setzten ein deutliches Zeichen gegen die geplanten Freihandelsabkommen, die unter anderem mit Einschränkungen bei Verbraucher- und Umweltschutzstandards verbunden wären. Auch Leipziger NABU-Mitglieder beteiligten sich an dem Protest und zeigten buchstäblich Flagge.

 

Außer in Leipzig wurde auch in Köln, München, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg und Berlin gegen die Freihandelsabkommen mit USA und Kanada protestiert.

Flaggezeigen in Leipzig bei der Demonstration gegen TTIP und CETA. Fotos: NABU Leipzig

 

Radtour zu Leipzigs Naturschätzen

Dieses Schild sollte ein Landschaftsschutzgebiet kennzeichnen, sattdessen wurde es wohl mutwillig zerstört. Die Reste landeten am Ufer des Elsterbeckens und wurden dort bei der NABU-Müllsammelaktion am 17. September 2016 aufgesammelt. Foto: René Sievert
Dieses Schild sollte ein Landschaftsschutzgebiet kennzeichnen, sattdessen wurde es wohl mutwillig zerstört. Die Reste landeten am Ufer des Elsterbeckens und wurden dort bei der NABU-Müllsammelaktion am 17. September 2016 aufgesammelt. Foto: René Sievert

Am Sonntag ging "StadtNaturErleben" mit einer Fahrradexkursion zuende. Kirsten Craß und René Sievert vom NABU Leipzig führten eine kleine Gruppe zu verschiedenen Naturdenkmälern und Schutzgebieten. Dabei gab es auch Informationen zur Arbeit des NABU Leipzig. Verdeutlicht wurden die verschiedenen Problem für die kleinen und großen Naturschätze in der Stadt. Ihre Existenz ist vielfach bedroht, und immer wieder wird der Naturschutz anderen kurzsichtigen Interessen geopfert.

 

Die Tour führte vom Neuen Rathaus zu einigen Naturdenkmälern in der Umgebung und dann durch das Landschaftsschutzgebiet "Leipziger Auwald" zum Naturschutzgebiet "Elster-Pleiße-Auwald" und zum Flächennaturdenkmal "Schliefplatz". Bei dieser Tour konnte jeder noch etwas hinzulernen, denn einige Besonderheiten der Leipziger Natur sind nicht jedem bekannt. Das liegt allerdings auch an der mangelhaften Information über diese schützenswerte Natur. Hinweisschilder auf Naturdenkmäler oder auf Naturschutzgebiete gibt es an den meisten Stellen nicht. Zum Teil gab es solche Schilder wohl noch nie, anderswo sind sie dem Vandalismus zum Opfer gefallen und nicht ersetzt worden. Die Regeln in den Schutzgebieten sind auch deshalb leider vielen Menschen unbekannt oder sie werden einfach ignoriert. Trampelpfade durchs EU-Vogelschutzgebiet und nicht angeleinte Hunde sind nur zwei Beispiele dafür.

 

Fotos: René Sievert