Bäume und Sträucher im Jahresverlauf

StadtNaturErleben 2018 mit Informationen zu Gehölzen in der Stadt

Ohne Bäume und Sträucher wären unsere Städte Wüsten aus Beton und Asphalt. Die Gehölze sind nicht nur wichtig für ein gesundes Stadtklima und für das Wohlbefinden der Menschen, auch viele Tiere finden hier Unterschlupf und Nahrung. Leider werden mehr und mehr Bäume und Sträucher beseitigt. Sie fallen Bauprojekten oder Verkehrssicherungs­maßnahmen zum Opfer oder werden einfach aus vermeintlicher Bequemlichkeit oder falsch verstandenem Ordnungssinn entfernt. Für die Stadtnatur gilt: Leipzig schrumpft!

 

Bäume und Sträucher sind ein wichtiger Teil der Stadtnatur.
Bäume und Sträucher sind ein wichtiger Teil der Stadtnatur.

Sträucher werden oft als „Gestrüpp“ verkannt und radikal beseitigt. Damit verlieren viele Vögel und andere Tiere ihre Nistplätze, Unterschlupfmöglichkeit und Nahrung. Denn gerade blühende und früchtetragende Sträucher sind ein wertvoller Bestandteil der Stadtnatur. Die Blüten dienen Insekten als Quelle für Nektar und Pollen, die Insekten wiederum sind Nahrung für andere tierische Stadtbewohner. Beeren sind das natürliche Vogelfutter im Herbst und im Winter. Unter den Sträuchern finden Igel und andere kleine Tiere ein Winterquartier. Auch als Staub- und Lärmfilter spielen die Sträucher eine wichtige Rolle.
Bäume bieten ebenfalls Nistplätze und Nahrung, besonders wertvoll sind abgestorbene Äste und Höhlen. Leider werden gerade die wertvollen alten Bäume oft gefällt, um Platz zu machen für Bauprojekte oder Straßen und Wege. Ersatzpflanzungen junger Bäume können die verlorenen Altbäume für viele Jahre nicht ersetzen, und neue, heimische Sträucher zu pflanzen, wird meist ganz vergessen. Der Verlust der Stadtnatur und der auch gesetzlich geschützten Nistplätze wird in Leipzig leider nicht im nötigen Umfang ersetzt. Bauherren müssten wesentlich mehr künstliche Nisthilfen und Neupflanzungen finanzieren, außerdem müsste Erhalt und Neuschaffung von Lebensräumen bei Bauprojekten viel stärker berücksichtigt werden. Heimische Gehölze und Blühflächen mit Stauden für Insekten müssten bei jedem neugebauten Haus ebenfalls neu angelegt werden, aber das passiert praktisch nie! Allenfalls stellt man eine Bank auf sinnlos kurzgeschnittenen Rasen, oder setzt noch einen einsamen kleinen Baum daneben.

 

Knospen, Blüten, Blätter und Früchte

 

An einigen Stellen jedoch kann man die Vielfalt der Baum- und Straucharten noch vorfinden. 2018 hat der NABU Leipzig mit Exkursionen zu verschiedenen Jahreszeiten diese Vielfalt näher vorgestellt. Im ausgehenden Winter konnte man die unterschiedlichen Knospen kennenlernen, im Mai konnte man sich über die Vielfalt der Blüten freuen, und im Herbst wurden die Früchte der heimischen Gehölze vorgestellt. An Knospen, Blättern, Blüten und Früchten kann man die verschiedenen Baum- und Straucharten unterscheiden. Baumexperte Markus Drappatz hat bei den Exkursionen zu den verschiedenen Jahreszeiten die Merkmale der Gehölze vorgestellt.

 

Exkursionstermine:

Knospen: Samstag, 17. Februar 2018, 10 Uhr
Blüten und Blätter:

Samstag, 5. Mai 2018, 10 Uhr

Früchte:

Samstag, 22. September 2018, 10 Uhr


Bäume und Sträucher im Winter

Foto: Kirsten Craß
Foto: Kirsten Craß
Foto: Kirsten Craß
Foto: Kirsten Craß

Die erste Exkursion fand am 17. Februar statt. An dem frostigen Morgen kamen 16 Interessierte zum Rundgang durch den Palmengarten, um die Vielzahl der Baumarten anhand der winterlichen Knospen zu bestimmen. Exkursionsleiter Markus Drappatz erläuterte, wie man erst auf die verwandten Baumgattungen und danach auf die einzelnen Arten schließen kann. So konnten die Teilnehmer erfahren, dass es verschieden Farben und Formen von Knospen gibt; und auch wie sie am Zweig angeordnet sind, ist für die Bestimmung wichtig. Bei der Exkursion wurde auch festgestellt, dass einige Schilder „Eine baumstarke Stadt“ nicht die richtigen Artnamen benennen.

 

Anhand der Knospen kann man die Baum- und Straucharten unterscheiden. Fotos: Daniela Dunger

 

Auch an anderen Merkmalen kann man die verschiedenen Gehöze im Winter erkennen. Fotos: Daniela Dunger

 


Blätter und Nadeln

Die nächste Führung in der Reihe StadtNaturErleben fand im Palmengarten am 5. Mai 2018 statt. Im Fokus standen diesmal Blätter und Blüten. 20 Baumfreunde und 4 Kinder kamen zu dem informativen Rundgang mit Markus Drappatz, der verschiedene Gehölze vorstellte, darunter Japanischer Blauregen, Amerikanischer Amberbaum, Belgischer Spierstrauch, Holländische Linde, Schwedische Mehlbeere, Ginkgo und Mandschurische Walnuss, Wacholder, Flieder, Rhododendron, Schwarzer Holunder, Rosen und Waldgeißblatt.

Spannende Sommerexkursion durch den Palmengarten. Fotos: Beatrice Jeschke

 
Verschiedene Ahornarten konnte man kennen lernen, zum Beispiel Spitzahorn, Fächerahorn, Eschenblättrigen Ahorn und Schneeballblättrigen Ahorn. Beim Bergahorn löst sich die Borke ab, was an die Platane erinnert, was sich auch in seinem wissenschaftlichen Namen Acer pseudoplatanus wiederspiegelt. Umgekehrt gibt es eine Ahornblättrige Platane (Platanus acerifolia), ein Hybrid aus Amerikanischer und Orientalischer Platane.
 

Blätter des Ginkgo. Foto: Beatrice Jeschke
Blätter des Ginkgo. Foto: Beatrice Jeschke

Die Teilnehmer erfuhren auch, dass der Ginkgo eigentlich Ginkyo hieß - die heutige Schreibweise entstand durch eine Buchstabenverwechslung zwischen y und g. Bei dieser Baumart gibt es männliche und weibliche Bäume, wobei die weiblichen übel riechende Früchte bzw. Samen tragen, weshalb vielerorts nur männliche Exemplare gepflanzt werden.
 
Spannden waren auch die Details, die man über die verschiedenen Kiefer-Arten erfahren konnte. Sie unterscheidens sich unter anderem in der Anzahl der Nadeln. Der Querschnitt aller Nadeln zusammen ergibt erstaunlicherweise immer einen Vollkreis.

Auch über Linden gab es Interessantes zu erfahren, beispielsweise dass es in Leipzig zwölf verschiedene Lindenarten gibt, das Verhältnis von Sommerlinden zu Winterlinden etwa 1 : 1.000 ist, die Holländische Linde mehr Samen an einem Flügel hat und anderes mehr.

 

Prächtige Bäume im Palmengarten. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Akustisch begleitet wurde der Rundgang durch eine singende Nachtigall, auch Buchfinken und Mönchsgrasmücken waren zu hören.

 

 

Gehölze und ihre Früchte

Nüsse, Beeren oder Zapfen - im Herbst tragen die Bäume ihre Früchte. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Fruchtformen, sie verraten einiges über die Überlebensstrategien der verschiedenen Baumarten. Einige Früchte sind auch wertvolle Nahrung für die Tierwelt, kurz vor der kalten Jahreszeit. Beim dritten Teil der Veranstaltungsreihe StadtNaturErleben hat Markus Drappatz im Palmengarten Baumarten und ihre Früchte vorgestellt.

 

Fotos: René Sievert

 

Auffällige Früchte hat der Schnurbaum. Es sind perlschnurartige, lange Hülsenfrüchte, denen der Baum auch seinen Namen verdankt. Der Baum gehört zu den Schmetterlingsblütlern, seine Blüten sind eine wertvolle Nahrungsquelle für verschiedene Insekten, darunter auch für Honigbienen.

 

Der Zürgelbaum bildet runde Steinfrüchte.

 

Die Holländische Linde wird häufig als Straßen- oder Parkbaum verwendet. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Winter- und Sommer-Linde. Die Früchte sind runde Nüsschen, an jedem Fruchtstand gibt es ein langes Flugblatt, mit dem die Früchte propellerartig davonfliegen können, so werden die Samen effektiv verbreitet.

 

Die Hänge-Silberlinde ist eine Wuchsform der Silber-Linde, bei der die Äste stark überhängen. Die Blattunterseite ist silbrig-hell, worauf sich der Name der Baumart bezieht.

Die Früchte des Berg-Ahorns sind Flugkünstler, sogenannte Flügelnüsse, die sich wie eine Schraube drehen und so recht weite Flugstrecken zurücklegen, was zur erfolgreichen und raschen Ausbreitung dieser  Baumart beiträgt.

 

Der Weißdorn hat rote kugelförmige Apfelfrüchtchen.  Sie sind essbar, können beispielsweise zu Kompott Gelee, Saft oder Sirup verarbeiten.

 

Feuerdorn ist ein immergrüner Strauch, der wegen seiner Blüten und Beeren gern als Ziergehölz gepflanzt wird. Wegen der dornigen Zweige eignet er sich auch für Hecken und bietet Vögeln Nistmöglichkeiten. Außerdem fressen die Vögel gern die Beeren. Für Menschen sind sie roh ungenießbar, man kann aber Marmelade daraus herstellen.

 

Die Schwedische Mehlbeere wird häufig als Ziergehölz verwendet, es gibt aber auch verwilderte sowie in nordostdeutschland auch einheimische Exemplare. Die Früchte sind essbar, sie werden für Marmelade, Gelee oder Saft verwendet.

 

Die Heimat der Rumelischen Kiefer ist der Balkan, wo sie ein wichtiger Forstbaum ist. Ihre Nadeln sitzen zu fünft an einem Kurztrieb. Die Zapfen sind 8 bis 12 cm lang, seitlich abstehend oder hängend. Sie enthalten die Samen, die einen Flügel haben. Sie werden als Drehflieger, aber auch durch Vögel verbreitet.

 

Der Ginkgo wurde in Japan nach seinen silbrigen (gin) Früchten benannt. Aufgrund seiner Resistenz gegen Schädlingsbefall und seiner Anspruchslosigkeit wird der Ginkgo inzwischen weltweit als Stadtbaum angepflanzt. Dabei handelt es sich aber vorwiegend um männliche Exemplare, weil die Samen, die sich an den weiblichen Bäumen entwickeln, unangenehm nach Buttersäure riechen.

 

Der Blutrote Hartriegel hat Steinfrüchte, die roh ungenießbar sind, man kann aus ihnen aber Fruchtsaft oder Marmelade herstellen. Die Früchte sind reif an Vitamin C. Der Hartriegel wird häufig als Zierstrauch gepflanz, er hat schöne Blütenstände, die auch Bienen Nahrung bieten. Das Holz ist sehr fest, worauf sich der deutsche Name der Art bezieht.

 

Die Mandschurische Waluss erinnert an die bekannte Walnuss. Die natürliche Heimat ist China. Die Nüsse sind essbar.

 

Unverkennbar sind die Früchte der Stiel-Eiche, die man Eicheln nennt. Sie sitzen an langen Stielen, was dem Baum seinen Namen einbrachte.

 

Obwohl die Buche zu den häufigsten und bekanntesten Baumarten zählt, werden ihre Früchte, die Bucheckern, oft nicht wahrgenommen. Sie sind eine wertvolle Nahrung für verschiedene Tiere, früher wurden sie auch für die menschliche Ernährung verwednet, zum Beispiel als Kaffeeersatz.  Sie sind leicht giftig, was aber durch Rösten beseitigt wird.

 

Die Krim-Linde ist eine Kreuzung aus Winter- und Schwarzmeer-Linde. Sie wird häufig als Park- oder Alleebaum verwendet. Ihre Blüten sind eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten. Die Früchte sind Nüsschen, die mittels Flugblatt verbreitet werden.

 

Zu den bekanntesten Baumfrüchten dürften die Kastanien gehören. Sie werden im Herbst gerne von Kindern eingesammelt und für Bastelarbeiten verwendet.

 

Die Früchte des Spitz-Ahorns sind Flügelnüsse, die sich im Flug wie eine Schraube drehen. In unseren Ortschaften und Wäldern gehört er zu den häufigsten Baumarten. Die Laubblätter sind fünflappig mit lang zugespitzten Lappen, worauf sich der Name des Baums bezieht.

 

Der Eschen-Ahorn hat keine typischen Ahorn-, sondern gefiederte Blätter, die an die Laubblätter der Esche erinnern. Er stammt aus Nordamerika, wo er in Auwäldern wächst. Auch in Europa wächst er als Neophyt in Auwäldern, zudem wird er gelegentlcih als Stadtbaum oder in Parks gepflanz. Die Früchte sind ahorntypische Flügelnüsse.

 

Die Früchte der Gewöhnlichen Esche sind Flügelnüsse, die recht weit fliegen können. Da die Blüten in Rispen wachsen, stehen auch mehrere Früchte in dichten Rispen zusammen.

 

Die Einblatt-Esche ist eine besondere Wuchsform der Gewöhnlichen Esche. Während diese typische gefiederte Blätter besitzt, hat die Einblatt-Esche nur das letzte Fiederblättchen, das wie ein normales Laubblatt aussieht.

 

Die Robinie hat Hülsenfrüchte. Die darin enthaltenen Samen fallen nicht weit vom Baum zu Boden, andere bleiben an den sich öffnenden Hülsen hängen und können dann vom Wind auch eine weitere Strecke getragen werden.

 

Wegen ihrer Blütenpracht im Frühjahr wird die Japanische Zierkirsche häufig gepflanzt. Ihre Früchte sind essbare Kirschen. Die Blattränder sind fein gesägt.

 

Die Haselnuss gehört zu den bekanntesten Früchten, der Strauch am dem sie wachsen, ist weniger auffällig. Die Nüsse dienen vielen Tieren als Nahrung.

 

Charakteristische Früchte hat der Amerikanische Amberbaum. Es handelt sich um kugelige Fruchtstände, die viele Kapselfrüchte enthalten. Der Amerikanische Amberbaum stammt aus  Nordamerika, wo er zur Harzgewinnung genutzt wird.

 

Die Schwarznuss gehört zu den Walnussgewächsen, und auch ihre Nüsse sind essbar. Die Art ist in Nordamerika heimisch, wo sie vorwiegend als Holzlieferant genutzt wird, bei uns wird sie als Park- oder Ziergehölz gepflanzt.

 


„Bäume und Sträucher im Jahresverlauf“ ist 2018 das Thema der NABU-Veranstaltungs­reihe StadtNaturErleben. Sie wurde 2014 vom NABU Leipzig gestartet, Thema im ersten Jahr war die „Natur nach Sonnenuntergang“. 2015 standen unter dem Motto „1000 Jahre Stadtnatur“ verschiedene städtische Lebensräume und Naturschutzprojekte im Fokus der Veranstaltungen. 2016 ging es um „Schutzgebiete in der Stadt“ und 2017 um „Fledermäuse in der Stadt“. In den Vorjahren konzentrierten sich die verschiedenen Veranstaltungsange­bote jeweils an einem Wochenende, 2018 wurden sie erstmals auf verschiedene Jahreszeiten verteilt.


Mit der Veranstaltungsreihe StadtNaturErleben möchte der NABU Leipzig den Bürgern die Natur vor ihrer Haustür näherbringen, auf ihre Bedrohung hinweisen und für ihren Schutz werben.

 


Foto: NABU/Helge May
Foto: NABU/Helge May

Bäume und Sträucher

Heimische Gehölze sind die Lebensgrundlage für viele Tierarten. Vögel, Insekten und auch Säugetiere finden hier Nahrung und Unterschlupf­möglichkeiten. Leider werden statt heimischer Gehölze oft exotische Arten gepflanzt, andere Gehölze werden Bauprojekten geopfert und ersatzlos beseitigt. Der NABU Leipzig engagiert sich für den Schutz von Bäumen und Sträuchern und gibt auch Pflanztipps für Gärten.  mehr