Am 20. März ist Welttag der Spatzen. Er soll darauf aufmerksam machen, dass der einstmals allgegenwärtige Haussperling seltener wird. Auch in Leipzig führen rücksichtslose Bauprojekte, die auf die Bedürfnisse der Stadtnatur und der Wildtiere in der Stadt zu wenig Rücksicht nehmen, dazu, dass dem Sperling Nistplätze und Nahrung verloren gehen. Betroffen sind davon auch andere gebäudebewohnende Tierarten wie Fledermäuse und Mauersegler. Um Spatzen zu beobachten, über ihre Gefährdung und über ihren Schutz zu sprechen, lädt der NABU Leipzig immer am 20. März zum „SPATZiergang“ ein. 2024 gab es anschließend außerdem einen Vortrag im Naturkundemuseum.
2024 wurde der Internationale Weltspatzentag schon zum 15. Mal begangen, um das Bewusstsein für häufige Vögel im Siedlungsgebiet zu schärfen. Die Idee dazu kam von der Nature Forever Society aus Indien, die sogar jährlich Sparrow awards für besondere Verdienste im Sperlingsschutz verleiht. Die Botschaft ist klar: Die Menschen sollen für die Bedürfnisse und Gefährdungen des Kulturfolgers und Kosmopoliten sensibilisiert werden. Auf der ganzen Welt wurden Spatzen in der Geschichte immer wieder grausam als Ernteschädling verfolgt, besonders in den Nachkriegsjahren, wenn Getreide knapp war. In einzelnen Ländern geschah das so effektiv, dass sie dort ausgelöscht wurden. Das hatte weitreichende Folgen für die Menschen. Ein Spatzenpaar frisst nicht nur Körner, sondern verfüttert bei der Aufzucht seiner Jungen in einer Brutzeit auch etwa 23.000 Insekten. Wo die Spatzen ausgerottet wurden, kam es zu einer starken Vermehrung der Insekten, die die Ernte vernichteten. Hungersnöte und Millionen tote Menschen waren die Folge. Das kam mehrmals in der Geschichte vor, ohne dass man daraus gelernt hat.
Die heutigen Gefahren für den tschilpenden Gebäudebrüter sind anders: Lebensraumverlust in Form von rücksichtsloser Sanierung, Rodung von überlebensnotwendigen Sträuchern und Hecken in der Nähe der Brutplätze und das Insektensterben machen es den Spatzen schwer. Außerdem leiden sie wie andere Vögel unter Vergrämung durch Netze und Vogelabwehrpaste, freilaufenden Hauskatzen und Vogelschlag an Glas.
Exkursion und Vortrag waren gut besucht. Fotos: Karsten Peterlein
Der SPATZiergang des NABU Leipzig führte 2024 durch das Kolonnadenviertel und die Zentralstraße, wo man intakte Lebensräume sehen konnte. In den Fugen der Plattenbauten mit reichlich Fassadengrün fühlen sich die geselligen Koloniebrüter wohl. Der NABU Leipzig führt seit Jahren eine Gebäudebrütertabelle, in der Brutplätze und Lebensstätten von Haussperlingen und anderen Vögeln verzeichnet sind und an die Behörden übermittelt werden. Kommt es zu Sanierungen, konnte mit Hilfe aufmerksamer Bürger schon manche Kolonie gerettet werden. Nach der Exkursion ging es zum Offenen Naturschutzabend ins Naturkundemuseum, wo es einen Vortrag zum Thema „Spatzen erleben, verstehen und schützen“ gab. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht, der NABU bedankt sich für das große Interesse.