Hambi muss bleiben

NABU Leipzig bei Demonstration gegen Braunkohletagebau

Foto: Ludo Van den Bogaert
Foto: Ludo Van den Bogaert

Am 1. Oktober 2018 haben auf dem Augustusplatz rund 250 Menschen gegen die geplante Rodung des Hambacher Forstes demonstriert. Der Energiekonzern RWE will den Wald für die weitere Erschließung eines Braunkohletagebaus in Nordrhein-Westfalen abbaggern. Dieser Wald ist nicht nur ein wertvoller Lebensraum, er dient auch den Menschen für die Erholung in der Natur und dem Klimaschutz. Ihn ausgerechnet für die extrem klimaschädigende Braunkohle zu opfern, ist anachronistisch! Der Kampf für den Erhalt des Hambacher Forstes ist deshalb ein Symbol geworden für den Kampf gegen Braunkohleabbau und für Klimaschutz. Auch der NABU Leipzig hat sich dem Protest angeschlossen und beteiligte sich mit 15 Teilnehmern an der Kundgebung auf dem Augustusplatz.

 

Foto: NABU Leipzig
Foto: NABU Leipzig

Vor Ort im Hambacher Forst demonstrieren Braunkohlegegner bereits seit Wochen gegen die geplante Abbaggerung. Sie haben Teile des Waldes besetzt, außerdem fand eine Großdemonstration statt, an der Tausende aus ganz Deutschland teilnahmen. Die Mahnwache in Leipzig war eine Solidaritätsbekundung, die von verschiedenen Umweltschutzgruppen in Leipzig organisiert wurde, der NABU ist der Einladung zum gemeinsamen Protest gefolgt.

 

Fotos: NABU Leipzig

 

Vorläufiger Rodungsstopp

Am 5. Oktober hat das Oberverwaltungsgericht des Landes Nordrhein-Westfalen einem Eilantrag des BUND stattgegeben. Demnach darf der Hambacher Wald nicht gerodet werden. Dies gilt, bis über die Klage des BUND rechtskräftig entschieden ist, die seit April 2018 beim Verwaltungsgericht Köln anhängig ist.  Durch die Rodung würden irreversible Fakten geschaffen, begründete das Gericht seine Entscheidung. Nach Angaben des Gerichts konnte RWE nicht belegen, dass die sofortige Rodung aus tagebautechnischen  Gründen notwendig sei. Der BUND hatte argumentiert, dass der Wald mit seinem Bechsteinfledermaus-Vorkommen die Qualitäten eines FFH-Schutzgebietes habe und deshalb geschützt werden müsse. 

 

Der Wald vor und nach der Braunkohle

Was dem Hambacher Forst bevorstehen könnte, ist einem Leipziger Wald schon geschehen: Die Harth wurde in den 30er Jahren dem Braunkohletagebau geopfert. Nach dem Abschluss der Förderung wurde ein Gelände als "Neue Harth" wieder aufgeforstet und teilweise einer natürlichen Entwicklung überlassen. Kann man so wiederherstellen, was der Mensch zerstört hat? Darüber hat die Leipziger Volkszeitung für ein Multimedia-Projekt, mit verschiedenen Akteuren gesprochen, unter anderem mit René Sievert vom NABU Leipzig. Weiter

 

Dinosaurier des Jahres 2018: NABU vergibt Negativpreis an RWE-Chef Schmitz

Foto: NABU/Klemens Karkow
Foto: NABU/Klemens Karkow

Ohne Rücksicht auf die gesellschaftliche Stimmungslage, die laufenden Verhandlungen in der Kohlekommission über einen geregelten Kohle-Ausstieg und die Folgen für Natur und Umwelt wollte RWE mit der Rodung des Hambacher Forstes Tatsachen schaffen.  Der NABU hat deshalb den "Dinosaurier des Jahres 2018" an den Vorstandsvorsitzenden der RWE AG, Rolf Martin Schmitz, vergeben. 

 

"Herr Schmitz hat mit seinem Beharren auf die Rodung des Hambacher Waldes die zunehmend aufgeheizten Debatten um den in Deutschland nicht vorankommenden Klimaschutz zusätzlich polarisiert", erklärte dazu NABU-Präsident Olaf Tschimpke. "Das war ein bewusstes Foulspiel auf Kosten von Klima und Natur! Herr Schmitz hat sich mit seiner unzeitgemäßen Machtdemonstration im Streit um die Rodung des Hambacher Waldes selbst ins Abseits gestellt." Ziel müsse es sein, den Menschen in den Kohleregionen Alternativen aufzuzeigen. Mit der öffentlichen Stimmungsmache gegen Kohlekommission und Umweltschützer habe der RWE-Chef den Verhandlungen über einen Kohleausstieg geschadet. Hinzu komme eine Geringschätzung der Natur, in diesem Fall von besonders wertvollen und alten Wäldern, erklärte Olaf Tschimpke weiter. 

 

Grafik: NABU/www.neonfisch.de
Grafik: NABU/www.neonfisch.de

Für den Energiekonzern RWE, der mit seinen Kohle-Kraftwerken zu den größten Luftverschmutzern Europas zählt, ist es bereits der dritte Dinosaurier. 2010 erhielt der damalige RWE-Chef Jürgen Großmann den Negativ-Preis für die Aufkündigung des Atomkonsenses in Deutschland und seine Lobbyarbeit für die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. 2006 wurde sein Vorgänger im Amt, Harry Roels, für den Antrag auf Laufzeitverlängerung für den Schrott-Atomreaktor Biblis A zum „Dinosaurier des Jahres“ gekürt. Weitere Informationen