Hautflüglerberatung

Foto: Sabrina Rötsch
Foto: Sabrina Rötsch

Bei Konfliktsituationen mit Wespen, Fragen zur insektenfreundlichen Freiraumgestaltung, zu rechtlichen Grundlagen oder Interesse an Patenschaften melden Sie sich beim NABU Leipzig! Der NABU Leipzig hat ein Beratungs- und Umsiedlungsangebot für Hautflüglerarten (Wespen, Hornissen, Wildbienen, Hummeln). Eine Umsiedlung ist möglich, sollte aber immer das letzte Mittel der Wahl sein. Auch eine Umsiedlung von Hummeln oder von Solitärbienen ist möglich. mehr


Probleme mit summenden Nachbarn?

5 Jahre Hautflüglerberatung beim NABU Leipzig

Wespen auf Marmelade. Foto: Claudia Wollesen/pixabay
Wespen auf Marmelade.

Alljährlich zur „Wespenzeit“ im Spätsommer häufen sich die Anfragen beim NABU, wie man diese Tiere loswerden kann. Häufig besteht ein Wunsch nach Umsiedlung, manche Menschen greifen auch vorschnell zum Gift. Dabei ist in den meisten Fällen ein friedliches Miteinander möglich und eine Bekämpfung ist gar nicht nötig. Meist kann man es vermeiden, ein Wespennest umzusiedeln. Einige Verhaltensregeln sichern den Tieren das Überleben und mit etwas Toleranz kann man das Nest meist problemlos dulden. Sollte es unlösbare Probleme geben, sollte man keinesfalls eigenmächtig handeln. Man könnte sich dadurch selbst in Gefahr bringen, außerdem sind Wespen durch Gesetze geschützte Wildtiere. 

 

Es gibt hunderte Wespenarten in Deutschland, darunter solitär lebende, aber auch mehrere staatenbildende Arten, jedoch treten nur zwei Arten als „Plagegeister“ in Erscheinung und das auch nur kurze Zeit im Jahr: die Gewöhnliche Wespe und die Deutsche Wespe. Dennoch werden häufig auch andere Wespenarten bekämpft, obwohl es dafür gar keinen Grund gibt.

 

Deutsche Wespe. Foto: Kerstin Berger/naturgucker.de
Deutsche Wespe. Foto: Kerstin Berger/naturgucker.de
Gewöhnliche Wespe. Foto: Antje Michelt/naturgucker.de
Gewöhnliche Wespe. Foto: Antje Michelt/naturgucker.de

Die Deutsche Wespe kann von der Gewöhnlichen Wespe anhand der Zeichnung auf der Stirnplatte unterschieden werden. Während die Deutsche Wespe dort ein bis drei linienförmig angeordnete, schwarze Punkte oder einen kleinen geraden, oft etwas unterbrochenen schwarzen Strich aufweist, befindet sich auf der Stirnplatte der Gewöhnlichen Wespe ein breiter schwarzer Strich, der sich nach unten hin verdickt. Die gelb-schwarze Hinterleibzeichnung ist hingegen sehr variabel und kein sicheres Bestimmungsmerkmal.

 

Wespen möglichst in Ruhe lassen

Eine Gefahr geht von den wehrhaften Tieren normalerweise nicht aus. Bei heftigen Bewegungen oder einem Angriff können sie mit Abwehrstichen regieren, doch solche Konfrontationen kann man vermeiden. Heftige Reaktionen kann man allerdings auslösen, wenn das Nest gefährdet ist. Deshalb sollte man es möglichst in Ruhe lassen. Mit Ruhe und mit Abstand kann man die fleißigen Tiere jedoch gefahrlos beobachten. Meist ist es nicht nötig ein Nest zu bekämpfen oder umzusiedeln. Eine Umsiedlung ist durchaus möglich, sollte aber immer das letzte Mittel der Wahl sein. Auch eine Umsiedlung von Hummeln oder von Solitärbienen ist möglich.

 

Bei Fragen zu Wespen und anderen Hautflüglern auch zu einer möglichen Umsiedlung von Völkern berät der NABU Leipzig Hilfesuchende seit 2019, zuvor hat die Sachverständige des NABU im Jahr 2018 bereits privat die Hautflüglerberatung angeboten. Die Bilanz nach 5 Jahren: Es gab mehr als 1.000 telefonische Beratungen.

Von 1.047  waren 1.036 erfolgreich und das Nest konnte nach der Beratung an Ort und Stelle bleiben. Bei 24 Nestern von Hummeln, Hornissen und Langkopfwespen war hingegen eine Umsiedlung oder Umquartierung notwendig.

 

Umsiedlung eines Hornissennestes. Foto: NABU Leipzig
Umsiedlung eines Hornissennestes. Foto: NABU Leipzig

Eine telefonische Beratung bei Konflikten mit Wespen oder Hornissen oder zur Förderung von Wildbienen dauert etwa 30 Minuten, für die meisten Fälle sind mehrere Telefonate nötig. Meist müssen die Hilfesuchenden zunächst Fotos machen und sie an den NABU schicken, dann wird die Art bestimmt. Oft sind dann organisatorische Absprachen mit Mietern oder Vermietern nötig, und schließlich finden Aufklärungsgespräche statt. Viele Anfragen kommen auch nicht aus dem privaten Bereich, sondern es melden sich Firmen, Kindergärten oder Schulen oder Hausmeisterdienste.

 

Wenn eine Klärung am Telefon nicht möglich ist, finden Ortsbesichtigungen statt. Oftmals lassen sich dann am Ort des Geschehens noch Lösungen finden, die den Konflikt mit Wespe, Hornisse und Co. entschärfen. Umsiedlung oder Umquartierung sind nur die letzte Option, wobei eine Umquartierung zu bevorzugen ist. Bei einer Umsiedlung wird das Nest in einen neuen Lebensraum gebracht, der mindestens 2 Kilometer weit vom bisherigen Standort entfernt ist. Bei einer Umquartierung hingegen verbleibt das Nest in unmittelbarer Nähe des ursprünglichen Standortes. Der neue Standort ist nur wenige Meter entfernt, sodass das Volk in seinem gewohnten Lebensraum bleiben kann. Der neue Standort sorgt aber dafür, dass es keine Konflikte mehr mit den menschlichen Nachbarn gibt.

 

  2018 2019 2020 2021 2022 2023
telefonische Beratungen 150 137 209 160 203 188
Ortsbesichtigungen 20 8 6 0 1 1
Umsiedlungen / Umquartierungen 6 5 5 2 3 3

Die Anzahl der Beratungen lässt keine Rückschlüsse zu, ob es sich um ein „starkes“ oder „schwaches“ Wespenjahr handelte, vielmehr überwiegen organisatorische Gründe. So war die Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde in den Jahren unterschiedlich und muss weiter optimiert werden, damit für die geschützten Insekten das Überleben gesichert wird.

 

Trotz aller Bemühungen und Argumente beibt ein kleiner Anteil der Hilfesuchenden Menschen beratungsresistent. Aufklärungsgespräche bringen in diesen Fällen keine Lösung, und es werden Bekämpfungsmaßnahmen verlangt oder eigenmächtig organisiert, obwohl sie verbeidbar wären.

 

Wichtig für den Schutz der Hautflügler sind nicht nur Aufklärungsgespräche im Fall von Konflikten, sondern auch im Rahmen von Umweltbildungsangeboten. Sabrina Rötsch vom NABU Leipzig ist Sachverständieg für Hautflügler und informiert gerne Jung und Alt über Bienen, Hummeln, Wespen, Hornissen und auch andere Insekten sowie über den Schutz ihrer Lebensräume. Fotos: NABU Leipzig

 

Schutz der Insektenvielfalt

Die Hautflüglerberatung des NABU Leipzig hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur in Konfliktfällen zu helfen, sondern auch über die Bedürfnisse der Insekten aufzuklären und für ihren Schutz zu werben. Dafür bietet der NABU Leipzig auch Umweltbildungsangebote an. Jung und Alt können sich über das Leben der Insekten und über praktische Schutzmöglichkeiten informieren. Mit seiner Aufklärungskampagne über Hautflügler hatte sich der NABU Leipzig 2023 für den Zukunftspreis des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft beworben, im Oktober wurde mitgeteilt, dass der NABU Leipzig die Fachgremien überzeugen konnte und zu den Trägern des Preises eku idee 2023 in der Kategorie „Zivilgesellschaft“ gehört, verbunden mit einem Preisgeld.

 

Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit sind Schutz oder Schaffung der Insektenlebensräue, denn der Erhalt dieser heimischen Natur ist die entscheidende Grundlage für das Überleben der Insektenarten. Leider gehen viele Lebensräume in der Stadt durch rücksichtslose Flächenversiegelung verloren. Vorhandene Grünflächen sind zudem oft naturfern gestaltet und werden viel zu intensiv gepflegt. Den Insekten fehlen heimische Pflanzen und Plätze für Eiablage und Überwinterung. Daher engagiert sich der NABU Leipzig auch für eine naturnahe Pflege von Grünflächen in der Stadt, für die Schaffung neuer Lebensräume und für den Biotopverbund.

 

Blumenwiese. Foto: Wheattree/pixabay
Wiesen müssen insektenfreundlich gepflegt werden, heimische Pflanzenarten sollen möglichst das ganze Jahr über Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten bieten.

 

Preisgekrönte Aufklärungsarbeit

Hornissennest.
Hornissennest.

Das Insektensterben schreitet weiter fort, trotzdem bestehen noch immer viele Vorurteile gegenüber Stechimmen wie Wildbienen, Hummeln, Hornissen und Wespen, Wissenslücken zum richtigen Verhalten und Beratungsbedarf zur Förderung. Seit 2018 berät der NABU Leipzig zu allen Fragen rund um Hautflügler. Dies umfasst in den meisten Fällen Konflikte mit Wespen, Hornissen und Hummelnestern. Mit der bestehenden Hautflüglerberatung des NABU Leipzig gibt es ein etabliertes Angebot, welches aufzeigt, dass der Bedarf vorhanden ist.

Durch das Beratungsangebot können häufige Vorurteile und Ängste ausgeräumt werden, sodass ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Im Notfall können Nester von Hummeln und Wespen auch schonend umgesiedelt werden.

 

Auch zu Wildbienen berät der NABU Leipzig. Da Nisthilfen für Insekten nur wenigen nicht gefährdeten Arten dienen, liegt der Schwerpunkt bei der Beratung auf der Förderung von gefährdeten erdnistenden Wildbienenarten und der Bereitstellung von Nahrungsquellen im Umfeld. Es wurde bereits der Botanische Garten der Universität Leipzig, ein Sportverein, Kleingartenvereine, Firmen sowie das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig erfolgreich zur Förderung von Hautflüglern mit Umsetzung von funktionalen Sandarien und Nahrungsquellen im räumlichen Zusammenhang beraten. Außerdem hat der NABU Leipzig ein ausführliches Informationsangebot über Wildbienen im Internet, das 2021 ebenfalls mit dem eku-Zukunftspreis ausgezeichnet wurde.

 

Sandlinse.
Sandlinse.
Nistplatz der Frühlings-Seidenbiene.
Nistplatz der Frühlings-Seidenbiene.
Heimische Pflanzen als Nahrungsquelle.
Heimische Pflanzen als Nahrungsquelle.

Die Hautflüglerberatung des NABU Leipzig wird gern und gut genutzt, ab 2024 soll es ausgebaut werden, wobei das Preisgeld des eku-Zukunftspreises eine Unterstützung sein wird. Zudem wird eine noch bessere Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde der Stadt Leipzig angestrebt. Ein Schwerpunkt soll die Umweltbildung in Schulen und Kitas sein.

 

Nest der Mittleren Wespe an einer Schule.
Nest der Mittleren Wespe an einer Schule.
Nest am neuen Standort.
Nest am neuen Standort.
Einige Wochen später.
Einige Wochen später.

WEITERE INFORMATIONEN


Insekten

 

Der Schutz der Insekten ist ein wichtiges Anliegen des NABU. Entscheidend dabei ist der Erhalt geeigneter Lebensräume – und dabei kann jeder helfen. Blühende Wiesen statt kurzgemähter Rasen, wilde Ecken statt aufgeräumte Gärten, Verzicht auf Insektengifte – es gibt viele Möglichkeiten, wie jeder einen kleinen Beitrag zum Lebensraum- und Insektenschutz leisten kann. mehr



Foto: Beatrice Jeschke
Foto: Beatrice Jeschke

„mein Biotop“

 

Die Mitmachaktion „mein Biotop“ soll dem Verlust natürlicher Lebensräume etwas entgegensetzen, jeder kann einen praktischen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität leisten. Mit dem Projekt soll gezeigt werden, wie bereits mit einfachen Mitteln wichtige Biotope entstehen können. Jeder kann mitmachen und so können sich an vielen Stellen in Leipzig Lebensräume und Biotoptrittsteine entwickeln. mehr



Foto: Hans-Joachim Kietz
Foto: Hans-Joachim Kietz

Buntes Grün

 

Während Leipzig wächst, schrumpft der Lebensraum in der Stadt für Tiere und Pflanzen. Die Stadtnatur wird dem Bauboom geopfert – das hat auch negative Folgen für das Stadtklima und das Wohlbefinden der Menschen. Zum Ausgleich für verlorenes Grün, können Blühflächen und neue Gehölzgruppen angelegt werden. Der NABU bietet dabei seine Beratung an. Machen Sie mit: Schaffen Sie Lebensräume in der Stadt! mehr