Nachtlebewesen auf der Spur

Spannende Informationen über Fledermäuse und Glühwürmchen

Der NABU Plaußig-Portitz war aus Leipzig mit der NAJU-Kindergruppe „Parthefrösche“ an die Mulde gereist, um vom erfahrenen NABU-Fledermausexperten Rolf Schulze Interessantes und Kurioses über das Leben der Fledermäuse zu erfahren. Rolf Schulze hatte die „Parthefrösche“ im NABU-Fledermauskabinett in Hohenprießnitz um sich geschart. Es war zwar schon spät am Abend, doch eine Frage machte die Kinder hellwach: „Was machen Fledermäuse, wenn sie pullern müssen?“

Wenn sie nicht gerade nachts im Flug auf Insektenjagd sind, hängen sie vielfach mit dem Kopf nach unten in ihren Quartieren. Dabei schießt den Säugetieren weder Blut in den Kopf noch müssen sie Muskelkraft für ihre mitunter mehrstündigen Hängepartien aufwenden. Die Natur hat es so eingerichtet, und die jungen Zuhörer, eigene Turnerfahrungen vor Augen, hörten es mit großem Interesse. Und wenn die Fledermäuse Wasser ablassen müssen, dann drehen sie sich einfach für einen Moment um, um nach ihrem Geschäft wieder ihre hängende Ausgangsposition einzunehmen, macht Rolf Schulze an einem Plüschtier vor.

Und weil man schon beim Thema ist, erklärt Rolf Schulze auch noch schnell den Jüngsten, wie sich Mäuse- von Fledermauskot unterscheiden lässt, wodurch man oftmals die Anwesenheit der verborgen lebenden Fledermäuse feststellen kann: Der Fledermauskot ist krümelig und lässt sich leicht zwischen den Fingern zerreiben, der Kot der Nager ist hingegen oft knochenhart. Fledermauskot ist übrigens ein begehrter Gartendünger.


Im NABU-Fledermauskabinett in Hohenprießnitz. Fotos: Mario Vormbaum


Winterschlaf mit Harem

Der Praxistest erfolgt wenig später im Schein einer Taschenlampe auf dem Dachboden der Kirche in Hohenprießnitz. Dorthin war die Gruppe der Naturschutzinteressierten bei Einbruch der Dunkelheit über steile Holzstiegen gelangt. Unter dem Dach der Kirche befindet sich die Wochenstube dutzender Fledermäuse. Ein Graues Langohr unterzog sich unter den neugierigen Blicken der Kinder seiner „Morgentoilette“, um später außerhalb der Kirche auf Insektenjagd zu gehen. Diese Fledermausart ernährt sich hauptsächlich von Tagfaltern, die sich zum Schlafen unter Blätter begeben. Doch das Graue Langohr findet auch diese Verstecke und pflückt die Schmetterlinge im Rüttelflug ab. Unter dem Dach der Kirche wird die Beute anschließend verspeist.

Jetzt im Juni bekommen die Fledermausmütter, so Schulze, alle zur gleichen Zeit und in der Regel ein Kind. Die Fledermausmänner kommen laut Aussage des Fledermausexperten erst wieder ins Spiel, wenn der Nachwuchs die Wochenstuben im August verlassen hat. Dann rufen die männlichen Wesen laut nach Frauen ihrer Art und verbringen jeweils mit einem Harem zusammen den Herbst, ehe danach Winterschlaf gehalten wird. In Asien, so Schulze, gelten Fledermäuse im Haus als Glücksbringer. Hierzulande sei leider der beste Schutz für Fledermäuse, dass die meisten Menschen nicht wüssten, dass Fledermäuse in ihrer Umgebung leben. Und von wegen Ruinen, kaputte Dächer oder offene Viehställe: Fledermäuse mögen keine Zugluft, sondern „Saunatemperaturen“ in ihren Quartieren, wie beispielsweise im Dachgebälk der Kirche in Hohenprießnitz.

Leben und Tod liegen auch bei den Fledermäusen eng beieinander: Vier von fünf jungen Fledermäusen überleben nicht ihr erstes Lebensjahr - entweder weil sie sich nicht für den langen Winterschlaf in der kurzen Zeit von September und Oktober genügend Fettreserven anfressen können, weil sie aus Unerfahrenheit verunfallen oder leichte Beute für andere Tiere werden.


Tanz der Glühwürmchen

Nach dem Besuch auf dem Dachboden folgte ein Rundgang durch den nächtlichen Wald, geführt von Rolf Schulzes Tochter - die Biologin Ines Keller ist ebenfalls ehrenamtlich für den NABU tätig. Gesucht wurden jagende Fledermäuse, wobei ein Fledermausdetektor engesetzt wurde, der die Ultraschalllaute der Flugkünstler für das menschliche Ohr hörbar macht. Im Park des Schlosses Hohenprießnitz ließen sich an diesem Abend an einem Gewässer jagende Mücken- und Bartfledermäuse ausmachen.

Außerdem erfuhren die jungen Naturschützer, dass Glühwürmchen nach einer dreijährigen Larvenzeit nur noch eine Woche zu leben haben, bevor ihr Leuchten für immer verlischt. Ines Keller erklärte auch, dass sich die kleinen Larven der Glühwürmchen von Nackt- und Gehäuseschnecken ernähren, die sie mit einem Giftbiss erbeuten und dann innerhalb eines Tages fressen. Die beute ist dabei viel größer, als die Insektenlarve selbst: „Das ist so, als wenn ihr auf einmal eine kleine Kuh aufesst“, erklärte die Biologin. Das sorgt bei den jungen Zuhörern noch einmal für große Augen, bevor diese dann bei den Allerjüngsten noch während des nächtlichen Rundgangs für diesen Tag zuklappten. Da hilft es dann auch nicht mehr, dass auf dem Rückweg leuchtende Glühwürmchen durch das Unterholz des Schlossparks tanzen.