Die Einbeere (Paris quadrifolia)

Leipziger Auwaldpflanze des Jahres 1994

Auch Wolfsbeere oder Pestbeere wird die Pflanze genannt. Früher wurde sie zu den Liliengewächsen (Liliaceae) gezählt, heute gehört sie zu der eigenen kleinen Familie der Einbeerengewächse (Trilliceae). Ihr Bestand befindet sich in den letzten Jahren stark im Rückgang. In der Leipziger Flora von KLETT und RICHTER wird sie 1830 noch aus feuchten Wäldern (Rosenthal, Leutzsch, Gundorf) in Menge vorkommend angegeben. Auch die Flora von KUNZE gibt sie 1867 aus dem Auwald als „ziemlich häufig“ an. Das traf auch noch auf die Mitte des 20. Jahrhunderts zu.
Da sie als Grund- und Sickerwasseranzei- ger feuchte Mullböden in Laubwäldern besiedelt, sind ihr in den letzten Jahrzehnten im trockener werdenden Auwald manche Standortbedingungen entzogen worden. In der Konkurrenz zu den auf den gleichen Standorten sich ausbreitenden Brennnesseln und anderen stickstoffliebenden Pflanzen unterliegt diese interessante Pflanze.
Die Blüte, die sich im April/Mai entfaltet, wird von grünen Blütenhüllblättern (vier schmale und vier breitere) gebildet und ist wenig auffällig. Eine „Schauwirkung“ geht eher von den acht auffälligeren Staubblättern und dem glänzenden schwarzvioletten Fruchtknoten aus, der sich zu einer einzeln stehenden stahlblauen Beere entwickelt. Die Blätter stehen meist zu je vier und sollen den trojanischen Prinzen Paris sowie die drei Göttinnen Hera, Pallas Athene und Aphrodite versinnbildlichen.
Die Pflanze, deren Wurzelstock im Boden entlang kriecht, ist durch das Vorhandensein von Glykosiden in allen Teilen giftig. In der Volksmedizin wurde sie früher als Mittel gegen ansteckende Krankheiten (Pestbeere) angewandt.
Im Gebiet um Leipzig findet man die Einbeere an schattigen Stellen in feuchten Senken der Hartholzaue von Elster, Luppe und Pleiße oder in den Erlen-Eschen-Wäldern der kleinen Bachauen. Sie ist der einzige heimische Vertreter der sonst in Mittel- und Ostasien heimischen Gattung. Weil sie eine Zeigerpflanze für die Naturnähe des Standortes ist und deshalb ihre Vorkommen im Leipziger Auwald geschützt sein sollten, wurde die Einbeere zur Leipziger Auwaldpflanze des Jahres 1994 erkoren.

Foto: NABU/Christoph Buchen
Foto: NABU/Christoph Buchen