Der 8. Leipziger Mauerseglertag

Vogelzählung und -beobachtung mit dem NABU Leipzig

Mauersegler sind beeindruckende Flugkünstler, die beinahe ihr gesamtes Leben in der Luft verbringen. Foto: Andreas Schäfferling/naturgucker.de
Mauersegler sind beeindruckende Flugkünstler, die beinahe ihr gesamtes Leben in der Luft verbringen. Foto: Andreas Schäfferling/naturgucker.de

Mauersegler sind berühmte Sommerboten, Flugkünstler und Stadtbewohner. In Leipzig sind sie noch zahlreich zuhause, doch das Überleben ist für sie immer schwerer. Naturzerstörungen sorgen für Nahrungsmangel, denn den Vögeln fehlen die Insekten. Baumaßnahmen führen zu Nistplatzmangel, weil bei Sanierungsarbeiten vielfach die gesetzlich geschützten Nisthöhlen beseitigt werden, ohne dass dafür der gesetzlich vorgeschriebene Ersatz geschaffen wird. Zudem gibt es Hausbesitzer oder Gebäudeverwaltungen, die die tierischen Untermieter als Schädlinge betrachten. Mauersegler und andere Gebäudebrüter werden rechtswidrig vertrieben oder sogar getötet. Zum Teil werden Nistplätze einfach verschlossen und die Jungvögel darin lebendig eingemauert. Dem NABU Leipzig werden immer wieder solche Fälle bekannt und dann den Behörden gemeldet. Anwohner werden gebeten, aufmerksam zu sein und auf Nistplätze hinzuweisen, wenn Bauarbeiten stattfinden.

Der Klimawandel ist ein weiteres Problem für die Vögel. Beispielsweise sorgen Hitzephasen dafür, dass die Nistplätze unter den Dächern aufgeheizt werden, sodass die Jungtiere aus den Nestern flüchten, um dem Hitzetod zu entgehen. Derart verunglückte Jungvögel nimmt die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig auf. Die Zahl der Fälle übersteigt aber die Leistungsfähigkeit der ehrenamtlichen Helfer, die in ihrer Freizeit für den Vogelschutz arbeiten. Die kleinen Mauersegler müssen von Hand aufgezogen werden – das ist nicht nur mit viel Geschick und Arbeitszeit verbunden, sondern auch mit erheblichen Kosten für die Futterinsekten. Der NABU Leipzig bittet dafür herzlich um Spenden (Konto bei der Sparkasse Leipzig DE88 8605 5592 1100 9119 59, Stichwort „Mauersegler“).

Ein wichtiges Anliegen des NABU Leipzig ist der Schutz der Nistplätze. Um sie bei Bauarbeiten schützen zu können, ist es notwendig darüber Informationen zu sammeln. Alle Leipziger sind darum aufgerufen, dem NABU Mauerseglernistplätze zu melden. Diese Informationen werden dann auch der Naturschutzbehörde zur Verfügung gestellt.
 
Wie sich der Mauerseglerbestand entwickelt, ermittelt der NABU Leipzig jährlich mit Zählungen. Auch dabei können die Bürger helfen. Sie sind aufgerufen im Juli oder August an einem beliebigen Ort, am besten zwischen 19 und 21 Uhr Mauersegler zu zählen und die Beobachtungen dem NABU zu melden:


 

Mauerseglertag

Um über die Lebensweise und Bedürfnisse der Mauersegler aufzuklären und ihre Brutstätten besser zu schützen, veranstaltet der NABU Leipzig jedes Jahr am 7.7. den Mauersegler-Aktionstag mit verschiedenen Informations-Angeboten. Außerdem sind die Menschen aufgerufen, sich an der stadtweiten Zählung von Mauerseglern und Schwalben zu beteiligen.

2020 konnte der Mauerseglertag unter Corona-Bedingungen mit einem reduzierten Programm stattfinden, auch 2021 hat der NABU Leipzig wieder eingeladen:

 

Die Mauerseglerfreunde trafen sich in der Credéstraße in Lindenau, wo die größte Mauerseglerkolonie der Stadt lebt. Sie ist ein Beispiel für die ständige Bedrohung solcher Nistplätze, denn 2017 wäre sie bei der Dachsanierung beinahe zerstört worden. Aufmerksame Anwohner beobachteten jedoch, dass die Altsegler durch das Gerüst nicht mehr zu ihren Nistplätzen gelangen konnten und benachrichtigten den NABU, der einen Rettungseinsatz startete und ein artenschutzfachliches Gutachten forderte. Leider werden solche Gutachten nicht automatisch vor Bauarbeiten durchgeführt, obwohl fast immer gesetzlich geschützte Niststätten bedroht sind.

 

Mauersegler-Nisthilfen in der Credéstraße. Foto: NABU Leipzig
Mauersegler-Nisthilfen in der Credéstraße. Foto: NABU Leipzig

Der Gutachter stellte die Anzahl der Nistplätze fest, und es wurden über 50 Nisthilfen angebracht. Am 8. Tag des Leipziger Mauerseglers hatte der NABU Leipzig zu einer Abendexkursion eingeladen, um diese Nisthilfen zu beobachten. Den ganzen Abend lang konnte man die Mauersegler ein- und ausfliegen sehen. Alle Kästen waren besetzt, bei manchen sogar beide Bruthöhlen.

Vom NABU gab es für die Teilnehmer des Mauerseglertages 2021 viele Informationen über die schnellfliegenden Gebäudebrüter. Beatrice Jeschke informierte über Anatomie und Lebensweise, anschließend stellte Karsten Peterlein die Arbeit der Wildvogelhilfe Leipzig vor. Er hatte einen jungen Mauersegler dabei, der von ihm aufgezogen und bis zu seiner Auswilderung gepflegt wird. Auch Mehlschwalbennestlinge wurden gezeigt. Dabei wurde erläutert, wie kompliziert, zeit- und kostenintensiv es ist, Jungvögel aufzuziehen. Die Erläuterungen sorgten für großes Erstaunen.

 

Ein Turmfalke zeigte Interesse an einem ausfliegenden Mauersegler. Foto: Beatrice Jeschke
Ein Turmfalke zeigte Interesse an einem ausfliegenden Mauersegler. Foto: Beatrice Jeschke

Auch einen aufregenden Moment gab es: Ein Turmfalke hatte sich auf einem der Kästen niedergelassen und verfolgte einen ausfliegenden Mauersegler, konnte aber mit dessen Geschwindigkeit nicht mithalten. Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Menge.

Der NABU Leipzig bittet alle Vogelfreunde in Leipzig, Informationen zu Mauerseglerbrutplätzen zu schicken – am besten per E-Mail