Langer Weg für Mensch und Kröte

Bau des Amphibientunnels in Plaußig erfolgreich abgeschlossen

Für Amphibien auf der Wanderung zu ihren Laichgewässern ist der Weg oft durch Straßen zerschnitten, die für sie zur tödlichen Falle werden. Naturschützer sind dann im Dauereinsatz, um so viele Verkehrsopfer wie möglich zu verhindern. Auch beim NABU Leipzig beteiligen sich jedes Jahr im Frühling und bei der Rückwanderung zahlreiche Freiwillige an der Rettungsaktion. Mit dem Bau eines stationären Amphibientunnels wurde nun für die Kröten und Frösche in Plaußig-Portitz dauerhaft Abhilfe geschaffen.

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

Seit mehr als acht Jahren hat sich im Bereich des Partheauwalds in Plaußig-Portitz eine beachtliche Amphibienpopulation entwickelt. Als Laichgewässer dient das Regenrückhaltebecken an der Bundesautobahn 14. Das Becken hat ständig Wasser, ist mit Schilf umwachsen und frei von Fischen – ein idealer Laichort also. Zum Verhängnis werden den Amphibien allerdings die Alte Theklaer Straße und der Portitzmühlweg, die sie auf der Wanderung queren müssen.

Jahrelang halfen ihnen die Freiwilligen des NABU Leipzig über die Straße, zunächst mit Eimern und ab 2016 mit Hilfe einer mobilen Leiteinrichtung. Der personelle und zeitliche Aufwand dieser Sofortmaßnahme war beträchtlich. Es gab Jahre, in denen mehr als 2.000 Erdkröten und Teichfrösche innerhalb von zwei bis drei Stunden über die Straße getragen wurden. Dennoch konnten selbst bei drei Stunden Einsatz täglich nicht alle Tiere gerettet werden. Eine Dauerlösung musste her, um das Amphibiensterben zu stoppen. Das war der Startschuss für den Kampf um einen stationären Krötentunnel.

Vom Winterquartier im Plaußiger Wäldchen können die Tiere nun durch den neuen Tunnel zum Laichgewässer wandern und dabei sicher die gefährliche Straße unterqueren. Fotos: Steffen Wagner

 

Bis zur Genehmigung war es nicht nur für die Kröten, sondern auch für die Freiwilligen ein beschwerlicher Weg: Im März 2019 wurde der erste Bauantrag beim Ortschaftsrat in Plaußig eingereicht. Damit begann eine langwierige Klärung von Eigentumsverhältnissen und Zuständigkeiten. Daten zur Wanderbewegung der Tiere und Unterwasseraufnahmen von tausenden Kaulquappen im Laichgewässer zeigten die Notwendigkeit einer Amphibienleiteinrichtung.

Mit dem Verkehrs- und Tiefbauamt begann schließlich eine konstruktive Zusammenarbeit, Ende Dezember 2020 wurden die ersten bauvorbereitenden Arbeiten für die Leiteinrichtung umgesetzt, im Januar 2022 erfolgte die finale Abstimmung vor Ort, und Ende September 2022, nachdem die letzten Frösche die Rückwanderung angetreten hatten, begann endlich der Bau. Die Fertigstellung des Amphibientunnels ist ein schöner Erfolg für die Erhaltung der Biodiversität im Leipziger Nordosten. Dieses Jahr im Frühling zum Beginn der Wandersaison in die Laichgewässer heißt es nun erstmals: freie Bahn für Frösche und Kröten.

Auf der Seite des Laichgewässers wird die Leiteinrichtung weit durchs Gelände fortgeführt. So werden die Tiere auch bei der Rückwanderung sicher zum Tunnel gelenkt. Foto: René Sievert
Auf der Seite des Laichgewässers wird die Leiteinrichtung weit durchs Gelände fortgeführt. So werden die Tiere auch bei der Rückwanderung sicher zum Tunnel gelenkt. Foto: René Sievert

WEITERE INFORMATIONEN


Wechselkröte. Foto: Tony Kremser
Foto: Tony Kremser

Mühsamer Amphibienschutz

 

Angesichts des Artensterbens geht die Sorge um, dass die Natur bald verstummt – kein Vogelgesang mehr, keine summenden Insekten und auch keine quakenden Frösche. Leider hat dieser Trend schon begonnen, immer weniger Amphibien sind zu beobachten. Zugleich geht der Verlust ihrer Lebensräume ungebremst weiter, ja beschleunigt sich an vielen Stellen sogar. Das Naturschutzrecht soll das zwar verhindern, aber die Praxis sieht leider anders aus. mehr