Vorschläge für die Auwaldpflanze des Jahres 2008


von Dr. Peter Gutte


Die Schwanenblume (Butomus umbellatus L.)

Foto: NABU/Helge May
Foto: NABU/Helge May

... auch Wasserliesch oder (fälschlich) Blumenbinse genannt, ist die einzige Art der Familie der Schwanenblumen-gewächse (Butomaceae). Die stattliche Sumpfpflanze besitzt einen im Boden des Gewässers verankerten Wurzelstock (Rhizom). Ihre flaschenglasgrünen langen Blätter stehen grundständig als Rosette. Angepasst an den jeweiligen Wasserstand werden verschiedene Blattformen ausgebildet: Die Überwasserblätter sind scharf dreikantig und verfügen über Durchlüftungskanäle; die Unterwasserblätter dagegen sind bandförmig und fluten im Wasser. Auf einem bis zu 150 Zentimeter hohen drehrunden Stiel sitzen Scheindolden. Die rötlichweißen, dunkel geaderten, 2 bis 2,5 Zentimeter breiten Blüten stehen auf fünf bis zehn Zentimeter langen Stielen. Jede Blüte besteht aus sechs Blüten-(Perigon-) blättern, sechs Fruchtknoten und neun Staubblättern. Sie duften (und schmecken!) nach Honig. Hummeln, Bienen und Fliegen vollziehen die Bestäubung. Bei schlechtem Wetter, wenn die Insekten ausbleiben, ist auch Selbstbestäubung möglich. Die Pflanze blüht von Juni bis August. Ihre Samen werden durch das Wasser verbreitet. Die Art vermehrt sich aber auch durch Verzweigung des Rhizoms.
Die Schwanenblume kommt von Europa bis Ostasien vor und ist in Nordamerika eingebürgert. In Deutschland ist sie in allen Bundesländern zu finden, jedoch nicht überall gleich häufig. In Sachsen hat sie ihre Hauptverbreitung in den größeren Flussauen von Elbe, Vereinigter Mulde, Weißer Elster und Neiße, ist also eine typische „Stromtalpflanze“. Viele Fundorte außerhalb der Auen gehen auf Ansalbung zurück, da die attraktive Art auch als Gartenpflanze gern kultiviert wird. Insgesamt ist sie in Sachsen im Rückgang, vor allem im nordwestsächsischen Raum. Hier ist sie gegenwärtig selten. Der Rückgang muss bereits im 19. Jahrhundert begonnen haben, denn PETERMANN (1846) nennt ihr Vorkommen „gemein“, während KUNTZE (1867) schreibt: „nicht selten“. Gegenwärtig siedelt sie zum Beispiel nördlich des Cospudener Sees, am Graben im Elsterflutbett, am Elsterbecken nahe der Landauer Brücke, in den Papitzer Lachen und westlich davon (GUTTE 2007).
Als Standort liebt sie eutrophe stehende und langsam fließende Gewässer wie Gräben, Bäche Altwässer, Flussufer oder Teiche. Hier bildet sie oft artenarme Bestände, die zu einer eigenen Pflanzengesellschaft, dem Butometum umbellati KONCZAK 1968, gehören. Florengeschichtlich gilt diese wie auch die Schwanenblume selbst als nacheiszeitlicher Warmzeitzeuge (BÖHNERT et al. 2001).
In der „Roten Liste der Farn- und Samenpflanzen“ (SCHULZ 1999) wird sie für Sachsen als „gefährdet“ eingestuft. Ursache des Rückgangs sind vorwiegend Entwässerungsmaßnah- men, Flussausbau und Überwachsung durch Ufer-Hochstauden oder Weidengebüsche.
Die Art wurde früher als Heilpflanze genutzt. Ihr Rhizom enthält bis zu 60 Prozent Stärke, die zu Mehl verarbeitet werden kann. In Teilen Asiens wird sie noch heute als Nahrungsmittel verwendet.


Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris L.)

Foto: NABU/Christoph Buchen
Foto: NABU/Christoph Buchen

... gehört zur artenreichen Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die ausdauernde Sumpfpflanze wird bis 30 Zentimeter hoch. Sie besitzt einen kurzen Wurzelstock (Rhizom), an dem zahlreiche recht dicke weiße Wurzeln entspringen. Der hohle Stängel (Durchlüftung!) liegt nicht selten danieder, wobei er dann an den Knoten wurzelt und neue Pflanzen bildet. Die herz- eiförmigen bis nierenförmigen, am Rande gekerbten Blätter sind von dunkelgrüner Farbe und besitzen eine glänzende Oberfläche. Die im April bis Juni erscheinenden Blüten werden bis vier Zentimeter breit. Die fünf bis acht Fruchtknoten und Staubgefäße werden von fünf goldgelben Perigonblättern (Blütenhülle) umgeben, die ein vorzügliches Schauorgan für die die Bestäubung vollziehenden Insekten (Zwei- und Hautflügler, Käfer) darstellen. Den Nektar finden die Insekten am Grunde der Fruchtknoten in zwei kleinen Vertiefungen. Interessant ist, dass auch Regenbestäubung vorkommt: Bei Regen füllen sich die Blüten mit Wasser, das dann gerade so hoch wie die Narben bzw. Staubbeutel steht und so die Bestäubung ermöglicht. Die etwa 2,5 Millimeter langen Samen besitzen ein Schwimmgewebe, werden bei Regen aus den Balgfrüchten herausgeschleudert und durch Wasser verbreitet.
Die Sumpfdotterblume kommt auf der gesamten Nordhalbkugel vor. In Deutschland fehlt sie in keinem Bundesland. In Sachsen ist sie, auch wenn sie vor allem mengenmäßig im Rückgang ist, weit verbreitet und gilt als (noch) nicht gefährdet („Rote Liste“). Eine Ausnahme bilden Nord- und Nordwest-Sachsen, wo sie selten und streckenweise sogar ausgestorben ist. Auch um Leipzig hat sie nur wenige Fundorte. Man findet sie zum Beispiel im Oberholz, westlich von Schkeuditz, bei Taucha und am Bienitz. Doch auch hier sind ihre Bestände stark gefährdet. Im Stadtgebiet selbst ist sie fast erloschen. Noch zu Ende des 19. Jahrhunderts wurde ihre Häufigkeit um Leipzig von KUNTZE (1867) als „gemein“ eingeschätzt.
Die Sumpfdotterblume besiedelt Sumpfwiesen, Grabenränder, Quellfluren und Bruchwälder. Ursache des rapiden Rückgangs sind vor allem Entwässerungsmaßnahmen.
Obwohl die Sumpfdotterblume giftig ist, wurde sie in der Heilkunde früher (und heute noch in der Homöopathie) unter anderem bei Hauterkrankungen und Menstruationsstörungen verwendet. Die gekochten und in Essig eingelegten Blütenknospen sind als Kapern-Ersatz genutzt worden. Vom Weidevieh wird die Pflanze gemieden.


Die Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus L.)

Foto: NABU/Christoph Buchen
Foto: NABU/Christoph Buchen

... ist ein charakteristischer Vertreter der Schwertliliengewächse (Iridaceae). Sie ist eine Sumpf- und Wasserpflanze, deren kräftiger Wurzelstock (Rhizom) im Schlamm, sich dichasial (gabelig) verzweigend, wächst. Die schwertförmigen übereinander („reitend“) sitzenden Blätter sind von blaugrüner Farbe. Die grundständigen Blätter sind fast so lang wie der bis 100 Zentimeter hohe Blütenstand. Dieser trägt am Ende und auf seitlichen Ästen mehrere große gelbe Blüten von recht kompliziertem Bau: Drei innere schmale Blüten- (Perigon)-blätter stehen aufrecht und werden von drei äußeren breit-lanzettlichen, nach unten umgeschlagenen umgeben, die mit braunen Linien (Saftstrichmale) versehen sind und den Insekten als Anflugstelle dienen. Zwischen den inneren Perigonblättern befinden sich die drei blumenblattartigen, zweizipfligen Narbenäste, unter denen die Narben als kleine Läppchen erkennbar sind. Die Staubblätter sitzen unter den Griffeln. Die Blüten erscheinen im Mai und Juni. Die Bestäubung erfolgt im Wesentlichen durch Hummeln, die über den nötigen langen Rüssel (mindestens sieben Millimeter!) verfügen, um den Nektar zu erreichen. Die hängenden Fruchtkapseln sind vier bis fünf Zentimeter lang und stumpf dreikantig. Die glatten, flach gedrückten Samen liegen geldrollenartig übereinander. Sie werden durch den Wind ausgestreut (elastischer Fruchtstand) und durch das Wasser verbreitet. Über ein Jahr lang sind sie schwimmfähig. Vegetativ erfolgt die Vermehrung außerdem durch sich ablösende Rhizomstücke, die ebenfalls von Wasser transportiert werden können.
Die Wasser-Schwertlilie ist von Europa bis West-Sibirien weit verbreitet und kommt auch in Nordamerika und Neuseeland vor, wohin sie eingeschleppt wurde. In Deutschland wie auch in Sachsen ist sie weit verbreitet. Nur im Alpenraum und seinem Vorland ist sie selten. In und um Leipzig stellt sie eine häufige Uferpflanze dar. Obwohl sie in keinem Bundesland gefährdet ist, wurde sie unter Naturschutz gestellt.
Die Wasser-Schwertlilie kommt in nassen bis wechselfeuchten Verlandungsröhrichten nährstoffreicher stehender oder langsam fließender Gewässer vor, zum Beispiel in Gräben, Teichen, Altwässern, in Wald- und Wiesenmooren sowie in Erlenbruchwäldern. Sie ist auch eine beliebte Zierpflanze in Wildpflanzengärten und wird von da aus gelegentlich in die freie Natur gebracht.
Die Pflanze enthält scharf schmeckende Giftstoffe. Das Gift wirkt sogar in getrocknetem Zustand und kann, wenn es in größeren Mengen im Heu enthalten ist, zu Erkrankungen des Viehs führen. Früher wurden die gerbstoffreichen Wurzelstöcke zum Gerben und Färben verwendet.


Literatur
BÖHNERT, W., GUTTE, P. und SCHMIDT, P. A. (2001): Verzeichnis und Rote Liste der Pflanzengesellschaften Sachsens. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2001. 302 S.
GUTTE, P. (2007): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verl. Jena. 278 S.
KUNTZE, O. (1867): Taschen-Flora von Leipzig. C. F. Winter´sche Verlagshandlung Leipzig und Heidelberg. 298 S.
PETERMANN, W. L. (1846): Analytischer Pflanzenschlüssel für botanische Excursionen in der Umgegend von Leipzig. Reclam-Verl. Leipzig.592 S.
SCHULZ, D. (1999): Rote Liste Farn- und Samenpflanzen. Freistaat Sachsen. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 1999. 35 S.