Wild und gesund

Kräuter auf der Streuobstwiese

Fotos: René Sievert
Fotos: René Sievert

Kräuter gehören nicht nur in die Küche, sondern auch auf die Streuobstwiese. Nicht alle Kräuter sind Gewürzpflanzen, viele kann man aber dennoch auf vielfältige Weise nutzen, oder sie erfüllen ihre wichtige Funktion im Naturhaushalt, sind zum Beispiel Nahrung für Insekten.

 

Der NABU Leipzig hatte am 20. August 2017 zur Kräuterexkursion eingeladen. 15 Teilnehmer kamen, und Gartenbauexperte Jens Franke stellte die verschiedenen Kräuter auf der NABU-Streuobstwiese Knauthain vor. Dabei informierte er vor allem über die Verwendung als Heilpflanzen. Das Wissen darüber ist zum Teil sehr alt und oft verbunden mit Mythen und Geschichten. Viele Erfahrungen unserer Vorfahren sind aber auch verloren gegangen, und man muss sie sich heute neu erarbeiten. Als ein Grundprinzip gilt, dass man keine Heilpflanze dauerhaft anwenden sollte.

 

Die Birke ist eine Pflanze, die seit der Steinzeit vom Menschen genutzt wird, nach der Eiszeit war sie eine der ersten, die sich wieder ansiedelte.

 

 

Die Große Klette ist eine alte Heilpflanze, die bereits von den Germanen verwendet wurde. Sie fördert vor allem den Haarwuchs. Es handelt sich um eine zweijährige Pflanze, verwendet wird die Wurzel im ersten Jahr. Sie ist aber brüchig und tief im Boden und daher schwer zu ernten. Im Mittelalter gab es deshalb den Beruf Wurzelgräberin. Damals wurde die Klettenwurzel wohl auch als Gemüse gegessen. Außerdem werden die Früchte noch heute oft für Mädchenhaare verwendet – als Schabernack, da sie sich mit ihren Haken darin verfangen.

 

Rheinfarn.

 

Die Wilde Karde.

 

Spitzwegerich wird auf Insektenstiche aufgetragen.

 

Rotklee wirkt gerinnungshemmend, er enthält Antioxidanzien, die krebsvorbeugend wirken können sowie pflanzliches Östrogen, weshalb die Pflanze bei Frauenleiden verwendbar ist. Im Wildkräutersalat dient der Rotklee als Würze oder Dekoration.

 

Der Schwarze Holunder wuchs früher an jedem Haus, denn er galt als Wohnsitz der Hausgeister, der vor Brand und Blitzschlag schützt. Die Früchte sind roh giftig, reife Früchte kann man kochen und z.B. für Fruchtgelee verwenden.

Holunderblüten öffnen die Körperporen, zusammen mit Bettruhe kann Holunderblütentee bei einer Erkältung helfen. Die Rinde kann abführend wirken oder Erbrechen herbeiführen.

 

Die Goldrute kann z.B. bei Problemen mit Nieren, Blase und Harnwegen eingesetzt werden, wobei man am besten die heimische Goldrute und die eingewanderte Kanadische mischt, um daraus einen Tee zu bereiten oder einen Kaltauszug. Sie wirkt auch abschwellend auf Schleimhäute, z.B. bei Heuschnupfen.

 

Die Brennnessel enthält viele Mineralien, vor allem Eisen, Kalium und Kalzium, bei Eisenmangel ist die Brennnessel als Heilkraut erste Wahl. Sie wirkt vitalisierend bei Antriebslosigkeit und als Aphrodisiakum, blutreinigend, entschlackend und harntreibend, ähnlich wie die Birke. In alten Schriften heißt es: „Die Brennnessel weckt die Lebensgeister, aber fördert auch die Unkeuschheit“. Die Pflanzen sind zweihäusig, bei den weiblichen findet man die Samen, die essbar sind. Man kann die Brennnessel auch verwenden, um Textilien goldgelb zu färben, aus den Fasern kann an Stoff anfertigen, das sogenannte „Nesseltuch“.

Klettenwurzel und Brennnesselwurzel mischt man eins zu eins, und fertigt einen alkoholischen Auszug an, den man als Tinktur gegen Haarausfall verwenden kann. Man nimmt dafür hochprozentigen Alkohol, die Anwendung erfolgt äußerlich und nur tropfenweise.

 

Die Schafgarbe ist ein Allheilmittel für Wunden sowie bei Magen-Darm-Beschwerden.

Johanniskraut wirkt beruhigend und gemütsaufhellend, z.B. bei Winterdepression. Im Sommerhalbjahr muss man aber vorsichtig sein, denn Johanniskraut erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut. Das gilt auch für Johanniskraut-Öl, das gegen Sonnenbrand hilft, aber gleichzeitig die Sonnenempfindlichkeit erhöht. Man gewinnt es, indem man die Triebspitzen in gutes Speiseöl einlegt und einige Wochen in Sonnenlicht oder in den Halbschatten stellt. Die Flüssigkeit färbt sich dann rot, und das Öl wird äußerlich bei Hautkrankheiten angewendet.

 

Beifuß ist seit der Eiszeit heimisch. Die Menschen nutzten ihn damals bereits z.B. zum Würzen, auch von Bier. Er ist verdauungsfördernd, nicht nur bei Gänsebraten. Gesammelt wird er zur Blütezeit Ende Juli / Anfang August. Ähnlich wie Wermuth ist er auch eine „Frauenpflanze“. Sie wirkt fruchtbarkeitsfördernd in geringer Dosierung, aber abtreibend in hoher Dosis. Bei den Germanen war Beifuß eine Zauberpflanze: Ein Beifußgürtel wurde zur Sommersonnenwende im Feuer verbrannt, was ein ganzes Jahr vor Krankheiten schützen sollte.

 

Seifenkraut findet man nicht häufig, es enthält Saponine und kann für die Körperreinigung verwendet werden.

 


Artenschutz mit Sense und Obst

Die NABU-Streuobstwiese Knauthain wird im Rahmen des sächsischen Tagfalterprojekts „Puppenstuben gesucht“ insektenfreundlich gepflegt.
Die NABU-Streuobstwiese Knauthain wird im Rahmen des sächsischen Tagfalterprojekts „Puppenstuben gesucht“ insektenfreundlich gepflegt.

Streuobstwiesen sind eine extensive Form des Obstanbaus. Auf den meisten Streuobstwiesen stehen Bäume mit ganz verschiedenen Obstsorten. Die Wiesen sind aber nicht nur Lieferant für schmackhaftes, gesundes Obst, sondern auch wertvolle Lebensräume für bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Der Erhalt von Streuobstwiesen ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.
Leider sind viele Wiesen verschwunden und Grünflächen in unseren Ortschaften werden intensiv gepflegt. Das hat unter anderem zu einem drastischen Rückgang der Tagfalter und anderer Insektenarten geführt. Indem man die Art und Weise der Mahd an die Bedürfnisse der Schmetterlinge anpasst, kann man die negativen Auswirkungen reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die sachsenweite Mitmachaktion „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ ins Leben gerufen, an der sich auch der NABU-Regionalverband Leipzig beteiligt. 

 

Lebensraum für Schmetterlinge

Auf der NABU-Streuobstwiese sind zahlreiche Schmetterlinge zuhause. Besonders wichtig: Sowohl Raupe als auch die erwachsenen Falter finden hier Nahrung und Lebensraum. Foto: Carola Bodsch
Auf der NABU-Streuobstwiese sind zahlreiche Schmetterlinge zuhause. Besonders wichtig: Sowohl Raupe als auch die erwachsenen Falter finden hier Nahrung und Lebensraum. Foto: Carola Bodsch

Die NABU-Streuobstwiese in Knauthain wird im Rahmen des sachsenweiten Tagfalterprojekts „Puppenstuben gesucht“ insektenfreundlich gepflegt. Dazu gehört auch eine insektenfreundliche Mahd, die in diesem Jahr am 23. September stattfinden wird. Zu diesem Arbeitseinsatz sind alle Naturfreunde ebenfalls herzlich eingeladen. Treffpunkt dafür ist um 9 Uhr. Nach einem Sensenkurs wird ein Teil der Wiese gemeinsam mit Handsensen gemäht, um sie für die Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten.