Nistplätze für die Frühlings-Seidenbienen

Auch die Blutbiene wartet schon

Wenn es um die Nistplätze geht, sind alle nestbauenden Wildbienen hochspezialisiert. Der Verlust geeigneter Nistplätze ist daher ein Grund für ihre Gefährdung. Erdnistende Wildbienenarten sind beispielsweise durch Bebauung und Bodenversiegelung zunehmend gefährdet. Rund drei Viertel aller Wildbienenarten nisten im Erdboden, meist bevorzugt in offenen Bodenstellen ohne oder mit spärlicher Vegetation, zum Beispiel auf Wegen oder unversiegelten Plätzen. Auch die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) nistet in offenen Bodenstellen, sie gehört zur sehr artenreichen Gattung der Seidenbienen (Colletes).

 

Frühlings-Seidenbienen auf einer von Bebauung bedrohten Leipziger Brachfläche. Die Männchen fliegen immer wieder auf die Weibchen, bis es zur Paarung kommt. Videos: Beatrice Jeschke, Sabrina Rötsch

 

Ende April 2021 wurde Colletes cunicularius auf einer Brachfläche beobachtet, welche bald bebaut werden soll. Es ist also absehbar, dass auch dieser Lebensraum verloren geht – das Insektensterben geht weiter, der Schutz von Lebensräumen und der städtischen Biodiversität spielt bei den Planungen leider keine Rolle. Der NABU Leipzig ist hingegen der Ansicht, dass Wildbienen in der Bauleitplanung und auch bei anderen Bauvorhaben stärker berücksichtigt werden müssen. Rohbodenstellen ohne Vegetation sollten nicht als unschön angesehen werden, denn offene Bodenstellen sind wertvolle Nistplätze für viele Wildbienenarten.

 

Die Große Blutbiene (Sphecodes albilabris) gehört zu den Arten, die auf das Vorhandensein der Frühlings-Seidenbiene angewiesen sind. Sie baut keine eigenen Nester, sondern gehört zu den Kuckucksbienen, sie ist ein Parasit der Seidenbienen. Die Blutbiene frisst das Ei der Wirtsbiene und legt ihr eigenes in das Nest, in dem sich die von der Seidenbiene gesammelten Vorräte befinden, von denen sich dann die Larve der Blutbiene ernährt. Die Große Blutbiene ist 11 bis 14 Millimeter groß, Kopf und Thorax sind schwarz, der Hinterleib rot, die Flügel sind dunkel getönt. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Wildbienen sind wichtige Bestäuber und Bioindikatoren, die artenreiche Lebensräume anzeigen. Der Rückgang von Wildbienenpopulationen wirkt sich auch auf andere Arten aus. Viele Tierarten wie Schlupf- und Goldwespen, Kuckucksbienen, Käfer, Fliegen oder Vögel, sind auf Wildbienen spezialisiert. Mit dem Verlust von Wildbienen sterben auch diese und viele weitere Arten aus.

 

Von den 561 in Deutschland heimischen Bienenarten stehen 293 Arten (52,6 %) auf der Roten Liste; 39 Arten (7 %) sind ausgestorben oder verschollen (Westrich et al. 2012). In Sachsen kommen über 400 Bienenarten vor (Burger et al. 2005), in Leipzig wurden über 300 Wildbienenarten nachgewiesen (Hausotte, M. 2019: Liste der Bienenarten Leipzigs).

 

WEITERE INFORMATIONEN


Foto: Sabrina Rötsch
Foto: Sabrina Rötsch

Leben unter der Friedhofsbank

 

Friedhöfe können lebendige Orte sein. Mitten in der Stadt bieten sie Lebensraum für Tiere, die sonst keine geeignete Bleibe finden würden. Von den Menschen weitgehend unbemerkt, herrscht buntes Treiben sogar unter einer Friedhofsbank. Nachbarschaftshilfe wird dort allerdings trotz Corona-Solidarität nicht großgeschrieben: Der dicke Nachbar ist ein ziemlich giftiger Typ, und seine Kinder sind echte Schmarotzer. mehr

 



Foto: Sabrina Rötsch
Foto: Sabrina Rötsch

Mauerbienchen

 

Es heißt „Zuhausebleiben“, aber Handwerker dürfen ihrer Arbeit weiter nachgehen, so wie die fleißigen Mauerbienen, die ihre Bruthöhlen ausbauen. Auch ihre Kinder gehen derzeit nicht zur Schule, sie bleiben sogar bis zum nächsten Frühling in ihrem Zuhause. Sie ernähren sich von dem Futtervorrat, den die Mutter gesammelt hat. Anders als bei corona-geplagten Menschen besteht er nicht aus Nudeln und Mehl, sondern aus Pollen. mehr



Hosenbiene
Foto: NABU/Hans-Jürgen Sessner

Wildbienen schützen und fördern

 

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Insekten

 

Der Schutz der Insekten ist ein wichtiges Anliegen des NABU. Entscheidend dabei ist der Erhalt geeigneter Lebensräume – und dabei kann jeder helfen. Blühende Wiesen statt kurzgemähter Rasen, wilde Ecken statt aufgeräumte Gärten, Verzicht auf Insektengifte – es gibt viele Möglichkeiten, wie jeder einen kleinen Beitrag zum Lebensraum- und Insektenschutz leisten kann. mehr



Leipzig schrumpft

 

Während Leipzig für die Menschen wächst, schrumpft die Stadt für die Tier- und Pflanzenwelt. Lebensräume gehen tagtäglich verloren, oftmals ohne jeden Ausgleich, obwohl er gesetzlich vorgeschrieben ist. Damit verliert Leipzig auch mehr und mehr Lebensqualität. Außerdem haben die Ökosysteme wichtige Funktionen, zum Beispiel für das Stadtklima. mehr