Sonnenuntergang auf dem Südfriedhof

NABU-Abendexkursion beim Wave-Gotik-Treffen

An seiner blauen NABU-Jacke gut erkennbar, begrüßte René Sievert vom NABU Leipzig am Westeingang des Südfriedhofs die rund 300 schwarzgewandeten Exkursionsteilnehmer. Foto: Carola Bodsch
An seiner blauen NABU-Jacke gut erkennbar, begrüßte René Sievert vom NABU Leipzig am Westeingang des Südfriedhofs die rund 300 schwarzgewandeten Exkursionsteilnehmer. Foto: Carola Bodsch

Zum Wave-Gotik-Treffen versammeln sich Menschen in Leipzig, die zu nächtlichen Lebewesen, Friedhöfen, Fledermäusen, Gruften und Vampiren eine ganz besondere Beziehung haben. Der NABU-Regionalverband Leipzig möchte diese Gelegenheit und das Interesse nutzen, um den WGT-Teilnehmern nicht die mystische Seite dieser Themen nahe zu bringen, sondern die ökologische. Deshalb hatte der NABU am 13. Mai wieder zur Abendexkursion auf den Südfriedhof eingeladen. Rund 300 dunkel und edel gewandete Gestalten in jedem Alter (bis hin zum Untoten) folgten der Einladung. In der schwarzen Menschenmenge war Exkursionsleiter René Sievert in seiner blauen NABU-Jacke leicht zu erkennen. Bei einem Rundgang über den Südfriedhof informierte er über das NABU-Projekt „Lebendige Friedhöfe“ und Naturphänomene im Zusammenhang mit Dämmerung und Dunkelheit. Außerdem wurden einige Artenschutzmaßnahmen sowie die Geschichte des Südfriedhofs vorgestellt. Auch Probleme wie Lichtverschmutzung und Lebensraumzerstörung wurden angesprochen.

 

Nicht alle WGT-Teilnehmer sind ausschließlich schwarz gekleidet. Foto: Lisa Joseph
Nicht alle WGT-Teilnehmer sind ausschließlich schwarz gekleidet. Foto: Lisa Joseph

Sehr aufmerksam, diszipliniert, leise und mit Respekt vor den Regeln auf einem Friedhof bewegte sich der große Exkursionszug bis zum Sonnenuntergang. Zu diesem Zeitpunkt übernahmen die Fledermausexperten vom NABU-Naturschutzinstitut Leipzig und von der Ökologischen Station Borna-Birkenhain die weiteren Informationen, und einige Exkursionsteilnehmer verabschiedeten sich zu den anderen WGT-Events.

 

 

 

Langsam und in einer sehr langen Reihe bewegte sich der Exkursionszug bis zum Sonnenuntergang über den Südfriedhof. Fotos: Carola Bodsch

 

Bei verschiedenen Zwischenstopps wurden die Exkursionsteilnehmer über Sehens- und Wissenswertes auf dem Südfriedhof informiert. Fotos: Carola Bodsch

 

Etwa 100 Nachschwärmer blieben jedoch und ließen sich über das Leben der Fledermäuse sowie Gefährdung und Schutz dieser Tiere informieren. Auch moderne Detektor- und Fangtechnik konnte man kennenlernen. Zudem gab es viele kleine Gespräche zwischen WGT-Teilnehmern und Leipziger Naturschützern. Zum Teil entwickelten sie sich zum Erfahrungsaustausch, da zu den Wave-Gotik-Gästen auch Natur- und Tierschützer aus ganz Deutschland gehören.

 

Vor dem Kolumbarium erläuterten die Fledermausexperten Andreas Woiton, Tina Kopetzki und Katharina Wollschläger (v.r.n.l.) den weiteren Verlauf des Abends.  Foto: Carola Bodsch
Vor dem Kolumbarium erläuterten die Fledermausexperten Andreas Woiton, Tina Kopetzki und Katharina Wollschläger (v.r.n.l.) den weiteren Verlauf des Abends. Foto: Carola Bodsch
Foto: Beatrice Jeschke
Foto: Beatrice Jeschke

 

Zwei besondere Höhepunkte hatte der Abend den Gästen noch zu bieten. Zum einen konnte man die Pflege hilfsbedürftiger Fledermäuse beobachten, die zunächst gefüttert und dann eine Stunde nach Sonnenuntergang auf dem Südfriedhof ausgewildert wurden. Zum anderen gab es die Möglichkeit, in sehr kleinen Gruppen die Winterquartiere zu besichtigen, die der NABU Leipzig erst wenige Wochen zuvor für Fledermäuse eingerichtet hatte. Die frostfreien Hohlräume befinden sich unter den Treppen, die hinter dem Krematorium zum Teich führen. Vom Kolumbarium aus sind sie bei Führungen zugänglich. In den Räumen herrscht jedoch absolute Dunkelheit, nur mit kräftigen Taschenlampen kann man sich einen Überblick verschaffen und die eingebauten Fledermausschlafsteine sehen. Vor dem Kolumbarium war außerdem eine kleine Ausstellung zum Thema Fledermäuse aufgebaut sowie ein Tisch mit Informationsmaterial des NABU.

 

Vor dem Kolumbarium gab es einen Tisch mit Informationsmaterial und eine kleine Ausstellung zu Fledermäusen und Fledermausschutz. Fotos: Lisa Joseph

 

Andreas Woiton vom NABU-Naturschutzinstitut Leipzig demonstrierte moderne Fledermausdetektoren und andere technische Hilfsmittel zur Ortung dieser Tiere. Fotos: Lisa Joseph

In der Nähe des Teiches wurde ein Fangnetz aufgestellt, um zu veranschaulichen, wie Fledermäuse im Rahmen von Artenschutzprojekten oder wissenschaftlichen Untersuchungen gefangen werden können.


 

Auch die größeren Säugetiere des Südfriedhofs wollten nicht versäumen, sich den WGT-Gästen vorzustellen: Rotfuchs, Feldhasen und sogar zwei Rehe kamen vorbei.

 

Unter sternenklarem Himmel und hell scheinendem Halbmond endete die Veranstaltung, und die letzten Teilnehmer sowie das Team des NABU verließen den Südfriedhof. Der NABU bedankt sich bei der Friedhofsverwaltung der Stadt Leipzig für diese außergewöhnliche Möglichkeit der Umweltbildung, die gleichzeitig die Beziehung der Menschen zu Friedhöfen thematisiert und beweist, dass die Ruhestätte der Toten auch ein Ort des Lebens und der Biodiversität mitten in der Stadt ist.

 


Lisa Joseph vom NABU Leipzig betreute den Infotisch vor dem Kolumbarium, im Innern zeigte unterdessen Wolfgang Kulick kleinen Gruppen die Winterquartiere mit den Fledermausschlafsteinen, die der NABU Leipzig erst wenige Wochen zuvor hier eingebaut hatte. Fotos: Carola Bodsch

 

Katharina Wollschläger (links) und Tina Kopetzki (rechts) von der Ökologischen Station Borna-Birkenhain berichteten von ihrer Arbeit für Fledermäuse. Fotos: Lisa Joseph

 

Mit dieser Abendexkursion konnte der NABU Leipzig eine Tradition fortsetzen, die im Vorjahr begründet wurde, als der Naturschutzbund erstmals zu einer solchen Veranstaltung im Rahmenprogramm des WGT eingeladen hatte. Damals waren sogar rund 400 Teilnehmer gekommen, so dass es vermutlich die teilnehmerstärkste NABU-Exkursion aller Zeiten war. Der NABU hofft, die gute Zusammenarbeit mit dem WGT und der Leipziger Friedhofsverwaltung fortsetzen zu können.

 

An der Realisierung dieser Abendveranstaltung waren auch zwei NABU-Mitarbeiter beteiligt, die im Rahmen des Bundesprogramms „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ gefördert werden. |||