Wildvogel in Not!?

Manchmal macht erst menschliche Ungeduld einen Jungvogel zum Pflegefall

Jedes Jahr zur Brutzeit häufen sich Fundmeldungen über scheinbar hilflose Jungvögel und andere Tierkinder, die aus dem Nest gefallen sind. Man sollte solche Tiere auf keinen Fall gleich aufnehmen, sondern erst einige Zeit beobachten und sie an Ort und Stelle belassen.

 

Hilfsbedürftig

Dieser Kernbeißer war gegen eine Glasfassade geflogen und wurde von der Wildvogelhilfe wieder gesund gepflegt. Fotos: NABU Leipzig

Nicht hilfsbedürftig

Dieser junge Waldkauz saß am Boden und wurde von besorgten Tierfreunden mitgenommen. Sie haben die Wildvogelhilfe aber noch rechtzeitig informiert, so dass der Jungvogel vor Ort wieder auf einen Ast gesetzt werden konnte, wo ihn seine Eltern weiter versorgt haben.


 

In den meisten Fällen, zu denen die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig gerufen wird, besteht gar keine Gefahr für die Jungvögel. Ein gerade flügge gewordener Vogel erscheint hilflos, wird aber von seinen Eltern auch außerhalb des Nestes weiter gefüttert. Doch vielen besorgten Menschen dauert es zu lange, zu beobachten, ob die Eltern noch da sind. Aus Unkenntnis fühlen sich viele Vogelfreunde dann als Retter in der Not und nehmen die Tiere mit nach Hause, ohne zu wissen, dass sie damit den Vogeleltern die Jungen wegnehmen und ohne zu wissen, was sie mit den kleinen Tieren eigentlich machen sollen. Oftmals sind die Tiere schon über viele Stunden oder Tage bei menschlichen Ersatzeltern untergekommen, bevor sie in professionelle Hände gelangen, so dass die Rückgabe an die Vogeleltern dann nicht mehr möglich ist. Der NABU kann in seinen Auswilderungsvolieren die Vögel wieder fit machen für ein Leben in Freiheit.

 

Mauersegler, Mehlschwalbe und Haussperling (v.l.n.r.) gehören zu den häufigsten Pflegevögeln. Fotos: NABU Leipzig

 

Anders als gesunde Vogelkinder sind einige verunglückte Wildvögel wirklich in Gefahr, zum Beispiel wenn sie gegen eine Glasfassade oder ein Auto geflogen sind. Solche Anflugtraumata können gut behandelt werden. Auch Vögel, denen bei Gebäudesanierung oder Baum- und Heckenschnittmaßnahmen die Brutplätze genommen wurden oder die von Katzen angegriffen wurden, sind ein besonderer Fall, der nicht als natürlicher Verlauf betrachtet werden kann und bei dem menschliche Hilfe erforderlich ist. Weitere Informationen

 

Schnelle Hilfe für Vogelfinder

Ob wirklicher Notfall oder voreilige Tierliebe – die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig steht in jedem Fall als Ansprechpartner gern zur Verfügung und ist über das Notfalltelefon 0341 927 62 027 erreichbar. Um Menschen bei einem Vogelfund eine Orientierungshilfe zu geben, hat der NABU Leipzig eine Info-Grafik mit den wichtigsten Fragen und Antworten gestaltet:

 

Die Infografik des NABU Leipzig gibt es im handlichen Flyerformat in der NABU-Naturschutzstation oder auch als Download.

 

Ist der Vogel verletzt?

Verletzte Vögel können in der Wildvogelhilfe Leipzig nicht medizinisch versorgt werden. Offensichtlich verletzte Vögel deshalb bitte einem Tierarzt vorstellen, in Leipzig ist das beispielsweise in der Universitätsklinik für Vögel und Reptilien oder in der Kleintierklinik Dr. Jähnig möglich. Nach der Behandlung können sich die Tierärzte an die Wildvogelhilfe wenden, um die weitere Pflege und Auswilderung zu besprechen. Je nach Kapazität kann der NABU die Vögel zur Pflege übernehmen. Umgang mit gefundenen Wildvögeln

 

Hier gibt es weitere Informationen, wenn die Wildvogelhilfe Leipzig nicht erreichbar ist:


  • Telefonisch ist die Wildvogelhilfe Leipzig 16 - 18 Uhr erreichbar. Mittwochs, samstags und sonntags ist leider kein Telefondienst möglich.
  • Beim Fund hilfsbedürftiger Vögel oder bei Fragen zum Vogelschutz bitte anrufen: 0341 927 62 027
  • Bitte den Anrufbeantworter nutzen!
  • Während Vogelrettung und Fütterung sind Telefonate leider nicht möglich.
  • Wir bemühen uns zurückzurufen, sofern es das Arbeitsaufkommen zulässt.
  • Zur Vogelbrutzeit kann aufgrund der Vielzahl von Anrufen und Rettungseinsätzen ein Rückruf nicht garantiert werden.
  • Die NABU-Naturschutzstation in der Corinthstraße ist keine Annahmestelle für Fundtiere. Bitte die Wildvogelhilfe anrufen!
  • Fundvögeln bitte kein Wasser in den Schnabel geben! Es kann in die Atemwege der Vögel gelangen und führt dann zum Ertrinken.

 

Wildvogelhilfe braucht Hilfe

Die Wildvogehilfe Leipzig arbeitet ehrenamtlich, Menschen sind hier unentgeltlich in ihrer Freizeit aktiv für die hilfsbedürftigen Tiere. Futter und Material werden aus Spenden finanziert. Vögel können nur aufgenommen werden, solange Unterbringungskapazitäten, Arbeitskraft und Geld für Futter ausreichen. Die Versorgung der Pflegetiere erfolgt überwiegend mit Insekten, deren Kauf mit recht hohen Kosten verbunden ist. Daher müssen je nach Gesundheitszustand der Vögel Futterkosten von ca. 10 bis 20 Euro pro Tier und pro Woche finanziert werden. Der NABU Leipzig bittet dafür um Spenden – bitte Verwendungszweck „Wildvogelhilfe“ angeben.

 

Herzlichen Dank an alle Unterstützer!

 

Jedes Jahr versorgt die rein ehrenamtlich arbeitende Wildvogelhilfe Leipzig mehrere hundert Vögel verschiedener Vogelarten:

 

Fundursachen

Seit Projektstart hat die Wildvogelhilfe Leipzig alle Fundumstände dokumentiert. In der Übersicht sind die Gründe dargestellt, warum Vögel Hilfe benötigen:

Fundursachen stationär aufgenommener Vögel in der Wildvogelhilfe Leipzig 2013 – 2023

 

Anzahl Anteil Ursache
582 17,7 % Vogelschlag an Glas
520 15,9 % Hitzeopfer, Sturz aus Dachbrutplatz
402 12,3 % Katzenangriff
296 9,0 % Verkehrsopfer
239 7,3 %

Sanierungsopfer, Nestzerstörung

201 6,1 % unselbständig elternlos
165 5,0 % Altvogel verletzt, Ursache unbekannt
146 4,5 % Übernahme von Tierarztpraxen
107 3,3 % Naturentnahme unbegründet
105 3,2 % unbeabsichtigte Nestzerstörung
94 2,9 % Nestraub durch natürlichen Feind
92 2,8 % Jungvogel verletzt, Ursache unbekannt
71 2,2 % Klebefallenopfer
56 1,7 % verschnürter Vogel, bspw. Angelköder
54 1,6 % verirrt im Gebäude
45 1,4 % Nestabsturz wetterbedingt
43 1,3 % Hundeangriff
29 0,9 % Schussopfer, Pfeile, Diabolo etc.
23 0,7 % Winteropfer, Kälteopfer
9 0,3 % verfangen in Stacheldraht
3.279    

 

Kostenintensive Fütterung

Wer ein Wildtier aufnimmt, übernimmt die Verantwortung dieses auch artgemäß zu pflegen und zu füttern. Es ist verständlich, dass Tierfreunde einem Vogel helfen möchten, aber es ist notwendig, sich dazu ausreichend bei Fachleuten zu informieren. Futtermittel aus Zoofachgeschäften sind oftmals ungeeignet, auch wenn sie als „Nestlingsfutter“ oder „Wildvogelfutter“ angepriesen werden. Notwendig sind stattdessen frischtote Insekten, beispielsweise Heimchen. Ein solches artgerechtes Futterangebot ist aufwändig und kostenintensiv, weshalb der NABU Leipzig um Spenden für die Wildvogelhilfe bittet. Weitere Informationen

 

AUS DER WILDVOGELHILFE