Silvester-Feuerwerk ist ein Schockerlebnis für Tiere

NABU Leipzig bittet um Rücksichtnahme

Bunte Feuerräder, zischende Raketen und krachende Böller: Feuerwerk gehört für viele Menschen zu Silvester und anderen Festen dazu – doch mehr und mehr wird auch vielen Menschen bewusst, dass mit dieser Tradition zahlreiche negative Auswirkungen verbunden sind – auf Tierwelt, Umwelt und Gesundheit. Und nicht zuletzt handelt es sich auch um eine große Geldverschwendung. Feuerwerk bringt vor allem zu Silvester jedes Jahr starke Feinstaubbelastung und enorme Müllmengen mit sich, zudem hat es schädliche Auswirkungen auf Wildtiere. Der NABU fordert darum ein Verbot privater Silvesterknallerei und eine Beschränkung auf zentral organisierte Feuerwerke, vorzugsweise als Lichtshow. Mit dieser Forderung wandte sich der NABU-Bundesverband Ende November 2022 an die Öffentlichkeit. Seit 2014 hatte zuvor bereits der NABU Leipzig jedes Jahr für einen Verzicht auf Silvesterfeuerwerk geworben.

 

Zum Jahresende ruft der der NABU Leipzig auch 2023 wieder dazu auf, kein Silvesterfeuerwerk zu zünden!

 

Eichhörnchen und andere Tiere werden durch die Knallerei im Schlaf oder gar in der Winterruhe gestört, geraten in Panik, verbrauchen wertvolle Energie und können sich verletzen, einige werden direkt von Feuerwerkskörpern schwer verletzt. Foto: Dani Hönig
Eichhörnchen und andere Tiere werden durch die Knallerei im Schlaf oder gar in der Winterruhe gestört, geraten in Panik, verbrauchen wertvolle Energie und können sich verletzen, einige werden direkt von Feuerwerkskörpern schwer verletzt. Foto: Dani Hönig

Bei Tieren löst die ungewohnte nächtliche Silvesterknallerei Panik aus. Deshalb bittet der NABU Leipzig darum, Feuerwerk zumindest in allen Schutzgebieten sowie auf Grünflächen und in Gartenanlagen zu unterlassen. Es gibt in der großen Stadt genügend betonierte und asphaltierte, baumfreie Plätze – das letzte bisschen Grün sollte man als Rückzugsgebiet der Tierwelt respektieren und nicht zur Partymeile machen. Außerdem sollten sich alle bemühen, Grünflächen und Gewässer nicht in Abfallplätze zu verwandeln. Diese „Silvestertradition“ hat keine Existenzberechtigung.

Wenn auf allen Grünflächen geböllert wird, können beispielsweise Vögel nur in die Höhe flüchten. Dadurch verlieren sie viel Energie. Sie finden keinen Schlafplatz und fliegen bis zur Erschöpfung umher. Für viele Vögel, aber auch andere Tiere hat der Silvester-„Spaß“ der Menschen schlimme Folgen. Im Rosental sowie im Clara-Zetkin- und im Johannapark gibt es im Winter große Schlafgemeinschaften von Vögeln. Neujahr werden dort leider jedes Jahr tote und verletzte Tiere gefunden – Opfer menschlicher Rücksichtslosigkeit. Verbrennungen, Schockzustände, geschädigte Hörorgane und andere Verletzungen werden bei Tieren nach Silvester festgestellt.

 

Solche Hinweisschilder hat der NABU Leipzig in verschiedenen Parkanlagen in der Stadt aufgehängt. Hier sollte man auf Silvester-Lärm verzichten. Foto: Karsten Peterlein
Solche Hinweisschilder hat der NABU Leipzig in verschiedenen Parkanlagen in der Stadt aufgehängt. Hier sollte man auf Silvester-Lärm verzichten. Foto: Karsten Peterlein

Um auf die Probleme hinzuweisen und die Menschen zu informieren, hat der NABU Leipzig auch in diesem Jahr wieder in verschiedenen Parkanlagen Hinweisschilder aufgehängt.

Die Appelle der vergangenen Jahre waren nicht ohne Erfolg – längst hat ein Umdenken der Menschen eingesetzt. Seit 2021 ergaben Umfragen immer wieder, dass rund 60 Prozent der Deutschen privates Feuerwerk ablehnen. Eine Umfrage von 2023 ergab, dass nur 37 Prozent der Befragten wollen, dass weiterhin allen Volljährigen das Silvesterfeuerwerk erlaubt bleibt. Zugleich gab es 2022 nach zwei Corona-Jahren einen Rekordverkauf von Silvesterfeuerwerk: Rund 180 Millionen Euro gaben die Deutschen dafür aus. Auch 2023 erwartet der Handel einen ähnlich großen Absatz. Es handelt sich dabei leider um „Spaß“ auf Kosten der Mitmenschen und der Umwelt, zudem führt das Feuerwerk auch jedes Jahr zu zahlreichen Verletzten.

Dabei beschränkt sich das Problem nicht nur auf Silvester – leider gibt es über das ganze Jahr immer wieder private Feuerwerke – leichtfertig genehmigt oder illegal. Der NABU fordert deshalb auch ein grundsätzliches Verbot von Feuerwerken in der Brutzeit von März bis August, für das nur durch die Einschätzung von Fachgutachtern Ausnahmen erteilt werden dürfen. Feuerwerke in der Brutzeit kann den Bruterfolg beeinträchtigen, beispielsweise durch Nestaufgabe. Es gilt außerdem Abstände von mindestens 2.000 Metern zu Schutzgebieten und von 4.000 Metern zu Kranich- und Gänseschlafplätzen einzuhalten. Auch in der Nähe bekannter Fledermausquartiere darf es kein Feuerwerk geben.

Als Alternative zur privaten Silvesterknallerei schlägt der NABU vor, dass zentrale Feuerwerke organisiert werden, vorzugsweise als Lichtshow. Die Konzentration auf bestimmte Orte reduziert Müll und Lärm – so kann das neue Jahr rücksichtsvoller sowie umwelt- und naturfreundlicher begrüßt werden.

 

Der NABU-Regionalverband Leipzig wünscht allen ein gesundes neues Jahr!

  

Aushang

 

 

Verletzungen, Gift, Lärm, Müll, Brände

Jede Silvesterrakete, die nicht gezündet wird, ist ein Gewinn für die Umwelt! Das Feuerwerk sorgt nicht nur für Lärm, sondern auch für Unmengen Abfall. Die Feuerwerkskörper bestehen zu zwei Dritteln aus Kunststoff. Eine Studie der Hochschule Pforzheim hat ergeben, dass durch Silvesterfeuerwerk in Deutschland jährlich 3.500 Tonnen Kunststoffmüll entstehen – das meiste davon liegt hinterher herum und vergiftet die Natur.

 

Eine weitere Gefahr für Umwelt und Gesundheit ist die extreme Feinstaubbelastung durch das Feuerwerk. Nach Angaben des Umweltbundesamts werden jedes Jahr mehr als 2.050 Tonnen Feinstaub durch Feuerwerk sinnlos freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht. Diese Menge entspricht ca. einem Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. 

  

Foto: nickgesell/pixabay.com

Die konkrete Situation vor Ort ist vor allem von den Windverhältnissen abhängig, jedoch wird der von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte Feinstaub-Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft in der Silvesternacht im Durchschnitt um das zwanzigfache überschritten. Feinstaub wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus und führt zu einer erhöhten Sterblichkeit. Bereits eine kurzfristige (Stunden oder Tage andauernde), hohe Feinstaubbelastung kann laut Umweltbundesamt zu Bluthochdruck, Herzrhythmus­störungen sowie Krankenhauseinweisungen führen.

 

Alljährlich werden nicht nur Tiere, sondern auch Menschen durch das Feuerwerk verletzt. Nach Angaben der Krankenkassen werden in den Notaufnahmen am Neujahrstag dreimal so viele Menschen behandelt, wie an anderen Tagen. Ärzte sprechen dabei von unnormalen Verletzungen wie Verbrennungen oder abgetrennten Fingern. Nach Angaben des Deutschen Ärzteblatts erleiden jährlich rund 8.000 Menschen zu Silvester durch Feuerwerkskörper Verletzungen des Innenohrs; rund ein Drittel behält bleibende Schäden.

 

Silvester-Party-Opfer

Foto: NABU Leipzig
Foto: NABU Leipzig

Eine Ringeltaube, eine Saatkrähe, eine Rabenkrähe, ein Haussperling und dieser Wiesenpieper (Foto) sind von der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig in der Silvesternacht 2017 in Leipzig verletzt geborgen worden. Andere, häufig Kleinvögel, werden nicht rechtzeitg gefunden um zu helfen, sondern erliegen ihren Verletzungen. Der Wiesenpieper hatte Glück im Unglück weil er gefunden wurde. Mit seiner Schnabelverletzung nach Frontalaufprall könnte er nicht mehr fressen und würde verhungern. Der Unterschnabel ist an der Spitze gebrochen und der Oberschnabel deformiert. Das lässt sich in einem längeren Behandlungsprozess aber wieder richten.

 

Auch am Neujahrstag 2023 registrierte die Wildvogelhilfe Leipzig Tote und Schwerverletzte. Tot geborgen wurden ein Mäusebussard, ein Eisvogel, eine Amsel, eine Rabenkrähe, ein Grünspecht und ein Star. Verletzt aufgenommen wurden zwei Haussperlinge, eine Ringeltaube und zwei Igel.

 

Silvesteropfer 2023. Fotos: NABU Leipzig

 

Guter Vorsatz für das neue Jahr: Mehr Rücksicht auf Tier- und Umwelt – auf Silvesterfeuerwerk verzichten!

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