Der 1. Mauerseglertag in Leipzig

Naturschutzbund NABU will Schutz der Vögel verbessern

Wenn sie mit ihren schrillen Rufen durch Leipzigs Häuserschluchten jagen, fallen sie jedem auf: die Mauersegler. Wenn sie aus ihren Winterquartieren heimkommen, sind sie verlässliche Sommerboten. Doch sie haben zunehmend Probleme, in Leipzig geeignete Nistplätze zu finden. Weil viele Gebäude ohne Rücksicht auf die tierischen Untermieter saniert werden, finden die Vögel kaum noch Nischen zum Brüten. Um über die Lebensweise und Bedürfnisse der Mauersegler aufzuklären und ihre Brutstätten besser zu schützen, veranstaltet der NABU Leipzig jedes Jahr am 7.7. einen Mauersegler-Aktionstag.
Der erste Mauerseglertag fand am Montag, dem 7. Juli 2014, statt und ist schon nach wenigen Tagen ein Erfolg für den Vogelschutz in Leipzig. Zu den Veranstaltungen des NABU kamen rund 50 Vogelfreunde, und aus allen Stadtgebieten gab es bereits nach wenigen Stunden rund 100 Meldungen von Mauersegler- und Schwalbenbeobachtungen.


Besuch bei den gefiederten Untermietern

Zu Beginn des Mauerseglertags hatte der NABU Leipzig zur Besichtigung von Mauerseglernisthilfen eingeladen. Vogelschutzexperte Karsten Peterlein führte kleine Gruppen von Vogelfreunden auf den Dachboden von Plattenbauten in Grünau, wo der NABU Leipzig rund 800 Mauerseglernisthilfen betreut. Die Gäste wurden über das Leben der Mauersegler und ihr Brutverhalten informiert. Sie konnten auch einen Blick in Nistkästen werfen, die in diesem Jahr nicht von Mauerseglern benutzt werden. Die meisten Kästen sind jedoch belegt – ein erfreulicher Bruterfolg in den vom NABU betreuten Nisthilfen. Für ihre Wartung und Reinigung sucht der NABU Helfer, die sich aktiv am Mauerseglerschutz beteiligen wollen. Auch darüber wurden die Gäste beim Mauerseglertag informiert.
Später beobachteten dann noch alle die Nistplätze von der Straße aus, um vielleicht zu erleben, wie Elterntiere in die schmalen Schlitze unter dem Dach schlüpfen, um die Jungvögel zu füttern. Danach wurden Zählkarten ausgeteilt, damit alle Exkursionsteilnehmer auch selbstständig Mauersegler und Schwalben beobachten und dem NABU melden können. Dafür ist noch Zeit bis Ende September. Wer bei der Zählaktion mitmacht, nimmt auch an der Verlosung interessanter Sachpreise teil. Informationen und Zählkarten gibt es im Internet oder im NABU-Naturschutzbüro in Gohlis (Corinthstraße 14). Einsendeschluss ist der 30.09.2014.


Vogelkinder brauchen Finanzspritzen

Am Nachmittag waren Vogelfreunde ins NABU-Naturschutzbüro nach Gohlis eingeladen. Dort informierte ein Vortrag über die Lebensweise der Mauersegler und anderer Gebäudebrüter. Außerdem berichtete Karsten Peterlein über die Arbeit des NABU Leipzig zum Schutz dieser Vogelarten. Dazu zählt auch die Hilfe für in Not geratene Mauersegler. Verletzte Tiere oder hilfsbedürftige Jungvögel werden aufgenommen und intensiv betreut. Damit ist ein erheblicher Arbeits- und Kostenaufwand verbunden. Der NABU bittet daher alle Vogelfreunde um Spenden für den Mauerseglerschutz.
Ein Höhepunkt des Tages war der Besuch von Kirsten Krups im NABU-Naturschutzbüro. Sie ist einer der engagierten Tierfreunde, die in Not geratene Mauersegler betreuen. Sie hatte einige „Pflegekinder“ dabei und demonstrierte, wie sie gefüttert werden, was jeden Tag von Sonnenauf- bis -untergang regelmäßig passieren muss. Außerdem berichtete Kirsten Krups darüber, wie am Ende der Pflegezeit die Vögel wieder freigelassen werden. Zu dieser Veranstaltung waren zahlreiche kleine und große Vogelfreunde ins NABU-Naturschutzbüro gekommen. Die jungen Mauersegler dabei einmal aus nächster Nähe sehen zu können, war ein beeindruckendes Erlebnis.


Suche nach Nistplätzen

Zum Abschluss des Mauerseglertags trafen sich Vogelfreunde am Naturkundemuseum, um gemeinsam im angrenzenden Waldstraßenviertel Mauersegler zu beobachten, zu zählen und ihre Niststätten zu erfassen. Eins der größten Probleme der Mauersegler ist, dass durch Gebäudesanierungen viele Nistplätze verloren gehen. Im Waldstraßenviertel konnte man beobachten, dass an vielen Gebäuden außerdem sämtliche Ritzen und Spalten mit Vogelschutzgittern verschlossen sind. Mauersegler und andere Gebäudebewohner sind heutzutage als Untermieter bei vielen Hausherren nicht mehr willkommen. Dabei gäbe es genügend Möglichkeiten zur „Koexistenz“. Der NABU berät Hausbesitzer gerne, wie sie ihre Gebäude vogelfreundlicher gestalten können. Wichtig ist aber auch, dass Bauherren verpflichtet werden, Ersatz für zerstörte Nistplätze zu schaffen. Auch deshalb sind alle Mauerseglerbeobachtungen, die dem NABU gemeldet werden, wertvoll für die Schutzbemühungen, insbesondere Informationen über bestehende Nistplätze. Ganz ähnlich ist die Situation für Schwalben, weshalb auch diese Vögel im Rahmen des Mauerseglertags gezählt werden.
Zur gleichen Zeit hatte auch die NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz zum Mauerseglertag eingeladen. Die Vogelfreunde trafen sich an der Grundschule Portitz, wo ein vom NABU gebauter und betreuter Mauerseglernistkasten hängt. Danach wurden in Plaußig und Portitz Mauersegler und Schwalben gezählt. Außerdem fanden die Vogelfreunde zahlreiche belegte Mehlschwalbennester.
Nun hofft der NABU, dass weitere Mauerseglermeldungen eingehen und die Menschen etwas mehr Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse der rasanten Flugkünstler. Weitere Informationen haben die Naturschützer im Internet unter www.NABU-Leipzig.de/Mauersegler zusammengestellt, außerdem haben sie ein neues Faltblatt gestaltet, das über die Mauersegler informiert.

Zählkarte     Pressemitteilung